Seit Beginn der EM-Qualifikation im September 2010 haben wir den Weg des DFB-Teams zur Euro 2012 mit den sportal.de-EM-Kadern begleitet. Nun stehen die 23 EM-Fahrer fest, deshalb endet diese Serie vorerst. Es geht jetzt darum, die beste Startelf zu ermitteln und sportal.de mischt wieder mit.
Auch wenn das Wort Finale beim DFB derzeit auf dem Index steht, nach Platz zwei bei der EM 2008 und dem dritten Rang bei der WM 2010 soll in diesem Jahr endlich der erste Titel seit 1996 her.
Für das Testspiel gegen Israel hat Bundestrainer Joachim Löw bereits einige Änderungen angekündigt, so gilt es, die Bayern-Spieler zu integrieren. Wir denken allerdings schon an das erste EM-Spiel gegen Portugal und würden aus dem jüngsten Kader der Euro in Polen und der Ukraine diese Elf in das Duell gegen die Iberer schicken.
Tor: Manuel Neuer
Es war nicht die beste Saison von Manuel Neuer. Zunächst musste sich der Ex-Schalker mit der Umstellung auf die Unterbeschäftigung im Bayern-Tor umstellen, zudem leistete er sich für eine deutsche Nummer eins eigentlich ein paar Patzer zuviel. Doch worüber wollen wir hier diskutieren? Neuer ist ein extrem wichtiger Faktor im Spiel der Nationalmannschaft und die beiden Konkurrenten Tim Wiese und Ron-Robert Zieler werden vergeblich auf einen EM-Einsatz hoffen.
Rechtsverteidiger: Jerome Boateng
Die größte Problemzone im deutschen Spiel bleiben die Außenverteidiger. Mit Philipp Lahm gibt es nur eine Konstante, dabei ist es egal, auf welcher Seite der Kapitän spielt. Wir halten Lahm auf der rechten Seite eigentlich für etwas stärker und plädieren seit Jahren für Expertenlösung auf beiden Seiten, trotzdem halten wir die Lösung mit Jerome Boateng auf rechts für die beste Lösung.
Das hat vor allem mit der Schwäche von Marcel Schmelzer zu tun. Der Dortmunder wirkt im weißen oder grünen DFB-Trikot gehemmt, scheint mit den taktischen Anforderungen überfordert und schafft es nicht mal, seine Defensiv-Qualitäten man erinnere sich an seine Leistungen in der Bundesliga gegen Bayerns Arjen Robben in die Waagschale zu werfen. Beim BVB erhält er stets Unterstützung von Kevin Großkreutz, diese Hilfe ist mit einem Lukas Podolski vor sich nicht so gegeben.
Deshalb muss Lahm wieder auf die linke Seite rücken, wie es der Bundestrainer für das Testspiel gegen Israel ja auch ebenfalls schon angekündigt hat. Warum aber Boateng statt Benedikt Höwedes. Der Schalker gehört in die Zentrale und tut sich als Außenverteidiger besonders in der Vorwärtsbewegung schwer. Boateng hat in den Spielen auf der rechten Seite gezeigt, dass er diese Anforderung besser umsetzen kann. Seine immer mal wieder vorkommenden Stellungsfehler sollte Boateng aber auch auf Außen minimieren.
Innenverteidigung: Holger Badstuber und Mats Hummels
In der Abwehrzentrale ist ein Dreikampf entbrannt, da der Bundestrainer Höwedes auf Außen einplant. Der lange Zeit gesetzte Per Mertesacker muss sich neuer Konkurrenz erwehren, Holger Badstuber und Mats Hummels haben jeweils eine starke Saison hinter sich.
Das ist aber nicht der einzige Grund auf das junge Duo Badstuber/Hummels zu bauen, gerade auch weil der Dortmund im Nationaltrikot noch nicht konstant zu überzeugen wusste. Aber wir hätten Mertesacker nicht mal für den EM-Kader nominiert. Seit Mitte Februar stand der Ex-Bremer für den FC Arsenal nicht mehr auf dem Platz. Das allein sollte nicht das Kriterium sein, aber Mertesacker, der ohnehin mit Schnelligkeits-Defiziten aufwartet, braucht länger als andere Spieler, um die nötige Fitness zu erlangen.
Die vielen Stellungsfehler im Test gegen die Schweiz kommen noch hinzu, wir halten das Risiko, mit einem Spieler mit deutlichem Rückstand in ein großes Turnier zu gehen, für zu groß. Deshalb sind Baqdstuber und Hummels in unserer EM-Elf vorerst gesetzt.
