Uefa-Cup Angst vor der Vorstadt-Bande

Getafe - nie gehört? Gegen die spanischen Vorstadt-Kicker sind die Bayern-Stars hoher Favorit, obwohl das Team von Star-Trainer Michael Laudrup vor Selbstvertrauen nur so strotzt. Vor der Partie sorgen zudem Gerüchte um Robert Enke für einigen Wirbel im Bayern-Lager.

28 Treffer erzielte der Bundesliga-Primus Bayern in bislang zehn UEFA-Cup-Partien (Schnitt 2,8), allein 17 gingen auf das Konto der Angreifer Luca Toni (7), Miroslav Klose und Lukas Podolski (je 5). Auch gegen den Madrider Vorstadtclub soll die Abteilung Attacke in der Münchner Arena zuschlagen. Trainer Ottmar Hitzfeld warnte seine Elf aber vor Übermut: "Das wird kein Selbstläufer. Getafe ist eine spanische Spitzenmannschaft."

Podolski spielt, kommt Enke?

Für Wirbel sorgte im Vorfeld der Partie ein Bericht der "Bild". Angeblich soll Hannover-Keeper Robert Enke im Sommer zu den Bayern kommen. Enke arbeitete bereits 2001 mit Bayerns Torwart-Trainer Walter Junghans bei Benfica Lissabon zusammen, außerdem soll sich Paul Breitner bereits in Hannover aufgehalten haben, um dort die Lage zu sondieren. Initiator des möglichen Transfers soll Bayerns Neu-Trainer Jürgen Klinsmann sein, der dem potenziellen Nachfolger von Oliver Kahn, Michael Rensing, offensichtlich nicht das notwendige Vertrauen schenkt.

Vor der Partie gegen Getafe machte Bastian Schweinsteiger schon einmal die Marschrichtung klar: "Unser Ziel ist es zu gewinnen und zu Null zu spielen. Ein 1:0 oder 2:0 wäre ideal." Erste Wahl im Angriff neben Toni scheint Podolski zu sein. "Lukas hat sich in den letzten Spielen herangekämpft. Er hat gute Präsenz gezeigt, wenn er auf den Platz kam", lobte Hitzfeld den Bankdrücker, der sich mit seinem Tor beim 1:1 in Nürnberg weiter aufdrängte und Nationalstürmer Miroslav Klose wohl auf die Ersatzbank verbannen wird.

Sorgen bereitet der drohende Ausfall von Spanien-Kenner Mark van Bommel (Grippe). "Mit seiner Entschlossenheit ist er einer unserer Leistungsträger", betonte Hitzfeld. Andreas Ottl hieße die Alternative. Defensiv-Experte Martin Demichelis ist trotz eines blauen Auges wieder einsatzfähig. Der Argentinier forderte gegen den Madrider Vorstadtclub 90 Minuten Vollgas: "Wir haben die große Chance, drei Titel zu holen. Der Druck liegt bei uns. Wir müssen total aggressiv, voll konzentriert und hoch motiviert spielen."

Selbstbewusste Spanier

Unterdessen kommen aus Spanien ganz forsche Töne: "Vom FC Bayern würde ich keinen Spieler verpflichten, denn unsere Fußballer sind besser", meint Getafes Clubchef Angel Torres. Das Erfolgsgeheimnis des Madrider Vorstadtclubs besteht nämlich darin, unbekannte Talente zu verpflichten oder auszuleihen und daraus eine erfolgreiche Elf zu formen. In Getafe gilt die Devise: "Der Star ist der Trainer." Dies war bis zum vorigen Sommer Bernd Schuster, jetzt ist es Michael Laudrup.

Der Vereinspräsident bescheinigt dem Ex-Weltklassespieler: "Laudrup kann ohne weiteres bei einem großen Club wie Real Madrid oder dem FC Barcelona landen." Der Däne führte - ebenso wie Schuster im Vorjahr - den FC Getafe ins spanische Pokalfinale. In der Liga rangiert die Elf nach einem katastrophalen Start auf dem 11. Platz im gesicherten Mittelfeld.

Der FC Getafe feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Er war 1983 aus einem Fanclub von Real Madrid hervorgegangen. Vereinschef Torres ist heute noch eingeschriebenes Real-Mitglied. Die Fußballer sind der große Stolz der Vorstadt Getafe (160 000 Einwohner), die seit fünf Jahren an das Madrider U-Bahnnetz angeschlossen ist. Bürgermeister Pedro Castro tritt dafür ein, Getafe zur Hauptstadt der Region Madrid zu erklären. Eines seiner Argumente für diese Forderung ist: "Wir haben einen Verein in der Primera División."

DPA/jef

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