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Waldemar Hartmann feiert Abschied Prost, Waldi. Und Servus

Nie wieder Weißbierzoten und Herrenwitze: Waldemar Hartmann moderiert nach 33 Jahren seine letzte Sportsendung für die ARD. Wir werden ihn nicht vermissen, aber gern an ihn zurückdenken.
Von Tim Schulze

Eines ist schon mal klar: Am heutigen Samstagabend geht ein Stück deutsche TV-Geschichte zu Ende. Oder genauer gesagt: ein Stück Sportfernsehgeschichte. Um 22:15 Uhr meldet sich Waldemar Hartmann in der ARD das letzte Mal, um den WM-Boxkampf von Arthur Abraham gegen Mehdi Bouadla zu kommentieren. Die ARD hat den Vertrag mit Hartmann nicht verlängert. Nach 33 Jahren ist endgültig Schluss für den 64-Jährigen.

Für viele mag es ein trauriger Tag sein. Für seine Fans, und die gibt es tatsächlich, gehörte das Urgestein zum festen Inventar ihres Fernsehlebens. Hartmann ist ein Sport-Moderator alten Schlags, der seinen Job oft kumpelhaft und anbiedernd ausführte. Vor allem, wenn es um Fußball ging. Der Name des deutschen Mannschaftshotel bei der EM in England 1996 wurde durch Hartmans Aussprache legendär ("live aus Mottram Hall"), genauso aber seine oft distanzlose Art des Interviews, die ihm die Bezeichnung Duzmaschine eintrug. Unvergessen bleibt Hartmanns Interview 2003 mit dem damaligen Bundestrainer Rudi Völler, der nach einer kritischen Frage von Hartmann die erste Wutrede des deutschen Fußball hielt und dem Moderator den Konsum von drei Weizenbier vorwarf.

Schweißperlen des Fremdschämens

Hartmanns Kritiker werden sich hingegen die Schweißperlen des Fremdschämens von der Stirn wischen und erleichtert aufatmen. Zu letzteren gehören wahrscheinlich auch die ADR-Sportchefs, die den Vertrag mit dem Franken als Boxkommentator nicht verlängerten. Schon im Sommer hatte Hartmann die Moderation von Waldis Club gekündigt, weil man ihm nur einen weiteren Einjahresvertrag angeboten. Hartmann wollte für zwei Jahre verlängern. Jetzt wird der Fußball-Stammtisch vom jüngeren Alexander Bommes moderiert. Besser ist die Sendung, die jetzt "Sportschau-Club" heißt, dadurch nicht geworden, nur weniger peinlich.

In Waldis Club, der seit 2006 auf Sendung ging, fand Hartmanns endgültig seine Bestimmung. Und penetrierte die Nerven seiner Kritiker gnadenlos. Es ging um Fußball garniert mit Weißbierzoten und Herrenwitzen. Eben volkstümlich. Doch die Einschaltquoten gaben ihm recht. Während der vergangenen EM sahen regelmäßig drei Millionen Zuschauer die Sendung um Mitternacht, der Spitzenwert lag bei 4, 02 Zuschauern.

Hartmann sieht sich als Opfer des Jugendwahns

Seine Kündigung sieht Hartmann deshalb auch als Folge des Jugendwahns, der im deutschen Fernsehen grassiert. Der "Bild-Zeitung" sagte er: "Eine politische Entscheidung, die nichts mit fachlicher Qualität zu tun hat. Für mich ein Schlag ins Gesicht der älteren Generation." Von der Kündigung habe er durch eine Pressemitteilung erfahren. "Mit Stil hat das nichts zu tun."

Für alle, die "Waldi" in Zukunft vermissen werden, gibt es aber noch Hoffnung. Er "schließe nicht aus, nochmal vor einer Kamera zu stehen. Es gibt noch Mütter, die schöne Töchter haben...". Na denn: Prost!

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