Für seine Video-Beweis-Aktion in der Halbzeit des Fußball-Pokalkrimis von RB Leipzig gegen den FC Bayern hat RB-Sportdirektor Ralf Rangnick Kritik und Unverständnis geerntet.
Sogar Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl war wenig begeistert: "Das geht natürlich auch nicht. Das kann in dem Fall dazu führen, dass der Schiedsrichter sich denkt: Naja, so darf er mir nicht kommen." Der ehemalige Referee Peter Gagelmann meinte als Experte des TV-Senders Sky: "Wenn ein Verantwortlicher von der Tribüne in den Innenraum geht und dem Schiedsrichter eine Szene auf dem Handy zeigen möchte, dann finde ich das außerordentlich schlimm."
Ralf Rangnick: Mit dem Smartphone zum Schiedsrichter
Rangnick war unmittelbar nach dem Pausenpfiff am Mittwochabend in der Red Bull Arena mit seinem Smartphone auf den Platz gestürmt, offensichtlich um dem Schiedsrichtergespann eine höchst umstrittene Szene noch einmal zu zeigen. Referee Felix Zwayer hatte einen Elfmeter-Pfiff wieder zurückgenommen und auf Freistoß für Leipzig entschieden. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das erlaubt oder gewollt ist", betonte Bayerns Mats Hummels. Der Weltmeister hatte sich als erstes Rangnick in den Weg gestellt.
"Ich habe Herrn Rangnick gesagt, dass er das nicht nötig hat und das es unsportlich ist. Es war relativ sachlich von meiner Seite aus", sagte Hummels. "Ich würde keinem empfehlen, zum Schiedsrichter zu gehen, weil es keinen Sinn hat", meinte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. "Ich verstehe die Emotionen, aber es bringt nichts."
Man könnte aber auch der Meinung sein, dass Rangnicks Reaktion nachvollziehbar war - und die Aufregung um sein Verhalten übertrieben anmutet. Fast schien es folgerichtig, dass der RB-Boss in Zeiten andauernder Diskussionen um die Sinnhaftigkeit des Videobeweises seinen ganz persönlichen Rangnick-Beweis einführen wollte. Die strittige Szene - eine von vielen an diesem dramatischen Pokalabend - gab jedenfalls aus Leipziger Sicht durchaus Anlass zu Unmut.
"Die Königin der Konzessionsentscheidungen"
"Der Schiedsrichter steht vier Meter neben dem Ball und lässt sich von jemandem überstimmen, der 40 Meter entfernt ist", fasste RB-Coach Ralph Hasenhüttl die Sachlage in der ARD nach dem Spiel treffend zusammen. "Tut mir leid, aber dann spielen wir künftig nur noch mit Linienrichtern."
Die Leipziger mussten letztlich mit 4:5 im Elfmeterschießen das Aus in der zweiten Pokalrunde hinnehmen. Durch einen äußerst fragwürdigen Elfmeter, den Hummels als "Königin der Konzessionsentscheidungen" bezeichnete, war RB in Unterzahl in der 68. Minute durch Emil Forsberg in Führung gegangen. Thiago hatte nur fünf Minuten später ausgeglichen.