Mit seinem Tor sechs Minuten vor dem Schlusspfiff hat Igor de Camargo im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga Borussia Mönchengladbach neue Hoffnung gegeben. Durch den späten Treffer des belgischen Nationalspielers machte das Tabellenschlusslicht Boden auf Stuttgart und Köln gut. Nach dem 1:0 (0:0)-Sieg sind die Gladbacher nun mit 16 Zählern punktgleich mit dem Vorletzten VfB Stuttgart. Drei Punkte sind es noch bis auf einen Relegationsplatz, den die Kölner belegen. Die Frankfurter warten weiter auf das erste Erfolgserlebnis im neuen Jahr.
Vor 43.700 Zuschauern in der Commerzbank-Arena waren die Frankfurter über das gesamte Spiel gesehen die bessere Mannschaft. Die Borussia spielte erst nach der Pause richtig Fußball und kam über Kampf in Spiel. So gesehen war der Erfolg dann doch noch verdient. Frankfurt gelang in den letzten fünf Spielen nur ein mageres Tor - dieser Treffer reichte immerhin für drei Punkte gegen Spitzenreiter Borussia Dortmund. Gegen den Tabellenletzten blamierten sich die Hessen.
"Das war ein guter Konter. Aber auch wir hätten gewinnen können", sagte Frankfurts Trainer Skibbe. "Wir haben viele gute Tormöglichkeiten herausgespielt. Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht, aber am Ende verloren."
Schon 20 Minuten vor Schluss hatte de Camargo schon einmal gejubelt, doch seinen Kopfball wehrte Eintracht-Keeper Oka Nikolov 20 Minuten vor dem Schlusspfiff spektakulär ab. Ob vor oder hinter der Linie blieb unklar. Selbst die TV-Zeitlupe konnte keine Klarheit schaffen. Es war aber wohl kein Tor.
Vor der Pause gab die Eintracht den Ton an. Im 200. Bundesliga- Spiel von Trainer Michael Skibbe spielten die Frankfurter gefällig, waren die weitaus bessere Mannschaft. Doch Tore gab es zunächst nicht. "Wir sind nicht aggressiv genug", klagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl in der Pause.
Gladbach wacht nach der Pause auf
Allein der abwanderungswillige Brasilianer Caio, der unter der Woche für drei Millionen Euro nach Moskau hatte wechseln wollen, hätte mit Toren viel Werbung in eigener Sache machen können. Sein Wechsel nach Russland war nach dem Medizincheck geplatzt, gegen Gladbach war er topfit, aber glücklos. Erstmals knallte er nach neun Minuten das Leder gefährlich auf das Tor der Gladbacher. Dann ging ein Freistoß (21.) knapp vorbei. In der 33. Minute traf er sogar den Pfosten. Zwei Minuten vor der Pause wäre er beinahe mit einem Freistoß erfolgreich gewesen. Skibbe konnte es kaum glauben.
Die Gladbacher zeigten eine desolate Leistung, hatten aber doch eine gute Chance. Idrissou verlängerte kurz vor dem Wechsel nach einer Ecke, der Ball rutschte de Camargo über den Scheitel. Dahinter stand Neustätter, ebenfalls chancenreich. "Solche Geschenke muss man annehmen", klagte Eberl.
Nach der Pause waren die Gladbacher viel besser drauf. Matmour kam für den enttäuschenden Hanke. Und der Neue hätte sich Sekunden nach seiner Einwechslung beinahe gut eingeführt, doch Eintracht-Torhüter Nikolov hielt stark. Kurzweiliger wurde die Begegnung, die Gladbacher Profis zeigten eine bessere Berufsauffassung. Viel früher störten die Gäste, hatten urplötzlich mehr vom Spiel. Das war das Erfolgsrezept.
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Das Derby verloren, den Sprung vom 17. Platz verpasst: Der VfB Stuttgart hat durch ein verdientes 0:1 (0:1) gegen den SC Freiburg einen empfindlichen Rückschlag im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga kassiert. Dank des zweiten Saisontreffers von Johannes Flum in der 24. Minute gewannen die Freiburger zum ersten Mal seit fast 17 Jahren in Stuttgart und stellten damit die neue ungewohnte Fußball-Hierarchie im "Ländle" eindrucksvoll unter Beweis.
Die taktisch überlegenden Badener bewegen sich als Tabellensechster mit 33 Punkten weiter in den Europacup-Regionen, die Schwaben bleiben nach der ersten Niederlage in der Rückrunde auf einem Abstiegsplatz.
Vor dem Spiel hatte der VfB Schals mit der Aufschrift "Niemals 2. Liga" an alle seine Anhänger unter den 38 600 Zuschauern verteilt. Doch die Spieler taten auf dem Platz alles dafür, dass die Angst vor dem Absturz noch größer wurde. Keine Ideen, technische Mängel, Fehlpässe - schon nach wenigen Minuten trieb die Vorstellung seiner Mannschaft Trainer Bruno Labbadia die Zornesröte ins Gesicht. Wild gestikulierend kommentierte er jeden Fehler seines Personals.
Dagegen durfte Freiburgs Trainer Robin Dutt das Geschehen auf dem Rasen gelassen beobachten. Dabei fehlten ihm wieder acht Spieler. Dennoch hatte er immerhin eine Überraschung vor dem Anpfiff parat: Anderthalb Wochen nach seinem Muskelfaserriss durfte Torjäger Papiss Cissé wieder ran.
Und der Senegalese, der in dieser Saison bereits 15 Mal getroffen hatte, bewies sofort seine Torgefährlichkeit: In der zweiten Minute prüfte er mit einem Schuss aus 25 Metern VfB-Keeper Sven Ulreich.
Dutts personell geschwächtes Aufgebot agierte alles andere wie eine Verlegenheits-Mannschaft. Im Gegenteil: Taktisch hervorragend eingestellt, ließen die Breisgauer die Stuttgarter kaum zur Entfaltung kommen.
Harnik vergibt die Chance zum Ausgleich
Hinten standen die Freiburger vor allem dank Abräumer Cedrick Makiadi sicher, im Angriff kombinierten sie beinahe nach Belieben. So auch beim Führungstreffer, als Flum (24.) eine Gemeinschafts-Aktion mit Jan Rosenthal und Maximilian Nicu erfolgreich abschloss. Bis auf einen Schuss von Ciprian Marica (22.), den Freiburgs Torwart Oliver Baumann abwehrte, und ein Freistoß von Daniel Didavi (38.) war vom VfB nichts zu sehen. "Die Spieler wirken wie gelähmt", sagte VfB- Clubchef Erwin Staudt in der Pause im Pay-TV-Sender "sky"
Auch nach dem Wechsel änderte sich nichts. Außer Engagement hatten die Stuttgarter kaum etwas zu bieten. VfB-Coach Labbadia brachte Timo Gebhart und "Joker" Martin Harnik, um die Offensive zu beleben. Immerhin sorgte zumindest Harnik für ein wenig Schwung.
Er war es auch, der die bis dahin beste Möglichkeit des VfB einleitete, als er den ebenfalls eingewechselten Sven Schipplock nach einem Flum-Fehler bediente. Doch Schipplock (75.) scheiterte an SC- Schlussmann Baumann. Doppeltes Pech für die Stuttgarter kurz vor dem Ende: Schiedsrichter Jochen Drees ahndete zunächst ein Handspiel von Freiburgs Heiko Butscher (82.) im Strafraum nicht. Dann schaffte es Harnik eine Minute vor dem Ende es nicht, den Ball aus vier Metern ins Tor zu schieben.
kbe/DPA