Die "Generation Praktikum" hangelte sich in den 2000er Jahren ungewollt von einer prekären Beschäftigung zur nächsten. Heute ergeht es Praktikantinnen und Praktikanten oft deutlich besser, wie eine aktuelle Befragung zeigt. Laut dem "Future Talents Report" der Beratungsfirma Clevis werden Praktikanten deutlich besser bezahlt als noch vor einigen Jahren und können zudem auch von modernen Annehmlichkeiten wie dem Homeoffice profitieren.
Die Befragung von rund 3000 Praktikanten und Werkstudenten, die Clevis jährlich durchführt, ergab: Allein im Vergleich zum Vorjahr stieg die durchschnittliche Vergütung um rund 9 Prozent auf 1164 Euro im Monat. Dies dürfte teils ein Ergebnis des gestiegenen Mindestlohns sein, der für freiwillige Praktika, die länger als drei Monate gehen, die Untergrenze der Vergütung festlegt (aber nicht für Pflichtpraktika gilt). Vermutlich zahlen viele Unternehmen aber auch deshalb mehr, um in Zeiten von Arbeitskräftemangel an junge Talente zu kommen.
1500 Euro und Homeoffice-Option
Wie sich die Bezahlung von Praktikanten im Zeitverlauf gesteigert hat, zeigt auch der Vergleich mit der Clevis-Befragung von vor zehn Jahren. Damals erhielten die befragten Praktikanten im Schnitt rund 700 Euro im Monat. In der aktuellen Befragung liegt der Wert bei freiwilligen Praktika mit 1507 Euro mehr als doppelt so hoch. Pflichtpraktika im Rahmen von Schule, Ausbildung oder beruflicher Qualifizierung werden immerhin mit durchschnittlich 1022 Euro vergütet.
Auch beim Thema Homeoffice kommen Arbeitgeber ihren Praktikanten offenbar zunehmend entgegen. Zwei von drei Befragten (67 Prozent) gaben an, sie hätten im Praktikum die Möglichkeit gehabt, von zu Hause zu arbeiten. Vor der Pandemie lag der Anteil laut Clevis noch bei 26 Prozent.
Wie viel Homeoffice möglich war, wurde zwar nicht erhoben. Doch die Daten legen einen positiven Effekt auf die Zufriedenheit der Praktikanten nahe. So waren diejenigen, die prinzipiell von zu Hause arbeiten konnten, wesentlich zufriedener mit der Arbeitsbelastung, der Work-Life-Balance und auch mit ihrer Führungskraft als diejenigen, die die Homeoffice-Option nicht hatten.
Überstunden und Perspektiven
Die im zweiten Halbjahr 2022 befragten Praktikanten und Werkstudenten waren im Schnitt 27 Jahre alt und kamen aus verschiedenen Bereichen. Am häufigsten vertreten waren IT, Marketing und Produktmanagement, Personal und Aus-/Weiterbildung, Finanzen und Controlling, Produktion, Vertrieb und Verkauf. Insgesamt waren acht von zehn Befragten mit ihrem Praktikum zufrieden.
Auch am persönlichen Einsatz scheint es nicht zu hapern: 46 Prozent der Befragten gaben an, Überstunden zu leisten. Gleichzeitig empfanden nur wenige (16 Prozent) das Überstundenpensum als unangemessen. Für die nötige Motivation sorgte vermutlich auch eine mögliche berufliche Perspektive. Denn so schön das Praktikum auch sein mag – ein Selbstzweck ist es natürlich nicht. Sechs von zehn befragten Praktikanten strebten eine Festanstellung im dortigen Unternehmen an.