Vor einem Jahr kullerten sich Maria Riesch und Kathrin Hölzl nach dem Ende der WM-Durststrecke vor Freude im Schnee von Val d'Isère, nun wollen die Weltmeisterinnen auch die schwarze Serie bei Olympia beenden. Acht Jahre liegt das letzte olympische Edelmetall der deutschen Alpinen durch Martina Ertl zurück, gar zwölf die letzten Siege durch Hilde Gerg und Katja Seizinger. Und bei den Herren war Markus Wasmeier 1994 mit zweimal Gold der letzte deutsche Skirennfahrer, der reich dekoriert nach Hause zurückkehrte. "Die Ziele sind ganz klar, wir wollen in Vancouver mindestens zwei Medaillen holen", sagt der deutsche Alpin-Direktor Wolfgang Maier.
52 Rennen bei Großereignissen waren die deutschen Alpinen medaillenlos geblieben - bis Hölzl im Riesenslalom und zwei Tage später Riesch im Torlauf den Deutschen Skiverband (DSV) feiern ließen. Nimmt man die guten Weltcup-Ergebnisse zum Maßstab, dann ist die Wahrscheinlichkeit auf Edelmetall enorm hoch. "Aber das kann man nicht planen, es muss passieren und alles passen an dem einen Tag. Man braucht Glück und die Form muss stimmen", sagt Hölzl, die im Riesenslalom als Führende im Disziplin-Weltcup zu den Favoriten zählt.
Das größte Ziel der Saison
Schon 2006 hätte Maria Riesch ein Fall für das Podest werden können - bis das tragische Olympia-Aus wegen eines Kreuzbandrisses kam. "Es ist fast schon zweitrangig, wie die Saison läuft, wenn man bei Olympia zuschlägt", sagt die Partenkirchenerin, die vor allem im Slalom Gold-Kandidatin ist. Eine Außenseiterchance auf eine Medaille im Herren-Slalom hat Felix Neureuther. Im Riesentorlauf der Damen ist Junioren-Champ Viktoria Rebensburg eine Kandidatin.
Zum großen Star in Whistler Creekside könnte Rieschs amerikanische Ski-Freundin Lindsey Vonn werden. Bei ihren bisherigen zwei Olympia- Teilnahmen sprang als bestes Ergebnis ein sechster Rang 2002 heraus. Die Erfahrung der damaligen Spiele bringe sie nun weiter, erklärte die Weltcup-Dauersiegerin, die sich nah der Heimat einen "Kindheitstraum" erfüllen will. "Für mich sind die Olympischen Spiele das größte Ziel in der Saison. Für Amerika bedeutet das alles im Sport."
Dass bei den Herren ihr Landsmann Bode Miller zum alpinen Heroen von Whistler aufsteigen kann, dafür spricht derzeit fast nichts. Aber dem Ski-Exzentriker, der 2002 zweimal Silber gewann und in Turin viel kritisiert leer ausging, ist letztlich alles zuzutrauen. Anders als im Damen-Skirennsport, wo die Zahl der Goldkandidaten meist begrenzt ist, versprechen die Saison-Ergebnisse aus dem Weltcup bei den Herren hochspannende Duelle - und Überraschungen.