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DFB-Affäre Gekauftes Sommermärchen? Was ist sicher, was ist Spekulation

In der DFB-Affäre um eine Überweisung an die Fifa schlagen die Wellen hoch. War das Sommermärchen gekauft? In der hitzigen Debatte gehen Fakten und Behauptungen durcheinander. Ein Überblick.

Die Korruptionsaffären des Weltfußball-Verbandes Fifa haben mit voller Wucht den DFB erreicht und erschüttern den deutschen Fußball. Die Frage, die durch die Enthüllung des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" im Raum steht, lautet: Warum überwies das WM-Organisationskomitee im Jahr 2005 6,7 Euro an die Fifa? Das Magazin behauptet, dass die Überweisung eine versteckte Rückzahlung über ein Fifa-Konto an den früheren Adidas-Boss Robert Louis-Dreyfus gewesen sei. Louis-Dreyfus soll das Geld im Jahr 2000 angeblich für eine schwarze Kasse des DFB zur Verfügung gestellt haben. Von dort soll das Geld an vier asiatische Fifa-Funktionäre geflossen sein, damit diese bei der Abstimmung im Jahr 2000 über die Vergabe der WM ihre Stimmen Deutschland geben. 

Der größte Sportfachverband der Welt ist in Erklärungsnot. Und es droht eine Schlammschlacht. Der DFB erwägt eine Anzeige gegen den früheren Präsidenten Theo Zwanziger wegen Untreue. Zwanziger hat als Vizechef des OK zusammen mit dem Kollegen Horst R. Schmidt die Überweisung veranlasst.

Ist das Sommermärchen 2006 also das Ergebnis von Bestechung und Korruption? Welche Rolle spielen DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, Franz Beckenbauer und Günter Netzer? Welche Beweise hat der "Spiegel" tatsächlich vorgelegt und was ist nur Behauptung? Ein Überblick.

Das ist beweisen

- Das WM-Organisationskomitee, das von Franz Beckenbauer geleitet wurde, hat 6,7 Millionen Euro an die Fifa überwiesen. Veranlasst wurde die Überweisung vom damaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Generalsekretär Horst R. Schmidt. Das Geld wurde dann auf ein Konto von "Mr. Adidas" Louis-Dreyfus weitergeleitet. Offiziell war die Überweisung für ein WM-Kulturprogramm gedacht, dass später abgesagt wurde. Der "Spiegel" spekuliert, es sei eine Rückzahlung für ein Darlehn von Louis-Dreyfus, das er dem DFB 2000 für eine schwarze Kasse gewährt habe.

- Den Kredit von Louis-Dreyfus hat es gegeben, die Indizien dafür sind erdrückend.

Das ist Spekulation

- Die Behauptung, dass vier Asiaten bei der Abstimmung über die WM-Vergabe im Jahr 2000 mit dem Geld bestochen wurden, ist nicht eindeutig belegt. Angeblich soll Günter Netzer gegenüber einem anonymen DFB-Funktionär gesagt haben: "Damit haben wir die vier Asiaten bezahlt." Netzer bestreitet die Aussage.

- Es soll handschriftliche Notizen von Niersbach und Schmidt zur Überweisung an die Fifa geben. Sie befinden sich angeblich auf Zusatzblättern zum offiziellen Beschluss des OK, das Geld an die Fifa zu überweisen. Unter anderem sollen dort die Worte "das vereinbarte Honorar für RLD" (Robert Louis-Dreyfus, Anm.d.Red.) von Niersbach stehen , Außerdem soll es eine "Anleitung" geben, wie das Geld weiter auf das Konto von Dreyfus geleitet werden kann.

- Vieles spricht dafür, dass Louis-Dreyfus das Geld im Jahr 2000 zur Verfügung gestellt hat. Das schreibt der "Spiegel". Die "Bild"-Zeitung berichtet hingegen, dass Geld sei erst 2002 geflossen. Die Abstimmung über die WM-Vergabe fand zwei Jahre vorher statt Auf welches Konto das Geld von Louis-Dreyfus geflossen sein soll, ist unbekannt.

Das muss dringend geklärt werden

-Der DFB ist gefragt. Der Verband und Präsident Niersbach müssen schnellstens klären, warum das Geld 2005 wirklich überwiesen wurde.

- Das Geld taucht nicht im offiziellen Budget des WM-OKs auf. Gab es also tatsächlich eine schwarze Kasse?

Schatten auf dem Sommermärchen

Doch unanbhängig von der Beweislage ist eines klar: Auf das Sommermärchen ist in der Frage der WM-Vergabe ein dunkler Schatten gefallen. Die Korruption in der Fifa beschäftigt mittlerweile Staatsanwälte in den USA und der Schweiz. Die Präsidenten von Fifa und Uefa, Sepp Blatter und Michel Platini, müssen wegen Korruptionsvorwürfen und Ermittlungen ihre Ämter ruhen lassen. Auch die Vergabe der WM-Turniere nach Russland und Katar steht unter massiven Betrugsverdacht. Angesichts der desaströsen Situation, in der die Fifa steckt, liegt der Verdacht nahe, dass möglicherweise auch das Sommermärchen nicht frei von Betrug und Bestechung gewesen ist. Es gibt noch viele Fragen zu beantworten.

Tim Schulze

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