DHDL "Stellen Sie das ein!" - Wie die Löwen eine Geschäftsidee zerlegten

  • von Mark Stöhr
Das Startup-Trio von "Qinao"
Das Startup-Trio von "Qinao"
© TVNOW / Bernd-Michael Maurer
Ein veganes Aufputschmittel, das acht Stunden wachhält – und ein Rucksack für Getränkekisten, der den Rücken schont: Mal wieder wollen uns Produkte aus der "Höhle der Löwen" unseren Alltag erleichtern. Ein Start-up fiel komplett durch.

"Nils haut gleich einen raus", tuschelte Ralf Dümmel seinem Jurykollegen Carsten Maschmeyer besorgt ins Ohr bei einem dieser beliebten Hinterhöhlen-Gespräche. Nils Glagau, der studierte Ethnologe und Firmenerbe, ist in der aktuellen Staffel zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten gereift – und legte den beiden Platzhirschen prompt ein schönes Ei ins Nest.

Die präsentierten Produkte:

  • Beerbag – Tragesystem für Getränkekisten
  • Bikuh – Werbeflächen auf privaten Fahrrädern
  • MyEy – Veganer Ei-Ersatz
  • Nao Brain Stimulation – Natürliche Aufputschmittel
  • Zasta – App für Steuerrückerstattungen

Das dickste Ei

"Mögen alle Wesen glücklich sein": Der Chef von MyEy, ein Konditormeister aus Tirol, brachte einen Hauch Spiritualität in den Bandagen-Kapitalismus der "Höhle der Löwen". Als er zwei Angebote erhielt – von Nils Glagau und ein Kombi-Angebot von Dümmel und Maschmeyer –, meditierte er minutenlang. Vielleicht betete er auch.

Der passionierte Veganer möchte mit seinen Ei-Ersatz-Produkten die Hühner "in den Urlaub schicken". Das ist sehr lobenswert. Aber schmeckt sein Pflanzen-Ei auch wie ein echtes Hühner-Ei? Nee, lautete das Urteil der Jury, "irgendwie anders". Aber darum ginge es ja auch nicht, schlaumeierte Carsten Maschmeyer. Hauptsache, die Inhaltsstoffe seien gesund. Und die Funktionalität stimmt – zum Beispiel die "Aufschlagfähigkeit", die laut Gründer erste Sahne sein soll. Wie dem auch sei: Glagau fand das Ganze eine "authentische Geschichte" – und wurde vom Om des Geflügelfreundes erhört.

Der Gründer der Herzen

Selten herrschte unter den Investoren eine so heitere Stimmung. "Sie amüsieren uns hier", sagte Georg Kofler, was so viel heißen sollte wie: Du bist echt ein Spinner, aber wenigstens lustig dabei. Merkwürdigerweise adelte Carsten Maschmeyer den Beerbag zum "Originellsten, was ich je hier gesehen habe" – was echt übertrieben war. Denn die Tragehilfe für Getränkekisten ist eine simple Bretter-Gurt-Konstruktion der Marke Eigenbau. Der Erfinder, ein supersympathischer Anfang-Zwanziger und Student des Wirtschaftsingenieurwesens, erwies sich rasch als das Gegenteil von geschäftstüchtig. Ein kurzer Mathe-Check ergab: Seine Kosten-Preis-Kalkulation landet fett im Minus.

Ein Löwe nach dem anderen sprang ab. Nur Ralf Dümmel blieb übrig. Seine Söhne sind im Alter des Gründers, und Dümmel brachte es nicht über sich, den Freizeittüftler ohne Geld nach Hause zu schicken. Nach vielen Oh-Gotts und Was-mach-ich-nurs rang er sich zum Deal durch: "Ich helf dir, scheißegal. Wir bauen ein bisschen um, machen büschn vernünftige Preise, dann gucken wir mal, wo man das verkaufen kann."

Wachmacher ohne Flattermann

Einstudierte Choreos haben in der "Höhle der Löwen" meist einen hohen Fremdschäm-Faktor. Die drei Damen von Nao Brain Stimulation machten da keine Ausnahme. Mit ihren wilden Synchron-Verrenkungen wollten sie offenbar die Wirkung ihres Produkts veranschaulichen: Wachmacher-Dragees auf Basis der traditionellen chinesischen Heilmedizin. Alles natürlich, alles vegan – und vor allem: ohne "Flattermann". Ein Aufputschmittel also, das gesund ist?

Georg Kofler wollte daran nicht so recht glauben: "Wenn ich die Natur manipuliere, antwortet sie mit Nebenwirkungen." Natürlich sei es wichtig, genügend zu schlafen, versicherte die Chefin des Frauen-Trios, eine schwäbische Apothekerin. Ihr Mittel sei für "Tage mit Spitzenbelastungen" gedacht. Das überzeugte Carsten Maschmeyer, den überzeugten Nicht-Kaffeetrinker. Er witterte nicht nur einen Brain-Booster für sich selbst – sondern vor allem ein gigantisches Geschäft ("Sie könnten ein Highlight in der Show werden"). Zusammen mit Ralf Dümmel schnürte er ein Kombi-Angebot und stach die mitbietenden Kollegen Glagau und Wöhrl aus.

Sehen Sie im Video: "Die Höhle der Löwen": Diese cleveren Produkte bringen heute Millionen ein. 

"Die Höhle der Löwen": Diese cleveren Produkte bringen heute Millionen ein
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Abfuhr der Woche

Doof, wenn man jahrelang über einer Geschäftsidee gebrütet hat – und es reicht ein Satz, um sie zu beerdigen. Das Start-up Bikuh will Fahrradfahrer zu Werbebotschaftern machen. Im Klartext heißt das: Die Radler kriegen eine Werbescheibe zwischen die Speichen geklemmt und cruisen durch ein vorab vereinbartes Gebiet. Je mehr Kilometer sie machen, umso höher ist die Provision. "Falsch!", intervenierte Carsten Maschmeyer ungewohnt heftig. "Das Rad muss an einer guten Stelle geparkt sein, weil die Werbung sonst gar nicht erkennbar ist." Eigentlich logisch. Die Standzeit ist wichtig, nicht die Bewegung.

Das Gründerduo aus Frankfurt, ein Mann und eine Frau, blieben äußerlich gelassen. Innerlich klappte den beiden aber wahrscheinlich die Kinnlade runter. Denn die nächste Demontage war schon unterwegs. "Ihr seid aus der vergangenen Zeit der analogen Werbung", ätzte Georg Kofler, der für die Zahl der bislang gewonnenen Bikuh-Pedalisten nur ein Kopfschütteln übrig hatte: 800 Stück – bei geschätzten 30 Millionen Radfahrern in Deutschland. Maschmeyer holte schließlich zum finalen Punch aus: "Stellen Sie das ein, das funktioniert nicht. Machen Sie ein B2B-Modell und statten Sie die Räder der Deutschen Post mit Werbung aus."

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