Bundesliga Wenig Tore, viele Verletzte, schwache Leistungen

Ausgelaugt, verletzt, formschwach - eine beträchtliche Zahl von Bundesliga-Profis befindet sich nach acht Spieltagen in bedauernswertem Zustand.

Selbst das zu Saisonbeginn hoch gelobte Starensemble von Titelverteidiger FC Bayern München bereitet den Fans derzeit keinen Spaß und hat sich wegen ausufernder Personalprobleme mit Müh’ und Not in die Länderspiel-Pause gerettet. Dank des schwer erkämpften 2:0 über den VfL Wolfsburg verteidigte die ohne neun Verletzte angetretene Elf von Trainer Felix Magath ihre Spitzenposition (21 Punkte) vor dem SV Werder Bremen (19).

In den Samstag-Spielen fielen lediglich 14 Tore, bis zur Halbzeit gar nur magere vier. Keine gute Visitenkarte für die Offensiv-Reihen, die derzeit größtenteils saft- und kraftlos wirken. Lediglich im Top-Spiel Hertha BSC - Bremen sahen die Fans eine mitreißende Partie, in der Werder trotz des Ausfalls von fünf Stammkräften mutig offensiv agierte. "Meine Spieler haben nach 70 Minuten nochmal nachgelegt und wurden dafür belohnt", meinte Trainer Thomas Schaaf erfreut über den späten 2:1-Erfolg durch Tim Borowski (85.) und Nelson Valdez (89.).

"Gott sei Dank haben wir diese 90 Minuten mit drei Punkten überstanden"

"Das sind die Knackpunkte in einer Saison, wenn du mit dem letzten Aufgebot und dem Torwart-Trainer im Tor gewinnst", erklärte dagegen Bayern-Manager Uli Hoeneß nach dem glanzlosen Sieg über Wolfsburg. Magath war einfach nur erleichtert, dass sein B-Team, in dem auch Michael Ballack und Oliver Kahn fehlten, die öde Partie dank der Tore von Roque Santa Cruz (67.) und Lucio (90.) sowie mit Vorruheständler Bernd Dreher im Kasten zu einem erfolgreichen Ende brachte: "Gott sei Dank haben wir diese 90 Minuten mit drei Punkten überstanden."

Nicht minder schwach war drei Tage nach der Champions-League-Gala gegen den AC Mailand die Vorstellung von Schalke 04 beim spielerisch limitierten, aber tapfer kämpfenden Aufsteiger Eintracht Frankfurt. Allein die stabile Defensive und die Treffsicherheit des Dänen Sören Larsen, der den Ball zum glücklichen 1:0 (64.) über die Linie drückte, bewahrte den Revierclub vor einer Enttäuschung. So bleiben die Knappen 14 Tage vor dem Top-Duell gegen die Bayern in der heimischen Arena ungeschlagen. "Es ist wichtig, auch die Spiele zu gewinnen, in denen man schlecht spielt", erklärte Larsen die Minimalisten-Taktik, die sich sonst vor allem die Münchner gern zu Eigen machen. Die Eintracht, nach der Niederlage ans Tabellenende gerutscht, trauerte einmal mehr den vergebenen Chancen nach. "Wenn man die Dinger nicht rein macht, kann man keinen Punkt holen", sagte Trainer Funkel, dessen Elf in acht Spielen erst drei Mal traf.

"Chaos"-Vorwürfe an das Management

Die Ausbeute der Mainzer ist nahezu ebenso dürftig. Bislang fünf Tore erzielten die "Spaßfußballer" von Jürgen Klopp, denen die große Belastung 41 Stunden nach dem UEFA-Cup-Aus gegen Sevilla nur in der ersten Halbzeit bei Borussia Mönchengladbach anzumerken war. Dennoch reichte es nach Zé Antonios Tor nicht mehr zum 1:1. Klopp ist wie fast alle seiner Trainer-Kollegen nach zahlreichen englischen Wochen dankbar für das 14-tägige Ruhen des Bundesliga-Spielbetriebs: "Wir müssen den Kopf frei kriegen und einmal die Beine baumeln lassen."

Leverkusen steht zwar tabellarisch besser da, dennoch ist bei Bayer die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Blamables Scheitern im UEFA-Cup bei ZSKA Sofia, schlapper Auftritt beim 1:1 gegen Arminia Bielefeld, "Chaos"-Vorwürfe an das Management, "Holzhäuser raus"-Rufe und noch immer kein neuer Coach in Sicht - der frühere Branchenriese taumelt. Und Interims-Teamchef Rudi Völler kann auch nicht alle Brandherde allein löschen. So machte er Vorwürfe in die falsche Richtung, um die Fehlentwicklung zu vertuschen. "Es ist für mich ein absoluter Witz, dass wir es nicht hinkriegen, dass alle Mannschaften, die donnerstags im UEFA-Cup aktiv waren, erst am Sonntag Bundesliga spielen."

"Wir haben nur Egoisten in der Mannschaft"

Auch in Hannover liegt vieles im Argen. Die Fans machten nach dem dürftigen 1:1 der 96er gegen den MSV Duisburg ihrem Unmut Luft und forderten die Entlassung von Trainer Ewald Lienen. Zudem scheint der verletzungsgeplagte Kader zerstritten. "Wir haben nur Egoisten in der Mannschaft", schimpfte Thomas Brdaric. Sein Zorn richtete sich gegen Mitspieler Jiri Stajner. Der Tscheche schnappte sich den Ball, aber er scheiterte per Elfmeter an Georg Koch und vergab den Sieg. Während Stajner in Hannover zum Buhmann gestempelt wurde, avancierte in Nürnberg Stefan Kießling zum Retter. Mit seinen beiden Toren zum 2:1 gegen den 1. FC Köln bescherte er dem "Club" mit den ersten "Dreier" der Saison und erlöste seinen Trainer Wolfgang Wolf: "Stefan hat den Unterschied gemacht und Lukas Podolski in den Schatten gestellt."

Ulli Brünger/DPA

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