Nationalmannschaft Löw plant weitere Experimente

Die Niederlage gegen Australien ist für Joachim Löw kein Drama. In aller Ruhe will der Bundestrainer die Konsequenzen analysieren. Kritik an seinem Konzept - ob von Uli Hoeneß oder von den Fans - weist Löw zurück. Der EM-Masterplan wird konsequent fortgeführt.

Die magere "Alltagskost" gegen Australien hatte auch Joachim Löw nicht recht geschmeckt. Trotz der Brachial- Kritik von Uli Hoeneß und der Pfiffe der Fans hält der Bundestrainer aber unbeirrt an seinem Test-Rezept für die EM-Titelmission 2012 fest. "Ich sehe bei den jungen Spielern sehr viel Gutes, natürlich auch noch Verbesserungspotenzial, das ist klar", sagte Löw nach dem ernüchternden 1:2 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen die harten "Socceroos" am Dienstagabend in Mönchengladbach.

Bis zum nächsten Probier-Länderspiel am 29. Mai in Sinsheim gegen Uruguay will Löw die Fehler in Ruhe analysieren, um die kurz danach anstehenden EM-Qualifikationspartien in Österreich und Aserbaidschan wieder zu einem Leckerbissen zu machen. "Das müssen wir aufarbeiten in den nächsten Tagen", kündigte der DFB-Chefcoach an. "Für mich ist wichtig, Schlüsse daraus zu ziehen, was einzelne Spieler betraf und dafür war es ein guter Test auf dem Weg zum nächsten Turnier."

Gegen giftige Anmerkungen zu seiner Test-Philosophie wie von Bayern-Präsident Hoeneß setzte sich Löw aber jetzt schon energisch zur Wehr. "Das Spiel war auch wichtig in der Weiterentwicklung der Spieler." Ein wenig süffisant verwies der 51-Jährige zudem auf Testpartien der Münchner. "Nächstes Jahr macht Bayern ein Spiel in der EM-Vorbereitung gegen Holland. Da werde ich auch mal fragen, ob das Sinn macht", merkte der Bundestrainer an. Uli Hoeneß hatte den Coach am Montagabend in einem Gespräch im Düsseldorfer Kulturforum kritisiert: "Der muss gar nichts testen! Die Bundesliga ist auf dem Weg, die beste Liga der Welt zu werden. Ein Trainingspiel bei Bayern, Team A gegen Team B, ist besser bestückt als das Spiel gegen Australien."

Großes Lob für André Schürrle

Einzelergebnisse sind für Löw bei seinem Masterplan weiterhin nicht relevant. Die Niederlage - besiegelt durch die Tore von David Carney, der das 1000. Tor gegen Deutschland erzielte, und Luke Wilkshire - ist bald schon Randnotiz, auch wenn der Fußball-Geschmack der Fans nicht getroffen wurde.

"Schlussendlich ist diese Niederlage nicht allzu dramatisch, denn es ging nicht um die Qualifikation. Ich kenne das seit vielen, vielen Jahren, dass über den Sinn oder Unsinn der Spiele gesprochen wird", sagte er - und kündigte weitere Experimente an. "Ich sehe 2005, 2007, 2009, 2011 in Testspielen immer mal wieder einen Rückschlag. Das wird auch 2013 oder 2015 so sein, in diesen Zwischenjahren", sagte er.

Jahre ohne WM- oder EM-Druck sind für Löw prädestiniert, Zukunftsweichen zu stellen, daran änderte auch der vierte sieglose Test in dieser Saison nichts. Der Bundestrainer will wissen, "welche Spieler schaffen es Richtung Turnier". Gegen Australien konnten nicht viele schon ihre Tauglichkeit demonstrieren. Ein Gewinner des Abends hieß André Schürrle.

Der Mainzer bekam für seinen Auftritt von Löw ein Sonderlob - nicht nur weil er das Tor durch Mario Gomez (26. Minute) sehenswert vorbereitete. "Er ist mir sehr positiv aufgefallen. Er hat viele gute Wege gemacht, in hohem Tempo. Er hat auch absolut klasse nach hinten gearbeitet. Seine Leistung war sehr gut", sagte Löw.

Schürrle, der Löws liebe Worte etwas verlegen live bei der Pressekonferenz mitbekam, freute sich - und unterstützte mit seiner Einschätzung die Testphilosophie des Bundestrainers. "Es ist ein Riesenerlebnis und ein Meilenstein in der Karriere, die Erfahrung auf so einem Level, gerade gegen die harten Australier zu spielen. Jeder sagt, dass ihm das was gebracht hat", betonte Schürrle.

Löw: Kritik der Fans völlig normal

Andere Hoffnungsträger wie die jungen Dortmunder Marcel Schmelzer, Mats Hummels oder Debütant Sven Bender müssen sich demnächst wohl wieder weiter hinten anstellen, wenn Löws "Fußball-Sterne-Köche" Mesut Özil, Sami Khedira oder Philipp Lahm von ihrer Auszeit zurückkehren.

Den nach den lauten Pfiffen von Kaiserslautern diesmal nur vereinzelt geäußerten Unmut der Fans kann Löw verstehen. Ändern wird die Zuschauerreaktion seine Linie nicht. "Aber es gibt auch Phasen, da gibt es Alltagskost. Das ist normal, da gibt es auch mal Pfiffe. Ich halte diese Reaktion für völlig normal", sagte Löw.

Sensibler reagierte Torschütze Gomez auf die Kritik der Fans - gerade an seiner Person. "Es ist schwierig das abzustreifen. Ich bin topfit, aber im Kopf nicht voll da", sagte der Bayern-Angreifer. "Ich weiß auch nicht, was die Leute veranlasst, mich auszupfeifen."

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jas/DPA

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