Hypo Real Estate Chef Funke droht Ablösung

Trotz des hektisch geschnürten zweiten Hilfspakets ist der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate noch nicht gerettet. Die Aktie des Dax-Konzerns stürzte auch am Montag ab und verlor zeitweise mehr als 40 Prozent an Wert. Der Rücktritt von HRE-Chef Georg Funke gilt als sicher. Problem: Ein Nachfolger ist weit und breit nicht in Sicht.

Die Zukunft des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE) bleibt auch nach der Aufstockung des Hilfspakets auf 50 Milliarden Euro ungewiss. Die Aktie des Dax-Konzerns stürzte am Montag erneut ab und verlor zeitweise mehr als 40 Prozent an Wert. "Es bleibt offen, ob das Volumen des Rettungspakets diesmal ausreicht", kommentierte ein Börsianer die Unsicherheit. Nach massiven Rücktrittsforderungen muss HRE-Vorstandschef Georg Funke wohl seinen Posten räumen. Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) bezeichnete es als undenkbar, mit dem Management weiter zusammenzuarbeiten. Ein möglicher Nachfolger für Funke ist derzeit aber nicht in Sicht.

In der Nacht zum Montag hatten sich Regierung und Finanzwirtschaft nach zähem Ringen auf ein neues Rettungspaket für den Immobilienfinanzierer geeinigt, nachdem der erste Hilfsplan Ende vergangener Woche gescheitert war. Nach dem neuen Paket will die Finanzindustrie den Umfang der Notfallkredite für den Münchner Konzern auf nunmehr 30 Milliarden Euro verdoppeln. Einschließlich der schon in einer ersten Runde vereinbarten Kredite vom Notenbanksystem in Höhe von 20 Milliarden Euro beläuft sich das neue Rettungspaket für die HRE-Gruppe auf insgesamt 50 Milliarden Euro. Unterschrieben ist das Paket nach Angaben aus Finanzkreisen allerdings noch nicht.

Die Banken hatten in den Verhandlungen unter anderem darauf gepocht, dass HRE-Vorstandschef Funke sowie HRE-Aufsichtsratschef Kurt Viermetz abberufen werden. Die Hypo Real Estate äußerte sich bislang nicht zu den Rücktrittsforderungen. Aus Finanzkreisen verlautete, Funkes Abtritt sei wohl nur noch eine Frage der Zeit. "Wenn die Politik seinen Kopf fordert, wird man dem langfristig nachkommen müssen", hieß es. Die Rücktrittsforderung sei ein wirksames Druckmittel in den Verhandlungen.

Steinbrücks "dicker Hals"

Steinbrück warf dem Management schwere Versäumnisse vor. Es sei ungeheuerlich, dass ausgerechnet eine Bank, die vom Staat gestützt werden müsse, sich über Anwälte an die Bundesregierung wende, um sich ihrer Verantwortung zu entziehen. "Das prägt", betonte der Finanzminister. Er bekomme einen "dicken Hals", wenn nun der Politik die ganze Schuld zugeschoben werden solle und Politiker als "Idioten" dargestellt würden. Im Umfeld der Hypo Real Estate war zuvor argumentiert worden, Steinbrück habe durch seine wiederholten Äußerungen über eine Abwicklung des Konzerns zur Verschärfung der Krise beigetragen.

Steinbrück sagte, die erneute Zuspitzung am zurückliegenden Wochenende liege in der alleinigen Verantwortung der HRE-Spitze, die mit "zu optimistischen Annahmen" die neue Krise ausgelöst habe. Ebenso wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesbankpräsident Axel Weber habe er erst am Samstagabend von der neuen Entwicklung erfahren. Die kurzfristige Offenlegung des neuen Milliardenlochs habe bei ihm, Merkel und auch den Banken "einigermaßen Entsetzen" ausgelöst.

morgenstern

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Merkel wies Kritik am Krisenmanagement der Regierung zurück. "Es ist uns gelungen, eine wichtige Bank zu stabilisieren", sagte die Kanzlerin. Dies sei ohne Alternative gewesen, um an den Finanzmärkten keine Reaktionen auszulösen, "die wir nicht hätten verantworten können". Auch Steinbrück betonte: Die Aufstellung des nunmehr zweiten Hilfpakets in Milliardenhöhe sei unumgänglich gewesen, um "unabsehbare Folgen" für das Finanzsystem in Deutschland und Europa zu verhüten.

"Management in die Wüste schicken"

Auch Unionsfraktionschef Volker Kauder und der finanzpolitische Sprecher Otto Bernhardt übten scharfe Kritik an Hypo-Vorstandschef Funke. Kauder sagte im ZDF, es werde "höchste Eisenbahn, dass das Management der Hypo Real Estate in die Wüste geschickt wird" - und zwar möglichst ohne "goldenen Handschlag". Bernhardt sagte der "Bild"-Zeitung: "Wer 35 Milliarden Euro sagt, und dann sind es 50 Milliarden Euro - der ist kein kompetenter Gesprächspartner mehr. Es ist an der Zeit, die Konsequenzen zu ziehen." Auch Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn verlangte einen Wechsel an der Bankspitze. "Die HRE hat offenbar nicht alle Fakten zum tatsächlichen Ausmaß der Krise auf den Tisch gelegt. Das Vertrauen in Vorstandschef Funke ist zerstört", wird Kuhn in dem Blatt zitiert.

AP · DPA
DPA/AP

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