Etwas am Arbeitsplatz mitgehen zu lassen, gehört zu den kleinen Sünden, die fast jeder schon einmal begangen hat. Meist werden profane Dinge gestohlen, etwa Bleistifte, Kopierpapier oder Klebeband. Im Mittelpunkt steht weniger der Warenwert, sondern eher die diebische Freude, etwas Verbotenes getan zu haben. Zwei Mitarbeiter aus Seattle wollten dagegen das große Geschäft machen und bestahlen Amazon im großen Stil – nun wurden sie überführt.
Wie der US-Sender "ABC News" berichtet, waren die beiden Beschuldigten über längere Zeit in einer Firma tätig, die für Amazon die Logistik abwickelt. Ihre Aufgabe bestand darin, Pakete von einem Warenlager südlich von Seattle zu einer Versandstelle zu liefern oder Rücksendungen von Kunden am Seattle-Tacoma International Airport entgegenzunehmen. Dabei sollen sie regelmäßig Pakete entwendet und anschließend das Diebesgut an Pfandleiher verkauft haben. Die wiederum waren Teil eines Hehlerrings, der gestohlene Waren im großen Stil über Amazon.com verkaufte.
FBI-Mitarbeiter entdeckte Täter zufällig
Amazon hat bereits eine Stellungnahme veröffentlicht und erklärte, den Betrug nicht zu tolerieren: "Als wir erfahren haben, dass eine Untersuchung gegen zwei unserer Auftrags-Fahrer eingeleitet wurde, kooperierten wir mit den Behörden, indem wir ihnen alle benötigten Informationen zukommen ließen."
Die Ermittlungen begannen im vergangenen Sommer, als ein FBI-Mitarbeiter die Dokumente eines Pfandhauses durchsah. Dabei fiel ihm auf, dass ein Mann 57 Transaktionen getätigt hatte – eine verdächtig hohe Zahl. Wie sich herausstellte, war es einer der Fahrer. Er verkaufte zwischen Februar und Juli des vergangenen Jahres Waren im Wert von knapp 30.000 US-Dollar an die Pfandleihe. Sein Kollege soll Waren im Wert von 100.000 Dollar gestohlen und für 20.000 Dollar weiterverkauft haben, darunter Sportartikel, Videospielsysteme und Computer-Produkte.
Millionen Dollar mit Diebesgut
Wie groß das Ausmaß war, zeigt der Bericht des FBI: Den Ermittlern zufolge verkaufte der Leiter des Hehlerrings seit 2013 Güter im Wert von 10 Millionen US-Dollar. Die tatsächliche Summe könnte sogar noch höher liegen, das FBI wertet die vollständigen Daten von Amazon erst noch detailliert aus.
Anklagen wurden bislang nicht erhoben. Die Polizei durchsuchte allerdings die Pfandleihen und das Zuhause des 44-jährigen Ring-Leiters, um Beweise sicherzustellen. Dessen Anwalt wollte sich bislang nicht zu den Vorwürfen äußern.
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