Das Fußball-Genie aus Gelsenkirchen tritt ab: die Stationen von Mesut Özils Karriere in Bildern | STERN.de

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Mit Arsenal London holt Özil vier Mal den englischen Pokal. Im November 2016 schießt er in der Champions-League-Gruppenphase gegen Ludogorez Rasgrad das wohl schönste Tor seiner Karriere. Was folgt, ist ein langsam beginnender sportlicher Abstieg. — Mit Arsenal London holt Özil vier Mal den englischen Pokal. Im November 2016 schießt er in der Champions-League-Gruppenphase gegen Ludogorez Rasgrad das wohl schönste Tor seiner Karriere. Was folgt, ist ein langsam beginnender sportlicher Abstieg.

© Georgi Licovski / Picture Alliance

Mesut Özil am Beginn seiner Karriere. Das Foto wurde im Juli 2006 aufgenommen. Der hochtalentierte 17-Jährige gehört seit einem Jahr zum Profikader von Schalke 04. Özil ist gebürtiger Gelsenkrichener. Seine Heimatstadt lässt er schnell hinter sich.

Die nächste Station führt ihn im Januar 2008 zu Werder Bremen. Dort spielt er unter anderem mit Diego (r. unten) und Claudio Pizarro zusammen (hinter Diego verdeckt). Knapp anderthalb Jahre später feiert er mit dem Gewinn des DFB-Pokals seinen ersten großen sportlichen Erfolg. Im Finale erzielt Özil das Siegtor.

Seine Karriere nimmt Fahrt auf. Im gleichen Jahr beruft Bundestrainer Joachim Löw den Hochbegabten das erste Mal in die Nationalelf. In einem Testspiel gegen Südafrika in Leverkusen schießt er das erste Tor für Deutschland (die Treffer in den DFB- Nachwuchsmannschaften nicht mit eingerechnet), und Miroslav Klose gratuliert.

Bei Mesut Özil geht es niemals nur um Fußball. Schon die Berufung in die Nationalelf wird zu einem Politikum, weil ihm die Fans und der Fußball-Verband aus der Heimat seiner Eltern die Entscheidung übel nehmen. Im EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei im Oktober 2010 wird er von knapp 40.000 türkischen Anhängern im Berliner Olympiastadion gnadenlos ausgepfiffen. Doch Özil bewahrt die Nerven und erzielt sogar ein Tor beim 3:0-Sieg.

Nach dem Spiel gegen die Türkei entsteht ein berühmtes Foto: Bundeskanzlerin Angela Merkel stattet der Umkleidekabine des Nationalelf einen Besuch ab und gratuliert Özil per Handschlag. Der deutschen Politik ist sehr daran gelegen, Özil als gelungenes Beispiel für eine gelungene Integration darzustellen.

Mesut Özil kann das vorerst egal sein. Er wechselt 2010 für geschätzte 18 Millionen Euro von Werder Bremen zu Real Madrid. Und wird dort zum Lieblingsvorlagengeber von Ronaldo.

Mesut Özil und Sami Khedira kicken zusammen bei Real. 2011 feiern sie den Gewinn der Copa del Rey, des spanischen Pokals. Insgesamt spielt Özil drei Jahre für die Königlichen und gewinnt neben dem Pokal Meistertitel und Supercup. Auch wenn der feine Techniker torgefährlich ist, seine große Kunst besteht darin, Tore genial vorzubereiten. 2013 wechselt er für 50 Millionen Euro von Real Madrid zu Arsenal London, was damals in Spanien für viel Unverständnis sorgt. Ronaldo schimpft am lautesten, weil er seinen genialen Passgeber verliert. Hintergrund ist, dass Özils Vater die Verhandlungen um eine Vertragsverlängerung durch Türknallen und überzogene Forderungen an die Wand gefahren hat. Kurz danach trennt sich Özil von seinem Vater als Berater.

Der große Triumph: Özil feiert mit André Schürrle und Mario Götze in Berlin den WM-Titel. Die Vorlage zum Siegtreffer durch Götze im Finale des Maracana-Stadions in Rio de Janeiro kam ausnahmsweise von Schürrle. Noch ist die Beziehung zum DFB und zur Nationalelf intakt, doch das wird sich später ändern.

Wenn Superstar Özil, wie hier zu einer Bambi-Verleihung in Berlin 2015, mit seiner damaligen Freundin, der Sängerin Mandy Capristo, auftaucht, sind die Boulevardmedien in heller Aufregung.

Mit Arsenal London holt Özil vier Mal den englischen Pokal. Im November 2016 schießt er in der Champions-League-Gruppenphase gegen Ludogorez Rasgrad das wohl schönste Tor seiner Karriere. Was folgt, ist ein langsam beginnender sportlicher Abstieg.

Dieses Foto leitet Özils Abstieg ein. Im Mai vor der Wel,eisterschafft in Russland lässt Özil sich mit dem in Deutschland umstrittenen türkischen Präsidente Recep Tayyip Erdogan ablichten. In der deutschen Öffentlichkeit werden Özil und Ilkay Gündogan, der bei der Fotosession ebenfalls dabei war, zerrissen. Bei einem Länderspiel in Klagenfurt kommt es zu üblen Pfiffen aus dem deutschen Fan-Block. Das Thema überschattet die ganze WM in Russland.

Es kommt zum Bruch zwischen dem DFB und Özil, der nach dem frühen Aus seinen Rücktritt erklärt und den DFB scharf kritisiert. Unter anderem wirft er dem Verband Rassismus vor. In der Tat geben der DFB und die Nationalelf ein teilweise beschämendes Bild ab, gleichzeitig gelingt es Gündogan, sich mit einer erklärenden Stellungnahme aus dem Schussfeld zu nehmen. Özil hingegen trägt mit seinem Verhalten zur Trennung bei. Für Bundestrainer Joachim Löw ist das Verhalten von Özil, seinem erklärten Lieblingsspieler, enttäuschend, zumal er sich immer schützend vor ihn gestellt hat. Bis heute weigert sich Özil , mit Löw zu reden.

Mit der unschönen Trennung endet eine so überaus erfolgreiche Nationalmannschaftskarriere im Streit. Özil kommt am Ende auf 92 Länderspiele und 23 Tore. Das Bild zeigt ihn im letzten Spiel bei der WM in Russland, wo Deutschland nach einer 0:2-Niederage nach der Vorrunde ausscheidet. Es zeigt die typischen hängenden Schultern, die man ihm zeit seiner Karriere immer wieder zum Vorwurf macht.

2019 heiratet Özil seine Freundin Amine Gülse in Istanbul, mit der mittlerweile zwei Töchter hat. Trauzeuge ist Erdogan, dem Özil die Treue hält. Sportlich spielt er bei Arsenal keine Rolle mehr.

Arsenal will den Großverdiener unbedingt loswerden. Zunächst weigert sich Özil, im Januar 2021 ist es aber so weit. Der mittlerweile 32-Jährige wechselt zu Fenerbahce Istanbul. Özil wird mit großem Bahnhof in der Türkei begrüßt. Sportlich findet Özil aber schon lange nicht mehr zu alter Stärke. Anderthalb Jahre später trennt sich Fenerbahce kühl vom einstigen Hoffnungsträger (hier in einem Europa-League Spiel gegen Eintracht Frankfurt). Özil wechselt noch einmal zum Istanbuler Klub Basaksehir, läuft aber nur vier Mal auf und bringt es auf lediglich 70 Minuten Einsatzzeit insgesamt. Zeit also, sich von der Fußball-Bühne zu verabschieden.

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