WM-Qualifikation DFB-Elf entgeht knapp einer Blamage

Schlecht gespielt, einen Punkt mitgenommen: Zum Abschluss der WM-Qualifikation hat die deutsche Mannschaft gegen Finnland eine schwache Vorstellung abgeliefert und nur 1:1-unentschieden gespielt. Lange sah es nach einer peinlichen Pleite aus, bis Lukas Podolski den Ausgleichstreffer erzielte.

Lukas Podolski hat die deutsche Fußball- Nationalmannschaft zum Abschluss der WM-Qualifikation vor einer historischen Pleite bewahrt. Der Kölner sicherte dem Team von Bundestrainer Joachim Löw am Mittwoch in Hamburg mit seinem Last- Minute-Tor zum 1:1 (0:1) nach enttäuschendem Spiel wenigstens noch einen Punkt gegen Finnland. Vier Tage nach dem 1:0-Erfolg in Russland konnte die deutsche Mannschaft die Spannung nicht aufrechterhalten und stand am Rande der ersten Niederlage gegen die Suomis seit 86 Jahren. Vor 51 500 Zuschauern in der ausverkauften WM-Arena hatte Jonatan Johansson (11.) die Gäste in Führung gebracht.

Erst im Schlussspurt stemmte sich die deutsche Elf energisch gegen die drohende Pleite und wurde belohnt durch das 35. Länderspiel-Tor Podolskis, der den Ball aus kurzer Distanz über die Linie stocherte. Größere Chancen zum Ausgleich hatten zuvor Miroslav Klose (84.) und Mesut Özil (85.) vergeben. Löw bieten sich in diesem Jahr jetzt noch zwei Möglichkeiten, die Form seiner Kandidaten zu überprüfen: Am 14. November gegen Chile und vier Tage später gegen Ägypten.

Löw: Keine Pfiffe verdient


"Nach dem Russland-Spiel war es schwer, die Frische und Energie zu haben, die nötig gewesen wäre. Wir hatten enorme Schwierigkeiten, in Fahrt zu kommen, auch weil die Ordnung nicht gestimmt hat", sagte Löw, den die Pfiffe der Fans ärgerten. Was die gesamte Qualifikation betrifft, habe die Mannschaft keine Pfiffe verdient. "Uns war bewusst, dass es nach dem tollen und anstrengenden Spiel in Russland schwer wird, sich noch mal hochzufahren. Wir haben einfach zu behäbig gespielt", kritisierte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff den matten Auftritt. Auch Torschütze Podolski war enttäuscht: "Ob es mit dem System zu tun hatte, weiß ich nicht. Wir haben uns schwergetan gegen starke Finnen." Man habe nicht zwingend genug gespielt, "und dann bekommen wir ein Problem", analysierte Philipp Lahm.

Langeweile statt Offensivspektakel war lange Zeit angesagt: Bei dem vom Bundestrainer zum ersten Tauglichkeitstest für das WM-Turnier im kommenden Jahr ausgerufenen Schlussakkord der Qualifikation gab es viel Schatten und kaum Licht. Denn dem gegenüber Moskau auf sechs Positionen veränderten Team gelang es nicht, mit schnellen Kombinationen selbst den Rhythmus der Partie zu diktieren. Das Spiel litt vor allem darunter, dass etablierten Kräften die gewohnte Konzentration fehlte und diejenigen, die sich für höhere Aufgaben empfehlen sollten und wollten, unter ihren Möglichkeiten blieben.

So unterliefen der neuen Mittelfeld-Achse mit Piotr Trochowski und Thomas Hitzlsperger viele Fehlpässe, und der erstmals in die Startelf berufene Cacau fand überhaupt keine Bindung zum Spiel. Das lag aber nicht nur an der Formschwäche des Stuttgarters, sondern auch an der Systemumstellung Löws, der nach dem Ein-Stürmer-Spiel in Russland zum 4-3-3 zurückgekehrt war. Doch weder Cacau noch Lukas Podolski auf der linken Seite schafften es, in den Rücken der finnischen Abwehr zu kommen. So blieb auch Mario Gomez in der Mitte praktisch wirkungslos. Erst mit der Einwechslung von Özil und einer taktischen Umstellung zum 4-4-2 wurde es besser. Vor allem der Bremer sorgte im Mittelfeld für die eine Halbzeit lang vermissten Impulse.

Adler früh bezwungen


In Moskau war René Adler unüberwindlich, doch gegen die Finnen wurde er nach Fehlern seiner Vorderleute früh bezwungen und musste erstmals nach 307 Minuten wieder einen Ball aus dem Netz holen. Andreas Beck verlor auf der rechten Abwehrseite das Laufduell gegen Roni Porokara, dessen Flanke erwischte Roman Eremenko mit dem Kopf vor Lahm und Johansson konnte in seinem 100. Länderspiel zur finnischen Führung abstauben, weil Heiko Westermann nicht eingriff.

Ballack versuchte eine schnelle Antwort, doch der Weitschuss des Kapitäns flog knapp über den Torwinkel (16.). Weitere Angriffsbemühungen der deutschen Elf endeten meist schon weit vor dem Strafraum der Gäste. Beim Schuss von Eremenko (34.) verhinderte Adler sogar einen höheren Rückstand. Nach ideenlosen ersten 45 Minuten wurden die deutschen Spieler vom erwartungsvollen Hamburger Publikum mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Halbzeitpause verabschiedet.

Özil für den schwachen Hitzlsperger und Christian Gentner für Ballack brachten endlich mehr Schwung in die Aktionen der Hausherren, doch zunächst war einmal mehr Adler gefordert, der einen Schuss von Eremenko (49.) meisterte. Klare deutsche Chancen blieben dagegen auch im zweiten Durchgang zunächst Mangelware. In der 61. Minute musste Jussi Jääskeläinen erstmals zupacken, als Niklas Moisander einen Trochowski-Schuss Richtung eigenes Tor abfälschte. Erst in der Schlussphase wurde der deutsche Druck stärker. Doch erst Podolskis Schuss fand den Weg ins Tor.

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Jens Mende und Arne Richter/DPA

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