Es ist ein Wochenende der deutschen Sportextreme: Die Fußball-Nationalmannschaft kassiert mit einer 1:4-Pleite gegen Japan ihre dritte Niederlage in Folge und einen Tag später schmeißt der DFB nach zwei desaströsen Jahren Bundestrainer Hansi Flick raus. Am selben Tag gewinnt Deutschland das Finale des Fiba Basketball World Cups 2023 gegen Serbien und wird Weltmeister.
Für die DFB-Kicker und ihren nächsten Trainer kann man nur hoffen, dass sie mitverfolgt haben, wie ihre DBB-Kollegen in Japan, Indonesien und auf den Philippinen den Titel geholt haben – und sich diese zum Vorbild nehmen. Denn Dennis Schröder, Franz Wagner und Co. haben auf ihrem Weg zur ersten Goldmedaille, die je ein deutsches Basketballteam auf internationalem Parkett gewonnen hat, gezeigt, was es im Teamsport braucht, um erfolgreich zu sein: ein Team.
Deutschland holt als Mannschaft die Basketball-Krone
Wer gesehen hat, mit wie viel Zusammenhalt, gegenseitigem Respekt, Leistungsbereitschaft, Leidenschaft und Freude die Mannschaft von Bundestrainer Gordon Herbert sich in dem Turnier und den Vorbereitungsspielen präsentierte, weiß, was das Fundament für den historischen Titelgewinn war. Vor jedem Anpfiff pushten und feierten sich die Spieler gegenseitig in einem ausgelassenen Ritual auf dem Gang. Während der Partie feuerten die Ersatzspieler das Team pausenlos an. Jeder, dem etwas gelang, wurde bejubelt, jeder freute sich für den anderen mit. Selbst ein Spieler wie David Krämer, der im gesamten Turnier nur wenige Minuten Einsatzzeit bekam, zeigte sich immer gut gelaunt und unterstützte mit den anderen Bankdrückern lautstark seine Kameraden auf dem Feld.
Als sich dann mit NBA-Star Franz Wagner einer der Leistungsträger im Auftaktspiel gegen Japan den Knöchel verletzte und drei Spiele lang nur zuschauen durfte, sprang Energiebündel Isaac Bonga für ihn in die Bresche. Und als Dennis Schröder im Viertelfinale gegen Lettland das auch nach seinen eigenen Worten "wohl schlechteste Spiel meiner Karriere" hinlegte, kompensierten seine Mannschaftskameraden die schwache Leistung ihres Kapitäns mit großer Moral, viel Kampf und einer Energieleistung.
"In den schweren Momenten hat sich immer jemand gefunden, der dann einen Schritt nach vorne gemacht hat", brachte Center Johannes Voigtmann es nach dem Finalsieg auf den Punkt. "Und wenn Du selber Mist spielst, dann kommt der Nächste rein und macht einen guten Job. Das macht einfach nur Spaß!"
Und das ist ein weiteres wichtiges Element des deutschen Triumphes: Spaß. Den zwölf jungen Männern, die Herbert in seinen Kader geholt hatte, war zu jeder Zeit anzumerken, mit wie viel Vergnügen sie ihren Sport ausüben und wie viel Spaß sie auch miteinander haben. Das bekam sogar Magenta-Reporter Benny Zander zu spüren, als er nach dem Titelgewinn Andy Obst interviewen wollte: Krämer, Johannes Thiemann, Mo Wagner, und Maodo Lô platzten dazwischen, nahmen Zander das Mikro weg und interviewten sich gegenseitig. "Es mach einfach nur Spaß mit den Jungs", kommentierte Obst die Aktion, nachdem die anderen abgezogen waren und Zander das Mikro wiederhatte.
Erst das Gold, dann die Party – die ausgelassene Kabinen-Feier der deutschen Basketballer

Selbst wenn es mal Zoff gab, wie in der Partie gegen Slowenien zwischen Schröder und Center Daniel Theis, als der Kapitän seinem NBA-Kollegen eine schlechte Performance vorwarf und dafür auch von Coach Herbert angefahren wurde, war das kein Bruch im Spiel, sondern ein Weckruf, der das Team zu noch besserer Leistung antrieb. Hinterher sprachen sich die beiden Freunde aus und der Disput war vergessen.
Schröder, der zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt wurde, machte nach dem Sieg gegen Serbien noch einmal deutlich, warum Deutschland gerade eben in Manila WM-Gold gewonnen hatte und worum es beim Mannschaftssport geht – egal ob Basketball oder Fußball. Von Reporter Zander wegen seiner starken Leistung gelobt, stellte der Braunschweiger klar: "Es war nicht nur ein Spieler, es war immer die ganze Mannschaft. Ich will nichts mehr über meinen Namen hören. Wir sind ein Team. Und deswegen haben wir die Weltmeisterschaft geholt."