Deutschlands Fußball-Männer haben ernsthafte Konkurrenz bekommen. Den Sieg der deutschen Frauen-Nationalmannschaft zum WM-Start am Sonntag gegen Kanada (2:1) verfolgten ab 17.40 Uhr in der ARD 14,09 Millionen Zuschauer. Dies entspricht einem Marktanteil von 58 Prozent, wie die GfK-Fernsehforschung in Nürnberg ermittelte - Rekord für den Frauenfußball. Die bisherige Höchstmarke hielt das Frauen-WM-Finale gegen Schweden vor acht Jahren, das inklusive Verlängerung 10,48 Millionen Zuschauer einschalteten.
Mit ihrem WM-Auftakt hängten die DFB-Frauen auch Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel in der Publikumsgunst ab. Vettels Sieg beim Großen Preis von Europa in Valencia sahen ab 14 Uhr bei RTL 6,35 Millionen Menschen (38,3 Prozent). Das Formel-1-Rennen überschnitt sich zeitlich zum Teil mit der ersten WM-Partie zwischen Frankreich und Nigeria (1:0), die ab 14.45 Uhr in der ARD 3,21 Millionen Fans (19,9 Prozent) anschauten.
Männer lockten zum WM-Aufakt doppelt so viele Fans an
Die Männer erreichten in der Europameisterschafts-Qualifikation zuletzt Werte um die zehn Millionen Zuschauer. Zu Beginn großer Turniere liegt die Zuschauerbeteiligung in der Regel allerdings noch etwas höher als am Sonntag bei den Damen. So hatte die DFB-Elf beim Auftakt der 2006er Heim-WM gegen Costa Rica 20,06 Millionen Zuschauer angelockt. Das erste deutsche Spiel bei der WM in Südafrika im vergangenen Jahr, Deutschland - Australien, sahen mit 28,03 Millionen sogar fast doppelt so viele Zuschauer wie jetzt bei den Frauen.
Berliner Publikum in WM-Form
In WM-Form präsentierte sich zum Auftakt der dreiwöchigen Sommer-Party vor allem das euphorische Publikum. "Das war überwältigend. Wir saugen die Stimmung auf. Wenn wir zum dritten Mal Weltmeister werden wollen, brauchen wir die Energie der Fans", schwärmte Torhüterin Nadine Angerer von der einmaligen Atmosphäre im ausverkauften Berliner Olympiastadion.
Auch Silvia Neid verneigte sich vor der europäischen Rekordkulisse von 73.680 Zuschauern, die ihre Mannschaft auch in kritischen Situationen nach vorne trieb. "Das Publikum war wirklich klasse", sagte die Bundestrainerin, "und ich hoffe, wir konnten etwas zurückgeben."
Trotz ihrer unerwarteten Ersatzrolle wähnte sich Stürmerin Inka Grings nach dem 2:1 am Sonntag gegen Kanada im "Fußball-Paradies", Kerstin Garefrekes hatte "Gänsehaut pur", und Steffi Jones sprach von einem "traumhaften" WM-Auftakt. "Es hätte gar nicht besser sein können. Die Stimmung im Stadion war sensationell", befand die Präsidentin des deutschen WM-Organisationskomitees. "Es war sicher nicht einfach, vor einer solch großen Kulisse zu spielen, aber die Mädels haben die ungewohnte Situation gemeistert, dem Druck standgehalten und ein richtig gutes Spiel gezeigt", lobte DFB-Präsident Theo Zwanziger, der die Partie neben der begeistert klatschenden Kanzlerin Angela Merkel verfolgte.