Linksverteidiger: Philipp Lahm
Ob Lahm über das gesamte Turnier auf links eingesetzt werden sollte, werden die kommenden Spiele zeigen. Aber das entscheidet nicht Lahm mit seiner Leistung, sondern die seiner Konkurrenten. Schmelzer könnte beispielsweise gegen die Niederlande eine ernsthafte Option sein, sollte dann wieder Robben über seine Seite kommen.
Defensives Mittelfeld: Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger
Mal ehrlich, wir hätten es nicht anders gemacht: Da zieht sich Bastians Schweinsteiger im Champions League-Finale bereits nach fünf Minuten einen Bluterguss in der Wade zu, die folgenden 115 Minuten beißt er aber auf die Zähne und wird zur tragischen Figur. Die malade Wade könnte für das DFB-Team nun aber zum größeren Ärgernis werden als das Trauma der Bayern-Spieler.
Denn wir halten Schweinsteiger aus mehreren Gründen für unverzichtbar. Kritiker behaupten gerne, Schweinsteiger sei kein Leader, nur einer unter vielen. Wenn man die Spiele der Bayern aber genauer, und damit auch abseits des Balls, beobachtet, fällt auf, wie energisch Schweinsteiger mit seinen Kollegen und auch mit Trainer Jupp Heynckes kommuniziert. Deutschlands Nummer sieben ist der ideale Achter oder neudeutsch Verbindungsspieler, verteilt die Bälle, ist laufstark und strahlt Torgefahr aus.
Auch beim Partner von Schweinsteiger setzen wir auf die WM-Besetzung. Im Schatten von Sami Khedira hat sich in den letzten Monaten zwar auch Toni Kroos in den Vordergrund gespielt, aber das Doppel Schweinsteiger/Kroos wäre zu offensiv. Khedira hat sich bei Real Madrid weiterentwickelt, Trainer José Mourinho hat auch die offensiven Qualitäten gefördert.
Offensives Mittelfeld: Marco Reus, Mesut Özil und Thomas Müller
Kommen wir direkt zur Überraschung: Lukas Podolski steht nicht in unserer EM-Startelf. Auf den Noch-Kölner war im Nationalteam immer Verlass, das wissen wir. Das Debakel in der Schweiz, bei dem Podolski eigentlich nur durch Lustlosigkeit auffiel, wird ohnehin nicht überbewertet. Aber die Form stimmt bei Podolski derzeit einfach nicht. Die Kölner sind auch abgestiegen, weil der 96-fache Nationalspieler nach der starken Vorrunde nur noch vier Tore erzielte, im DFB-Team traf er in sieben Länderspielen der Saison 2011/12 auch nur einmal.
Galt bisher immer André Schürrle als erster Podolski-Ersatz führt derzeit kein Weg an Marco Reus vorbei. Der beste Spieler der abgelaufenen Bundesliga-Saison ist nach diversen verletzungsbedingten Absagen auch bei Jogi Löw angekommen, er wirkt frisch, spielfreudig, kombinationssicher und torgefährlich. Einwände, Reus könne auf links nicht spielen, sind haltlos, der Neu-Dortmunder kann offensive alle vier Positionen bekleiden.
Über die anderen beiden Posten muss nicht viel diskutiert werden. Mesut Özil ist der Schlüsselspieler in der deutschen Offensive und auch Thomas Müller hat sich Vertrauen verdient. Der Münchner hat, gemessen an der Vorsaison, eine durchwachsene Spielzeit hinter sich. Aber in den letzten Spielen zeigte der Trend deutlich nach oben, auch die Konkurrenten wie Mario Götze oder André Schürrle brauchen noch Zeit.
Stürmer: Miroslav Klose
Ein Miroslav Klose in Topform stünde außerhalb jeder Diskussion. Diese Verfassung kann Klose nach seiner Verletzungspause noch gar nicht haben, das Spiel gegen die Schweiz war ein Indiz dafür. Trotzdem stellen wir Klose auf und überlassen Mario Gomez nur einen Bankplatz.
Klose ist der spielstarke Stürmer, den die deutsche Mannschaft braucht. Ein Özil oder ein Reus brauchen Mitspieler zum kombinieren, Klose muss sich die Wettkampfhärte notfalls im Spielbetrieb holen. Gomez' Torquote in Bundesliga und Champions League könnte zwar auch einen Wechsel in der Sturmspitze rechtfertigen, aber Klose steht weiterhin vor Gomez.
Marcus Krämer