"Mitten in einer Partie Auszeiten zu nehmen, das könnte ich gar nicht". Dies hat Miroslav Klose einmal über seine Art und Weise, Fußball zu spielen, behauptet. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Deutschlands Stürmer-Star nimmt sich jetzt schon seit Monaten eine Auszeit. Seit 605 Minuten hat er in der Bundesliga nicht mehr getroffen. Das letzte Tor schoss er im März gegen Schalke, am 22. Spieltag der vergangenen Saison. Klose kopfschüttelnd auf dem Platz, mit verzweifelnden Blicken seine Mitspielern suchend, nachdenklich auf dem Weg zur Kabine - so sah man Klose zuletzt. Was ist los mit Super-Miro? Er selbst wirkt ratlos.
Noch schützen ihn die Verantwortlichen des FC Bayern
Vielleicht ist Klose nie dieser Weltklassestürmer gewesen, für den ihn Trainer, Fachleute und Fans halten. Die Erwartungen an ihn sind hoch. Und die Geister scheiden sich an seiner Spielweise: Klose ist ihnen zu brav, zu uneigennützig und lässt Kaltschnäuzigkeit vermissen. Andere bewundern seinen Dienst für die Mannschaft. Seine Kritiker konnte Miroslav Klose letztlich dann immer durch Tore zum Schweigen bringen. Jetzt, wo sie ausbleiben, spürt der Münchner Angreifer Gegenwind. Und zwar heftig.
"Der trifft ja momentan gar nichts. Das gibt es nicht, dass ein Mann wie er, der nur Torjäger war, der kopfballstark ist und links wie rechts schießt, keinen mehr reinbringt.", kritisiert Gerd Müller, einst der "Bomber der Nation". Bei Bayern München sitzt Klose nach den beiden ersten Bundesligaspielen gegen den HSV und Dortmund der seit Monaten formstarke Lukas Podolski im Nacken. Trotzdem genießt Klose einen Sonderstatus bei den Verantwortlichen des Rekordmeisters. Denn sie wissen: Alles was Klose braucht, ist Zeit. "Wir alle glauben an ihn. Aber Miro muss natürlich besser spielen und sich auf dem Platz reinhauen", so Vorstandschef Karl-Heinz-Rummenigge. Auch Trainer Klinsmann findet für seinen Spieler schützende Worte: "Er befindet sich noch im Aufbau und man muss abwarten." Doch bleibt es bei der Formkrise des Stürmers, dann muss auch Klinsmann sehr bald dem Druck im Verein nachgeben.
Löw lässt Kloses nahe Zukunft offen
Bei Bundestrainer Jogi Löw scheint der sonst gesetzte Angreifer langsam seinen Kredit zu verspielen. Ob er in den nächsten beiden WM-Qualifikationsspielen gegen Lichtenstein (6.9.) und Finnland (10.9.) zum Stamm der Mannschaft gehören wird, lässt der Löw momentan offen: "Ich erwarte von ihm eine Leistungssteigerung, er muss jetzt mal explodieren. Und das muss er sehr bald schaffen und nicht erst in weiter Ferne."
Ob der sensible Klose mit diesem Druck umgehen kann, wird sich zeigen. Zumindest hat er mit solchen Situationen genügend Erfahrung, um sie zu meistern. Denn es ist nicht das erste Mal, das sich der gebürtige Pole in solch einer misslichen Lage befindet.
Die drei Krisen des Miroslav Klose
Bereits im Jahr 2002, beim 1. FC Kaiserslautern auf Torejagd, fiel er nach einer sehr guten Weltmeisterschaft in ein tiefes Formloch. Nach einer kurzen Vorbereitung schoss Klose für die "Roten Teufel" im Folgejahr nur neun Tore und rutschte in die Krise. Erste Zweifel am Super-Talent wurden laut. Doch Klose kämpfte sich zurück. Eine Saison später folgte dann der Wechsel zu Werder Bremen. Dort reifte er zu der Klasse heran, die ihm bis heute seinen Ruf und den Transferwert von 20 Millionen Euro beschert hat. 25 Tore in der Saison 2005/2006 zeugen von seiner damaligen Leistungsfähigkeit. Die im gleichen Jahr stattfindende WM im eigenen Land, nahm Klose als bester Torschütze mit fünf Treffern wie im Flug mit.
Es folgte ein Seuchenjahr bei Werder Bremen. Eine heimtückische bakterielle Infektion warf ihn zurück. Wegen eines Geheimtreffens mit Bayern Manager Ulli Hoeneß geriet der Stürmer schließlich mit den Bremer Verantwortlichen aneinander. Klose fühlte sich letztlich bei Werder nicht mehr wohl und spielte die restliche Saison ohne Antrieb. Nicht zuletzt der anschließende Wechsel zu Bayern München verhalf ihm aber kurzzeitig zu alter Stärke zurück. Obwohl er dort in seiner ersten Spielzeit ständig im Schatten des Super-Stars Luca Toni stand, spielte Klose eine beachtliche Hinserie, in der er neun Treffer erzielte. Seither kämpft er um den Anschluss. Auch das neue Umfeld bei der Nationalmannschaft während der Europameisterschaft brachte Klose bislang nicht in Schwung für die ersten beiden Bundesligapartien.
Wahrscheinlich ist es das, was ihn letztlich von einem echten Weltklassestürmer trennt: Die Formschwankungen der vergangenen Jahre sowie eine fehlende Konstanz nach guten Leistungen bei großen Turnieren.