Aventis-Übernahme "Eine Fusion unter Gleichen schließe ich aus"

Sanofi-Chef Jean-François Dehecq kann sich zurücklehnen: Kein "weißer Ritter" in Sicht, der die Übernahme von Aventis verhindern könnte, und keine klare Strategie beim deutschen Konkurrenten.

Der französische Pharmakonzern Sanofi-Synthélabo sieht nach den Worten seines Chefs Jean-François Dehecq keinen "weißen Ritter", der das Übernahmeangebot an den deutsch-französischen Konkurrenten Aventis abwenden könnte. Für eine amerikanische Firma "dürfte es sehr schwierig sein und in Europa sind die Unternehmen rar und zur Zeit zu beschäftigt", sagte Dehecq der französischen Tageszeitung 'Le Figaro'.

Eine Fusion unter Gleichen schließt Dehecq aus. Die 'Financial Times Deutschland' zitiert den Sanofi-Chef: "Eine Fusion unter Gleichen schließe ich aus. Wir können nicht Monate warten, bis wir alle Befindlichkeiten geklärt haben. Wir müssen schnell agieren." Er dementierte zudem, dass er seinen Übernahmeplan mit Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac abgesprochen habe. "Ich spreche mit Jacques Chirac über viele Themen. Ich habe mit ihm aber niemals über das Angebot an Aventis gesprochen. Das ist auch kein politisches Thema." Der große Widerstand gegen die Übernahme in Deutschland beruht laut Dehecq auf einem Missverständnis, schrieb die Zeitung weiter. "Wir wollen keine Arbeitsplätze in Deutschland abbauen. Ich will die Forschung in Deutschland stärken."

Aventis schweigt zu Verkaufsplänen

Zu Spekulationen über einen Verkauf von Teilen der Pharmasparte zur Abwehr des feindlichen Übernahmeangebots des Konkurrenten Sanofi-Synthélabo hält Aventis sich bedeckt. "Dazu können und wollen wir uns nicht äußern", sagte ein Aventis-Sprecher am Mittwoch in Paris.

Das 'Wall Street Journal' hatte unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, bereits an diesem Donnerstag werde der Konzern zur Bilanz-Pressekonferenz konkrete Verkaufspläne vorstellen.

Verkauft werden sollen den Angaben zufolge vor allem Medikamente, die schon lange auf dem Markt sind oder mit geringen Wachstumsaussichten und Preisattacken der Konkurrenz konfrontiert sind. Durch eine solche Transaktion könnten in den kommenden Monaten 1 bis 2 Milliarden Dollar eingenommen werden.

Gerüchte um Konflikt zwischen Aufsichtsrat und Vorstand

Gleichzeitig berichtet die Tageszeitung 'Die Welt' über einen Konflikt zwischen Aufsichtsrat und Vorstand von Aventis. Vorstandschef Igor Landau habe bereits Anfang Januar von feindlichen Übernahmeplänen des Konkurrenten Sanofi-Synthélabo gewusst, schrieb die Zeitung unter Berufung auf einen Bericht von Sanofi an die US-Börsenaufsicht SEC.

Mitglieder des Kontrollgremiums fühlten sich von Landau schlecht informiert. Außerdem forderten sie eine klare Strategie, um die feindliche Offerte abzuwehren. Bereits drei Wochen vor dem feindlichen Angebot, das am 26. Januar in Paris vorgelegt wurde, habe der Vorstand des Straßburger Konzerns von den Angriffs-Planungen gewusst. Die Konzern-Kontrolleure seien darüber aber nicht informiert worden. Zudem seien die Vorbereitungen für einen Abwehrkampf nur schleppend begonnen worden, hieß es.

AP · DPA
DPA, AP

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