Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat nach dem erschütternden Selbstmord von Nationaltorhüter Robert Enke das Länderspiel gegen Chile abgesagt. Das gab DFB-Präsident Theo Zwanziger am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Bonn bekannt. Diese Entscheidung sei "alternativlos" gewesen, sagte Zwanziger. Die Partie gegen den WM-Teilnehmer hätte am Samstag in Köln stattfinden sollen. "Wir müssen auch einmal innehalten können", begründete der Verbandschef die Absage.
Die Entscheidung des Verbandes ist maßgeblich durch die bestürzten Reaktionen der Spieler beeinflusst worden. Zwanziger berichtete von einem am Vormittag geführten Gespräch mit der sportlichen Leitung um Bundestrainer Joachim Löw und dem Spielerrat um Kapitän Michael Ballack, "auf dessen Inhalt und Ernsthaftigkeit ich sehr, sehr stolz bin". Er habe Spieler erlebt, "die nicht sofort wieder zur Tagesordnung übergehen, sondern ehrliche Trauer zeigen und die zeigen, dass sie dafür Zeit brauchen".
Fassungsloser Bierhoff
Die Mannschaft verließ noch am Nachmittag das Quartier in Bonn. Sie soll am Sonntag nach der geplanten Trauerfeier für Enke wieder in Düsseldorf zusammenkommen, um sich dann auf das Länderspiel am Mittwoch kommender Woche in Gelsenkirchen gegen die Elfenbeinküste vorzubereiten. "Die Mannschaft will sich von Robert verabschieden. Es hätte auch ein Abschiedsspiel sein können, aber es ist ein klares Gefühl, dass es zu früh käme", sagte Teammanager Oliver Bierhoff.
Der achtmalige Nationalspieler Enke, der nicht zum Kader für die letzten Länderspiele des Jahres zählte, hatte sich am Dienstagabend nahe Hannover vor einen Zug geworfen. Der Schlussmann von Hannover 96 hatte schon seit Jahren unter Depressionen gelitten. "Keiner, aber wirklich keiner, hat irgendeinen Anlass gehabt, zu glauben, dass Robert Enke an dieser Krankheit leidet", betonte Bierhoff.
Bundestrainer Joachim Löw hat sich unterdessen bestürzt über den Selbstmord von Robert Enke geäußert und den Nationaltorwart als außergewöhnlichen Menschen gewürdigt. "Es fällt mir schwer, die Gefühle zu beschreiben. Ich bin völlig schockiert, völlig leer", sagte Löw nach Angaben des DFB am Mittwoch. Sein Mitgefühl gelte Enkes Frau und dessen Familie. "Robert war nicht nur ein herausragender Spieler, sondern auch ein toller Mensch", erklärte der Bundestrainer: "Wir haben wunderbare Gespräche geführt. Er konnte zuhören und ist anderen mit unglaublichem Respekt begegnet. Fairness war für ihn immer ein wichtiger Lebensinhalt. Sein Tod ist ein immenser Verlust. Er wird uns fehlen, als erstklassiger Sportler und als außergewöhnlicher Mensch."
DPA/kbe