Max Kruse ist keine 18 mehr, Max ist seit wenigen Tagen 28 Jahre alt. Der begnadete Fußballer, der seit der Saison 2013/2014 wettbewerbsübergreifend 33 Vorlagen gab und 34 Tore schoss - und heute beim VfL Wolfsburg und in der Nationalmannschaft einer der besten Torjäger ist, hat Fehler gemacht. Manche sagen ein oder zwei zu viel. Viele sagen zu Recht, dass er seiner Vorbildrolle zuweilen nicht gerecht wird.
Die Konsequenz ist die zweite Abberufung aus der Nationalmannschaft und die Bestrafung durch seinen Arbeitgeber, dem VfL Wolfsburg. Seine größte Leidenschaft neben dem Fußball ist das Poker spielen - und die Frauen. Letztere kosteten ihn die WM-Teilnahme in Brasilien. Kosten Sie ihn in diesen Tagen auch seine Karriere?
Max Kruse ist auch als Pokerspieler sehr talentiert
Max Kruse scheint als Pokerspieler genauso talentiert zu sein wie als Fußballer. Er spendete schon viele Spielgewinne an Charity-Organisationen. Ich frage mich jetzt weniger, warum Max in solche Situationen gerät. Ich frage mich vielmehr: Wo ist das Korrektiv? Wo sind die vermeintlichen Berater? Wo sind die Freunde, Vereine, Medien, die einen jungen Fußballstar wie ihn lenken und führen?
Das größte Problem im Fußball ist nicht das viele Geld, das Fußballer in 10 bis 15 Jahren ihres Lebens verdienen und mit dem sie - bis auf wenige Ausnahmen - in der Regel bis zum Ende ihres Lebens ohne weiter Ausbildung auskommen müssen. Das größte Problem sind falsche Freunde und falsche Berater. Berater, die zwar Deals abschließen, Spieler jedoch nicht führen, sie als Person nicht weiterentwickeln. Beratern, die Ja-Sager sind, weil sie um die Gunst des Spielers bangen statt ihm den Spiegel vorzuhalten.
Profis erleben Neid und Missgunst
Ein Profi-Fußballer erlebt Neid und Missgunst beinahe 24 Stunden am Tag. Ein falsches Wort zur Presse, ein nichtgegebenes Autogramm in der Innenstadt, kein gemeinsames Fan-Foto beim Restaurant-Besuch. Hinzu kommen Groupies, die sich nicht mit einem Foto zu Frieden geben und eindeutige Angebote machen.
Max ist ein junger Mann, der wie viele von uns einige Fehler gemacht hat. Aber hat er jemanden verletzt außer sich selbst? Ist nicht er derjenige, der am meisten unter seinen eigenen Fehlern leidet? Müssen wir noch mit dem Finger auf jemanden zeigen, der längst am öffentlichen Boden liegt?
Max Kruse ist ein Lausbub
Nach den Ereignissen in der Vergangenheit haben wir uns stets geschworen, dass wir aus Fehlern lernen wollen: Medien, Vereine, Berater, Fans und Gesellschaft. Nicht nur bei Max sollten wir uns an diese Worte erinnern. Er ist ein Junge, der seinen Traum lebt, der Fehler macht, der ein Lausbub ist - mit Ecken und Kanten in einer oft zu aalglatten und glatt gebügelten Fußballer-Welt.