Der frisch gekürte deutsche Meister Werder Bremen hat mit einer blamablen Vorstellung die riesige Fußball-Begeisterung in der Hansestadt erheblich getrübt. Eine Woche nach dem Meisterstück in München verlor das Team von Trainer Thomas Schaaf das letzte Saison-Heimspiel nach einer indiskutablen Abwehrleistung mit 2:6 (0:3) gegen Bayer Leverkusen. Die 43 000 Zuschauer im ausverkauften Weserstadion quittierten während der Partie die erste Niederlage nach 27 Pflichtspielen sogar mit Pfiffen. Die Image schädigende Pleite beendete zugleich den Bremer Traum vom Bundesliga-Punkterekord.
Gefeiert wird trotzdem
Der Schlusspfiff war gleichwohl der Startschuss für die seit einer Woche geplanten Feierlichkeiten mit der Übergabe der Meisterschale durch DFL-Präsident Werner Hackman und DFB-Teamchef Rudi Völler im Stadion sowie der offiziellen Meisterfeier an diesem Sonntag auf dem Rathausplatz. Doch selbst die Werder-Verantwortlichen kritisierten den unprofessionellen Auftritt der Bremer Profis, die mit bunt gefärbten Haaren aufliefen und dabei ein «blaues Wunder» erlebten. «So eine Vorstellung ist eines Meisters nicht würdig. Das war ein bunter Haufen, der sich zum Fußball getroffen hat», lautete der Halbzeit-Kommentar von Sportdirektor Klaus Allofs.
Bayer Leverkusen wahrt Chance auf die Champions League-Qualifikation
Bayer Leverkusen wahrte durch den siebten Auswärtssieg die Chance auf die Champions League-Qualifikation. Der dreifache Torschütze Franca (7./13./61.) erzielte seine Saisontore 12 bis 14 und war der überragende Akteur auf dem Platz. Daniel Bierofka (13.), Dimitar Berbatow (65.) und Oliver Neuville (80.) trafen ebenfalls für das ersatzgeschwächte Team von Trainer Klaus Augenthaler. Das Kabinen- Donnerwetter von Werder-Coach Schaaf verpuffte nach zehn Minuten. Ein Doppelschlag von Mladen Krstajic (50.) und das 28. Saisontor von Ailton (53.) konnten nach dem Seitenwechsel die Stimmung auf den Rängen nur kurzfristig verbessern.
Besonders «Toni» Ailton, der zum letzten Mal im Werder-Trikot im Weserstadion auflief, hatte sich einen anderen Abschied von den Fans vorgestellt. Doch der künftige Schalker Stürmer wurde von seinen Mitspielern völlig in Stich gelassen. Die Leverkusener gewannen fast jeden Zweikampf und konnten ungehindert durch die löchrige Werder- Deckung marschieren. Dabei musste Augenthaler auf Weltmeister Lucio (Knieverletzung), Yildiray Bastürk (gesperrt) und nach dem Warmlaufen auch auf Juan verzichten.
Nur Schaaf bewies bei der höchsten Saison-Niederlage Größe. Neben Ailton, der die 90 Minuten durchspielte, durften sich auch die eingewechselten Edelreservisten Markus Daun, Holger Wehlage und Viktor Skripnik von den Bremer Zuschauern verabschieden. Alle drei verlassen den deutschen Meister.