Die französische Nationalmannschaft, und allen voran Tony Parker, hat dem DBB-Team im dritten Spiel bei der EM in Litauen erstmals in die Suppe spucken können. Beim 65:76 zeigte Parker der europäischen Basketball-Welt, warum er dreifacher NBA-Champion ist und seit zehn Jahren als einer der besten Point Guards gilt.
Neben Parker, der insgesamt 32 Zähler verbuchen konnte, kam mit Nicolas Batum (14) ein zweiter NBA-Spieler auf zweistellige Punktzahlen, während sich die Kollegen Yoakim Noah (8 Punkte/7 Rebounds) und Boris Diaw (2/4) stark zurückhielten. Auf der Gegenseite waren es Dirk Nowitzki (20/6) und Heiko Schaffartzik (12), die einigermaßen normale Statistiken produzierten.
Gute Disziplin, meine Herren
Die ersten Minuten gehörten dabei sogar nicht nur punktemäßig den Deutschen, die in der Defensive diszipliniert antraten und den Franzosen, und besonders Parker, zu den schwereren Würfen zwangen. So setzte Dirk Bauermanns Team mustergültig die vorgegebene Taktik um. Nach fünf Minuten und einem 7:2 für das DBB-Team hatte Coach Vincent Collet vorerst genug und bat zur Besprechung an der Seitenlinie.
Die Ansprache schien wenig später gefruchtet zu haben, die deutsche Defensive wirkte zum Ende des ersten Viertels nicht mehr so solide wie noch zu Beginn ein 8:0-Lauf brachte die Franzosen heran. Mit 16:12 für Deutschland ging es in die erste Pause.
Parker nicht zu halten
Nach der Pause ging es auf beiden Seiten punktetechnisch sehr verhalten weiter. Taktisch zeigten die Deutschen jedoch weiterhin eine sehr solide Leistung, die besonders durch wechselnde Deckungen in der Defensive zum Ausdruck kam. Die Franzosen wirkten zwar oft ratlos gegen diese Strategien, blieben allerdings weiter im Spiel.
Und langsam kristallisierte sich das Duell der beiden wohl besten NBA-Spieler dieses Turniers wie erwartet heraus. So wie Parker für die Equipe Tricolore als Punktbester traf und dazu die gegnerische Defensive auf sich konzentrierte, so bot trotz anderer Position Nowitzki dasselbe Bild. Parker brachte es beim Halbzeitstand von 29:28 zugunsten seines Teams auf 15 Punkte, Nowitzki hatte deren 12.
Parker dreht noch mehr auf
Auch nach der Kabinenpause war es immer wieder Parker, der genau das machte, was ein guter Point Guard eben machen soll: das Spiel. Frankreich zog stetig davon, während sich die Bauermann-Truppe auf die Stärken des Beginns zurückbesinnen musste. Doch die Gegenmaßnahmen fruchteten zunächst wenig, zumal die Franzosen nun endgültig ihren Rhythmus gefunden hatten.
Auf deutscher Seite stotterte dagegen die Maschinerie, so musste unter anderem ein verzweifelter Dreier von Heiko Schaffartzik dazu genutzt werden, den Rückstand kurzzeitig wieder in den einstelligen Bereich zu bringen. Allerdings blieb vor allem Parker eine Nummer für sich, der nun auch mehr und mehr die Mitspieler ansteckte. Beim letzten Seitenwechsel stand es 58:40, der Point Guard hatte nun bereits 28 Punkte auf der Habenseite.
Nichts mehr zu holen
So wurde das letzte Viertel mehr zum gemütlichen Schaulaufen: Deutschland wusste, es geht nicht mehr viel, Frankreich und Parker schaukelten den Sieg nach Hause. So gewann die Equipe Tricolore mit 76:65 auch ihr drittes Spiel.
Die DBB-Auswahl hat trotz dieser Niederlage am Sonntag gegen Serbien jedoch die nächste Chance, viel für die Zwischenrunde zu tun. Das Wundenlecken sollte gerade deswegen nicht allzu lange andauern, zumal die Erkenntnis sicher erlaubt ist: Gegen Parker war in der Partie kein Kraut gewachsen.
Sven Kittelmann