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Familienplanung 250.000 Dollar - So teuer sind Kinder wirklich

Ein staatlicher Report listet in den USA die Ausgaben für Kinder auf. Eltern müssen bis zum 17. Geburtstag fast eine Viertelmillion Dollar aufbringen. College und Uni kommen später noch hinzu.

Wie teuer sind Kinder wirklich? In den USA geht das Landwirtschaftsministerium - U.S. Department of Agriculture (USDA) – dieser Frage regelmäßig nach. Im Januar wurden die Daten des Reports "2015 Ausgaben für Kinder von Familie" – besser bekannt unter dem Namen "So teuer ist es ein Kind aufzuziehen" veröffentlicht. Die Daten beziehen sich auf die Verhältnisse in den USA, sind aber auch für deutsche Familien interessant. Werdende Eltern müssen beim Anblick der Zahlen ganz tapfer sein: Denn Kinder sind einfach ein extrem teures Vergnügen.

Die Daten unterscheiden drei Einkommensgruppen. Familien mit einem mittleren Einkommen müssen mit Kosten von 233.610 Dollar rechnen, bis das Kind 17 Jahre alt ist. Weitere Kosten für die College- und Universitätsjahre kommen dann noch hinzu, sie werden hier nicht berücksichtigt. Jährlich liegt der errechnete Betrag zwischen 12.350 und 13.900 Dollar. Ein Kind kostet also mehr als 1000 Dollar im Monat. Familien mit geringerem Einkommen wenden 174.690 Dollar auf, bei reichen Familien steigt der Betrag auf 372.210 Dollar. Ein wohlhabendes Kind lebt in den USA also auf doppelt so großem Fuße wie ein armer Altersgenosse.

Wirkliche Ausgaben der Familien

Der Report aus den USA ermittelt tatsächliche Kosten. Das ist ein ganz anderer Ansatz als in Deutschland, wo etwa bei der Berechnung des Hartz-IV-Satzes versucht wird, die minimalen Lebenskosten eines Kindes zu definieren. In den Daten des US-Reports gehen daher auch Ausgaben für Urlaub und Ähnliches ein. Kevin Concannon, Staatsekretär für Konsumenten-Angelegenheiten, sagte bei der Vorstellung des Reports: "Wir erstellen dieses Dokument seit 55 Jahren. Er gibt Familien einen guten Eindruck von den Aufgaben, die auf sie zukommen. Und er dient als Maßstab für Gerichte und staatliche Institutionen."

Kosten fürs Kind: Wohnung und Nahrung dominieren

Parallel bietet die Behörde ein Portal mit Tools zur Finanzplanung und mit Tipps für das familiäre Budget an. "Als wir den ersten Report 1960 vorgestellt haben, waren Wohnung und Nahrungsmittel die beiden höchsten Kostenpunkte. Heute ist es genau so", sagte die Direktorin  des Programms, Angie Tagtow. Allerdings sind – ähnlich wie in Deutschland – die Wohnungskosten im Laufe der Zeit stark gestiegen, während die Ausgaben für Nahrungsmittel zurückgingen. Heute nehmen die Wohnkosten einen Anteil von 29 Prozent ein, Lebensmittel 18 Prozent. Ausbildung und Betreuung schlagen zusammen mit 18 Prozent zu Buche. Kleidung spielt eine geringe Rolle, diese Kosten liegen bei 6 Prozent.

Je mehr Kinder, umso billiger

Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Die Kosten pro Kind nehmen ab, je mehr Kinder im Haushalt leben. Die Behörde nennt das den "Im-Dutzend-billiger"-Effekt. Schon bei zwei Kindern reduzieren sich die Kosten pro Kind um etwa ein Viertel. In der Summe kosten zwei Kinder aber dennoch mehr. Anstelle von 233.610 Dollar muss man bei zwei Kindern mit etwa 350.000 Dollar für beide rechnen.

In Deutschland geht es billiger

Vor drei Jahren wurde in Deutschland der Report "Konsumausgaben von Familien für Kinder 2014 - Berechnungen auf der Grundlage der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2008" veröffentlicht. In Deutschland kam man auf durchschnittliche Ausgaben deutscher Familien von knapp 130.000 Euro pro Kind bis zum 18. Lebensjahr. Das ist deutlich weniger als die 233.610 Dollar bis zur Vollendung des 17. Lebensjahres, die in den USA berechnet wurden.

Teufel im Detail

Ob das Leben in Deutschland generell billiger ist und man Kinder quasi für die Hälfte großziehen kann, ist allerdings fraglich. Meist steckt die Tücke in den Details der Erhebung. Vereinfacht gesagt ist es denkbar, die Wohnungskosten einer vierköpfige Familien einfach durch vier zu teilen, um so den Anteil eines Kindes zu bestimmen. Es ist aber auch möglich, dem Kind nur den Anteil eines Kindeszimmers rechnerisch zuzuteilen, so dass der Löwenanteil der Wohnkosten bei den Eltern landet. So können beispielweise die Ausgaben fürs Wohnen sehr unterschiedlich ausfallen.

Kindergeld mildert die Ausgaben

Beide Untersuchungen ermitteln nur die Ausgaben, die direkt für Kinder anfallen, indirekte Kosten etwa wegen des zeitweisen Ausfalls eines Einkommens oder wegen Halbtagstätigkeit bleiben außer Acht. Auch Rückflüsse etwa in Form von Kindergeld oder Steuervorteile werden nicht berücksichtigt.

Entscheidet man sich in Deutschland für das Kindergeld, kann man den Kinderfreibetrag steuerlich nicht nutzen. Dann erhält man monatlich 192 Euro für das erste Kind. Das reicht natürlich nicht, um die Ausgaben zu begleichen, die vom Bundesamt (584 Euro im Jahr 2008) oder der US-Behörde (über 1000 Dollar Stand 2015) errechnet wurden.

Finanziell gesehen bleiben Kinder also ein schlechtes Geschäft.

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