Die Hinrunde der Premier League ging am Neujahrstag zu Ende. Zwar fehlt noch das Nachholspiel zwischen Tottenham Hotspur und Everton und am Montag ging schon die Rückrunde los, aber irgendwann muss man ja Bilanz ziehen, oder?
Hier sind die Superlative der ersten Saisonhälfte in der besten Liga der Welt.
Spielausfall der Hinrunde
Abgesagte Spiele gibt es in England nicht oft. Das milde Klima auf der Insel beschert vor allem dem Süden des Landes fast nie Schnee und Eis, und der Regen müsste erst mal erfunden (äh, erschaffen) werden, der zum Abbruch eines Premier League-Spiels führt. Was es schon gab, waren von asiatischen Wettsyndikaten sabotierte Flutlichtmasten, aber was es noch nie gab, war eine Spielabsage wegen Plünderungen und Ausschreitungen abseits des Fußballs.
Im August aber entschied man in England unter dem Eindruck der Riots im Nordlondoner Statdtteil Tottenham, die sich später über weitere Teile Londons und des Landes ausbreiteteten, das Testspiel Englands gegen die Niederlande in Wembley ebenso abzusagen wie das Premier League-Spiel zwischen Tottenham Hotspur und Everton. Erst im Januar wird die Tabelle begradigt, wenn das Match am 13.1. nachgeholt werden soll.
Neffe der Hinrunde
Manche Freunde des englischen Fußballs werden sich noch an Dean Sturridge erinnern. Für Derby County, Leicester City und die Wolverhampton Wanderers stürmte er und erzielte in mehr als 300 Ligaspielen fast 100 Tore. Sein Neffe Daniel Sturridge aber hat mit 22 Jahren schon etwas erreicht, was dem Onkel verwehrt blieb: eine Nominierung für die englische Nationalelf. Im November, im Testspiel gegen Schweden, kam der Chelsea-Angreifer zu seinem Debüt für die Three Lions. Onkel Dean hatte einst das Angebot, für Jamaika zu kicken, lehnte das aber ab. In einer vor sich hinkriselnden Chelsea-Elf war Sturridge ein Lichtblick, was neun Tore und drei Assists in 15 Ligaspielen dieser Saison belegen.
Nicht vorherzusagende Ergebnisse der Hinrunde
Ein Albtraum für Wettfreunde waren zuletzt die Ergebnisse der Blackburn Rovers. Der Abstiegskandidat, dessen Fans im Herbst aggressiver gegen den eigenen Vorstand und Manager Steve Kean vorgingen als einst David Batty und Graeme le Saux, als sich die beiden Teamkollegen bei Blackburns Champions League-Spiel in Moskau 1995 nach vier Minuten Spielzeit auf dem Rasen prügelten, verlor seine letzten beiden Heimspiele vor Weihnachten gegen West Bromwich Albion und, noch schlimmer, im Derby gegen die Bolton Wanderers.
Wer sein Geld im Folgenden also zu gleichen Teilen auf Niederlagen der Rovers in Liverpool und Manchester gesetzt hätte, der hätte nur vernünftig gehandelt. Er hätte aber auch sein Erspartes verloren. Denn dem 1:1 in Anfield ließ Blackburn zu Silvester einen sensationellen 3:2-Sieg in Old Trafford folgen, dank zweier Treffer von Yakubu Aiyegbeni. In der Vorsaison war diese Begegnung 7:1 für United ausgegangen, das seit 1962 zuvor nur ein einziges Heimspiel gegen Blackburn verloren hatte.
Keeper der Hinrunde
Wer der beste Torhüter der Premier League ist, darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein. Wenn man feststellt, dass er Niederländisch spricht, macht man aber nicht viel verkehrt. Denn neben Michel Vorm, der Swansea City in dieser Saison schon so manchen Punkt gerettet hat, kommt auch sein Landsmann Tim Krul in Frage. Dass Newcastle United bis Mitte November ungeschlagen blieb und bis dahin nur ein einziges Mal mehr als ein Gegentor kassierte, war nicht zuletzt das Verdienst des jungen Schlussmanns, der im Sommer in Brasilien bereits sein Debüt in der Elftal gefeiert hatte.
Doch selbst ohne diese Rahmendaten hätte wohl jeder, der das Spiel Manchester United gegen Newcastle am 26. November gesehen hat, sofort Maarten Stekelenburg auf die Bank der Oranje-Elf setzen wollen und dafür Krul gefordert. Mit einer spektakulären Leistung rettete der Keeper seinen Magpies einen Punkt.
Debüt der Hinrunde
Schneller kann man eine hohe Ablöse wohl nicht rechtfertigen als Sergio Agüero. Erst 20 Minuten vor Schluss wurde der Argentinier gegen Swansea City eingewechselt. Mehr brauchte er aber auch nicht, um noch zwei Tore und einen Assist zu markieren und so seine Weltklasse zu demonstrieren. Insgesamt stehen bisher 13 Tore und fünf Vorlagen in 17 Premier League-Spielen für ihn zu Buche.
Klar entschiedenes Städteduell der Hinrunde
Manchester gegen London - so lautete die Konstellation am dritten Spieltag der Premier League-Saison. An jenem Sonntag im August empfing zunächst Tottenham Hotspur Man City, bevor Arsenal in Old Trafford antreten musste. Wer nach dem 1:5 der Spurs gegen die Citizens noch gedacht hatte, hier habe er das verrückteste Resultat der Saison erlebt (immerhin sollte Tottenham danach bis kurz vor Weihnachten keinen einzigen Punkt mehr zu Hause abgeben), der konnte sich nach dem anschließenden 8:2-Sieg der Red Devils gegen Arsenal nur fassungslos zeigen.
Es war die höchste Niederlage in der Premier League-Geschichte für Arsenal, aber die Demütigung hatte auch etwas Gutes: Sie bewog Arsène Wenger, von seiner berüchtigten "Meine Teenager machen das schon"-Mentalität Abstand zu nehmen und die Mannschaft auf dem Transfermarkt mit erfahreneren Spielern wie Per Mertesacker und Mikel Arteta zu verstärken.
Wichtigster Spieler für sein Team in der Hinrunde
Drei Profis kommen in dieser Kategorie in Frage. Kein Spieler hat so einen hohen Prozentsatz der Tore seiner Mannschaft erzielt wie Demba Ba, der 14 von 26 Treffern von Newcastle United beisteuerte. Kaum ein Stürmer besitzt die Matchwinner-Qualitäten von Robin van Persie. In den letzten elf Spielen, in denen er traf, ging Arsenal immer als Sieger vom Platz. Doch die beste Plus-/Minus-Bilanz hat wohl Tottenhams Scott Parker. Seit der englische Nationalspieler als Verstäkung des defensiven Mittelfelds von West Ham United verpflichtet wurde, sieht die Bilanz der Spurs, wenn Parker auf dem Feld stand, so aus: 16 Spiele, 13 Siege, 2 Unentschieden, eine Niederlage.