Die Fußballer des Hamburger SV haben in ihrer ersten Zweitliga-Saison die sicher geglaubte Bundesliga-Rückkehr durch eine grottenschlechte Rückrunde verspielt. Als nach einem durchwachsenen Start mit Heimpleiten gegen Holstein Kiel und Jahn Regensburg Trainer Christian Titz nach zehn Spieltagen durch Hannes Wolf ersetzt wurde, ging es für den HSV zunächst nur bergauf. Doch der Halbzeit-Meister legte eine Rückrunde zum Vergessen hin und verpasste mit der Bilanz eines Absteigers (16 Punkte aus 16 Spielen) schon am vorletzten Spieltag das Saisonziel.
Fußball-Idol Uwe Seeler leidet mit dem HSV. "Ich habe natürlich bis zuletzt gehofft, aber nach den letzten Spielen war die Hoffnung nicht mehr so groß. Jetzt bin ich natürlich sehr enttäuscht. Weiter 2. Liga ist für Hamburg nicht schön und für mich natürlich auch nicht", sagte Seeler am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Ich selbst kann ja leider nicht mehr helfen", fügte der 82 Jahre alte ehemalige HSV-Profi und -Präsident mit Galgenhumor hinzu.
Die Hauptschuldigen für den sportlichen Absturz nach zuletzt acht Spielen ohne Sieg wollte "Uns Uwe" nicht namentlich benennen. "Die Verantwortlichen wissen sicher Bescheid, warum es nicht gereicht hat", meinte Seeler. Er ließ aber durchblicken, dass er den Kader nach dem Abstieg im Vorjahr vollzogenen Umbruch nicht für ausgewogen genug besetzt hält. "Wir waren weder vorne noch hinten sattelfest", stellte Seeler kritisch fest.
Magath fordert Konsequenzen beim HSV
Felix Magath hält Konsequenzen beim kriselnden Fußball-Zweitligisten für unausweichlich. "Es sind beim HSV viele falsche Entscheidungen getroffen worden. Wer übernimmt jetzt die Verantwortung?", fragte der 65 Jahre alte frühere Profi, Trainer und Manager des hanseatischen Traditionsclubs am Montag via Facebook. "Vor Wochen wollte niemand beim HSV kritische Töne hören", fügte Magath hinzu. "Was für ein Desaster. Mir blutet das Herz", schrieb Magath über den Absturz des Herbstmeisters, der in der Rückrunde nur 16 Punkte aus 16 Spielen geholt hat. Er habe sich nicht vorstellen können, "dass der HSV am vorletzten Spieltag gegen Paderborn (Aufsteiger aus der 3. Liga!) nicht gewinnt. Jetzt bin ich sprachlos", betonte Magath.
Uli Stein sieht Frankfurt als HSV-Vorbild
Für den früheren Fußball-Nationaltorhüter Uli Stein ist die positive Entwicklung bei Eintracht Frankfurt ein Vorbild für den Krisenclub Hamburger SV. "Vor sieben Jahren ist die Eintracht letztmals in die Bundesliga aufgestiegen und hat sich seither nahezu kontinuierlich weiterentwickelt, unter schwereren Rahmenbedingungen, als man sie in Hamburg vorfindet", sagte der Ex-Torwart, der lange Jahre für beide Bundesligavereine gespielt hat, in seiner "Kicker"-Kolumne (Montag). "Dieser Weg der Frankfurter zurück nach oben taugt als Vorbild für den taumelnden HSV."
Die Deutsche Presse-Agentur skizziert den Saisonverlauf des HSV bis hin zum bitteren Ende:
HSV-Spiele 1 bis 5
Der HSV startet trotz einer starken ersten Halbzeit mit einer 0:3-Heimpleite gegen Kiel in die Saison. Die Vereinsspitze um den Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann bewahrt aber Ruhe. Es folgen in Sandhausen und Dresden sowie daheim gegen Bielefeld und Heidenheim vier Siege in Serie. Alles scheint wieder in Ordnung.
Spiele 6 bis 10
Die Hamburger kassieren gegen Regensburg eine 0:5-Heimklatsche. Trainer Christian Titz gerät in die Kritik. In den folgenden vier Partien gibt es nur einen Sieg und drei 0:0-Spiele. Sportvorstand Ralf Becker sieht den Wiederaufstieg stark gefährdet und ersetzt Titz am 23. Oktober durch Hannes Wolf.
Spiele 11 bis 18
Mit einer Serie von sechs Siegen und einem Remis führt der neue Coach den HSV an die Tabellenspitze zurück. Im letzten Spiel vor Weihnachten verliert das Team aber beim 1:3 in Kiel jedoch erstmals unter Wolf. "Erster nach der Hinrunde, das gibt uns für den Moment ein gutes Gefühl", frohlockt Kapitän Aaron Hunt dennoch.
Spiele 19 bis 25
Nach drei knappen Heimsiegen, aber nur einem mageren Punkt aus den ersten drei Auswärtsspielen kommt es zu dem mit Spannung erwarteten Hamburger Stadtderby am Millerntor. Mit dem unverhofft deutlichen 4:0-Erfolg beim FC St. Pauli stellt der neue Stadtmeister HSV die Zeichen auf Aufstieg - denken die meisten!
Spiele 26 bis 32
Es kommt anders! Mit der unnötigen 2:3-Heimpleite nach 2:0-Führung gegen Darmstadt beginnt der unerklärliche Fall. Nur drei Punkte aus überwiegend schwachen sieben Spielen besiegeln den Absturz vom zweiten Rang auf Nicht-Aufstiegsplatz vier. Auch Wolf begeht Fehler und ist umstritten, darf aber weitermachen.
Spiele 33 bis 34
Die Partie beim Aufstiegsrivalen SC Paderborn gerät zum Fiasko. Die 1:4-Packung und das zeitgleiche 3:0 des Dritten Union Berlin sorgen dafür, dass der HSV die Relegation nur noch theoretisch schaffen kann. Dazu müsste er im Saisonfinale gegen Absteiger MSV Duisburg drei Punkte und 21 Tore aufholen. Wie soll das gehen?
