Das Organisationskomitee für die Fußball-WM 2006 hat erneut eindringlich vor dem Tickethandel im Internet gewarnt und damit verbundene Sicherheitsbedenken geäußert. "Der Schwarzmarkt ist und bleibt mit erheblichen Risiken behaftet", sagte Vizepräsident Horst R. Schmidt in einer vom OK verbreiteten Mitteilung. Er stellte noch einmal klar, dass die personengebundenen Karten nicht einfach übertragen werden können und Käufer möglicherweise gar nicht ins Stadion gelangen. Das Internet-Auktionshaus "Ebay" bekräftigte unterdessen, den Handel nicht untersagen zu wollen. "Wir haben Maßnahmen getroffen, die sicherstellen, dass Verkäufer und potenzielle Käufer umfassend über die Risiken informiert und aufgeklärt werden", hieß es in einer Erklärung.
Aberwitzige Preise
Durch das Öffnen eines zweiten Marktes würden die Sicherheitsrichtlinien unterlaufen, "die wir in Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden und im Interesse der Millionen Fans durchführen müssen", erklärte Schmidt. Seit am Freitag die Gewinner der ersten Verkaufsphase benachrichtigt worden waren, werden bei "Ebay" Tickets zu "aberwitzigen Preisen" (Schmidt) angeboten. "Wir haben im Sinne der Fans Preise festgelegt, die bei 35 Euro beginnen und bei 600 Euro für die teuerste Finalkarte enden. Nun tauchen schon Preise von 800 oder 1000 Euro für ein Achtelfinale auf", sagte Schmidt weiter.
Es wird wird "fraglos gegen unsere Verkaufsrichtlinien verstoßen und auch gegen den Markenschutz". Das WM-OK prüft derzeit juristische Schritte. Denn, so Schmidt, "die, die jetzt Karten anbieten, besitzen überhaupt nicht das Recht, die ihnen zugeteilten Karten auf jemanden anders zu übertragen". Dies ist laut den Allgemeinen Ticket-Gschäftsbedingungen "grundsätzlich" nur mit Zustimmung durch das OK möglich, wie auf der WM-Homepage nachzulesen ist. In besonderen Fällen wie Hochzeit, Tod oder Krankheit innerhalb der Familie werde das OK seine Zustimmung erteilen, heißt es dort weiter. "Wir haben schon oft betont und tun dies nun erneut, dass wir einem Umtausch aus triftigem Grund zustimmen. Dazu gehören aber nicht Geschäftemacherei", sagte Schmidt.
Fifa beharrt auf Geschäftsbedingungen
"Ebay" bedauerte in seiner Mitteilung, dass die Gespräche mit der FIFA letztlich gescheitert seien. "Eine solche Kooperation zwischen der FIFA und ebay hätte es dann sogar ermöglicht, den Verkauf von Tickets über den ebay-Marktplatz mit einem Datentransfer an den DFB zu verknüpfen, um somit das Sicherheitskonzept zu unterstützen", hieß es von Seiten des Unternehmens, das über die Bedingungen beim Ticketverkauf auf seiner Internetseite (http://dm.ebay.de/Seiten/DE/wm2006.html) informiert.
OK-Vizepräsident Schmidt beharrte dennoch darauf, das WM-Karten nur an der Quelle erworben werden sollten, also über das vom OK eingerichtete Ticket-Zentrum. Er verwies darauf, dass nach der Auslosung am 9. Dezember die teilnehmenden Nationalverbände entscheiden würden, ob sie die reservierten Kontingente von acht Prozent der Stadion-Kapazität auch komplett nehmen. "Falls nicht, und damit ist zu rechnen, kann unser Organisationskomitee diese Tickets wieder anbieten", meinte der OK-Vizepräsident. Man sei zwar nicht "blauäugig" und wisse, "dass sich der Schwarzmarkt nie total ausschließen lässt. Aber wir wollen ihn so weit wie möglich eindämmen".
Gefahr für Käufer
Der Hamburger Sportrechts-Experte Gerald Neben hält die Geschäftsbedingungen beim Ticketverkauf zwar für sehr problematisch und bezweifelt stark, dass sie einer rechtlichen Prüfung letztlich standhalten würden. "Aber wenn sie wirksam sind, dann verkauft derjenige, der die Karte weiterverkauft, ein Nichts. Das könnte in der Tat problematisch für den Verkäufer und gegebenenfalls sogar Betrug sein", sagte Neben. Fraglich ist, ob der Käufer sein Geld in diesem Fall zurückbekommt. Wenn überhaupt, dann nur in einem langwierigen Rechtsstreit.
Die Reglementierung und Kontingentierung durch das WM-OK und die FIFA als Monopolisten hält Neben für nicht zulässig. "Wenn sich jemand wirklich dahinter klemmt, würden die FIFA und das WM-OK ins Schwitzen kommen", sagte Neben, der auch die Preisgabe der geforderten Informationen bei der Bewerbung um eine Karte für "völlig übertrieben" hält. Dies hatten auch Verbraucher- und Datenschützer die Geschäftsbedingungen bereits heftig kritisiert.