Golf gilt gemeinhin als höflicher Sport, bei dem die sogenannte Etikette gepflegt wird. Ein lautes Räuspern gilt als Gotteslästerung. Mitunter wird mehr Wert gelegt auf eine gepflegte Erscheinung statt auf einen perfekten Schwung.
Echte Duelle Mann gegen Mann sind in diesem Milieu höchstens beim Matchplay vorgesehen. Selbst beim Ryder-Cup, dem maximal mit Emotionen aufgeladenen Gruppen-Wettkampf Europa gegen die USA, sind es die Fans, die für die Entgleisungen sorgen. Die Profis gehen bei aller Rivalität in der Regel ausgesucht freundlich miteinander um.
Umso erstaunlicher ist, was derzeit die Szene beschäftigt und sogar zum Start der US-Open für Turbulenzen sorgt: eine offen ausgelebte Fehde zweier der besten Golfspieler der Welt. Die Beteiligen: Brooks Koepka, 31, vier Major-Titel und derzeit Nummer 10 der Weltrangliste. Sein Opponent: Bryson DeChambeau, 27, Fünfter der Weltrangliste. Spitzname: wahlweise Hulk oder Professor, vor zwei Jahren US-Open-Sieger, Longhitter. Ein Perfektionist, der Golf als Physik begreift und seine Muskulatur um 20 Kilo aufpumpt, um den Ball noch weiter prügeln zu können.
Koepka, eher der lässige Surfer-Typ, kann mit DeChambeaus wissenschaftlichem Angang, den manche auch als Streber-Attidüde empfinden, so gar nichts anfangen. Und das ließ er die Welt auch wissen. Als er bei einem Turnier interviewt wurde und DeChambeau hinter ihm durchs Bild lief, stoppte Koepka seine Ausführungen, rollte mit den Augen und schnitt eine Grimasse, aus der man unschwer herauslesen konnte, was er von seinem Kollegen hält: nicht viel.

Die Szene machte die Runde in der Golfpresse und im Netz. Dort folgten weitere Scharmützel. Als etwa bekannt wurde, dass Football-Quarterback Aaron Rodgers bei einem Show-Event an der Seite von DeChambeau abschlagen würde, twitterte Koepka: "Sorry bro". Gemeint war: Pech gehabt, dass du ausgerechnet mit dem Trottel in einem Team spielen musst. Der Konter ließ nicht lange auf sich warten: "Schön, dass ich in Deinem Kopf wohnen darf, ohne Miete zu bezahlen", schrieb DeChambeau.
Freibier für hämische Rufe gegen den Rivalen
Vorläufiger Höhepunkt der offenen Feldschlacht: Im Internet rief Koepka seine Fans dazu auf, "let's go, Brooksy" zu rufen, wenn sie seinen Rivalen DeChambeau auf dem Platz sähen. Brooksy nicht Bryson … Jedem, der dies täte, würde er ein Bier spendieren.
Klar, nicht nett, aber doch ganz lustig – und vor allem eine gute Show, was auch den Offiziellen des amerikanischen Verbandes USGA aufgefallen ist. Es kam die Idee auf, ob man die beiden bei den US-Open, die seit diesem Donnerstag auf dem Kurs von Torrey Pines bei San Diego ausgespielt werden, nicht in einen gemeinsamen Flight stecken könnte. Das wäre vermutlich beste PR und würde die TV-Quoten in die Höhe treiben.
Doch dazu kam es nicht, weil DeChambeau gekniffen haben soll. Dessen Mangagement dementierte das zwar, aber die Version hält sich hartnäckig. Sportlich jedenfalls lief es am ersten Tag für Koepka deutlich besser. Er spielte eine 69er-Runde und liegt mit 2 unter Par auf dem geteilten 5. Platz. DeChambeau brauchte vier Schläge mehr, rangiert auf dem geteilten 61. Rang.
Alles nur eine Inszenierung?
Möglicherweise steckt hinter der zelebrierten Abneigung aber auch nur eine schnöde Inszenierung. Schließlich gibt es auf der PGA-Tour das sogenannte Players Impact Programm, einen Bonus-Pool von 40 Millionen Dollar, der unter den zehn größten Aushängeschildern des Golfs ausgeschüttet wird. Dabei berechnet sich die Bedeutung eines Spielers nicht allein durch die sportlichen Leistungen auf dem Platz, sondern basiert auf einem Schlüssel, der unter anderem auch Reichweite, Popularität in der Google-Suche und den Markenwert einbezieht.
Sagen wir es mal so: Der Impact von Koepka und DeChambeau dürfte in den vergangenen Wochen nicht gesunken sein.
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