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Fastfood-Branche Nach Boykottaufrufen: McDonald's, Starbucks und Coca-Cola stoppen Russland-Geschäft

McDonald's-Filiale in St. Petersburg
McDonald's-Filiale in St. Petersburg
© Maksim Konstantinov/ / Picture Alliance
US-Fastfood-Riesen wie McDonald's und Starbucks haben trotz des Krieges und der westlichen Sanktionen ihre Russland-Filialen bisher offen gehalten - und dafür massive Kritik geerntet. Nun ziehen die Konzerne die Reißleine.

Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine verkünden beinahe täglich neue Großkonzerne, ihr Russland-Geschäft zu stoppen. Ikea hat seine Möbelhäuser geschlossen, H&M und Zara haben die Läden verrammelt, Visa und Mastercard stoppen ihre Services. Auch große Autobauer legen ihr Russland-Geschäft auf Eis, Techfirmen wie Apple und Netflix ziehen sich zurück – sogar die westliche Ölindustrie stößt ihre milliardenschweren Beteiligungen am russischen Energiemarkt ab.

Eine Branche aber schien bisher unbeeindruckt vom Krieg: Ausgerechnet die US-Fastfood-Konzerne gingen weiter ihren Geschäften in Putins Reich nach und ließen ihre vielen Hundert Läden geöffnet. Wer einen Big Mac in Moskau essen oder einen Starbucks-Kaffee in Sankt Petersburg schlürfen wollte, konnte das bisher weiter tun.

Fastfood-Konzerne ziehen nach

Nun ziehen auch einige der größten Fastfood-Riesen die Reißleine. Nach massivem öffentlichen Druck und Boykottaufrufen in den sozialen Netzwerken haben McDonald's, Starbucks und Coca-Cola angekündigt, ihren Betrieb in Russland einzustellen. Auch Pepsi stoppt den Verkauf von Softdrinks, der Konzern will aber Artikel des täglichen Bedarfs wie Milch und Babynahrung aus "humanitären Gründen" weiter anbieten.  

Die Fastfood-Konzerne hatten in den vergangenen Tagen zunehmend heftigen öffentlichen Gegenwind bekommen: Unter den Hashtags #BoycottMcDonalds oder #BoycottCocaCola und #BoycottPepsi prangerten Social-Media-Nutzer das Schweigen der Konzerne zum Russland-Krieg an und riefen zum Boykott der Produkte auf.

Auch Investoren wie der New York Pension Fund, der als drittgrößter Pensionsfonds der USA ein Milliardenvermögen verwaltet, drängten McDonald's und Pepsi zu einem Stopp der Russland-Aktivitäten. Ketten wie Burger King, KFC und Starbucks gerieten wegen ihres Russland-Geschäfts ebenfalls erheblich unter Druck. 

McDonald's schließt 847 Restaurants

McDonald's hatte einst seine erste Filiale in Moskau noch zu Zeiten der Sowjetunion eröffnet. Nun schließt der Fastfood-Riese bis auf Weiteres alle 847 Burger-Restaurants in dem Land. Was McDonald's besonders trifft: 84 Prozent der russischen Restaurants betreibt der Konzern nicht im branchenüblichen Franchise-Modell, sondern in Eigenregie. Das bedeutet einerseits, dass McDonald's es weitgehend selbst in der Hand hat, den Verkauf in Russland zu stoppen. Andererseits liegen aber eben auch die finanziellen Verluste direkt beim Konzern selbst.

In einer Mitteilung des Konzerns an Investoren heißt es, dass die 955 Restaurants in Russland und Ukraine zwar nur für 2 Prozent des weltweiten Konzernumsatzes sorgen, aber für 9 Prozent der Einnahmen. Denn weil die Läden überwiegend selbst betrieben werden, bleibt mehr von dem, was die Kunden an der Kasse bezahlen, beim Konzern selbst hängen. Ausgerechnet die russischen Restaurants sind für McDonald's also besonders lukrativ.

Aber auch das Offenhalten der Läden kam McDonald's zunehmend teuer zu stehen. Thomas di Napoli vom New Yorker Pensionsfonds beklagte in seinem Brandbrief "erhebliche und wachsende Risiken in den Bereichen Recht, Einhaltung der Vorschriften, Betrieb, Menschenrechte und Personal sowie Rufschädigung". An der Börse hat McDonald's in den letzten Wochen mehr als zehn Prozent an Wert verloren.

Auch Franchisegeschäft unter Druck

Die weltweit größte Café-Kette Starbucks schließt ebenfalls alle Läden in Russland. Starbucks hatte zuletzt rund 130 Filialen betrieben, allesamt im Franchise-Modell. Starbucks-Chef Kevin Johnson hatte Russlands Angriff auf die Ukraine schon am Freitag in einer Mitteilung als "grundlose, unrechtmäßige und schreckliche Attacken" verurteilt. Die Läden waren aber zunächst offengeblieben. Nun habe der Lizenzpartner zugestimmt, die geschäftlichen Aktivitäten umgehend zu pausieren, sagte Johnson in einem Update. Die russischen Starbucks-Läden werden von einem Franchise-Konglomerat aus Kuwait betrieben.

Auch andere große Fastfood-Ketten stehen nun unter Druck, ihre Geschäfte mit Franchisenehmern vor Ort zu überdenken. Der Fastfood-Konzern Yum Brands etwa betreibt seine mehr als 1000 russischen Läden der Kette KFC und 50 Restaurants von Pizza Hut überwiegend als Franchise. Der Konzern erklärte, man schließe alle konzerneigenen KFC-Restaurants und arbeite an einer Vereinbarung mit dem Franchisepartner für die Pizza Huts, den Betrieb einzustellen. "Diese Maßnahme baut auf unserer Entscheidung auf, alle Investitionen und die Entwicklung von Restaurants in Russland auszusetzen und alle Gewinne aus den Geschäften in Russland in humanitäre Maßnahmen umzuleiten", erklärte der Konzern in einer Mitteilung. 

Anmerkung: Der Artikel erschien erstmals am 8. März und wurde nach den Rückzugsankündigungen von McDonald's und Co. komplett überarbeitet.

Quellen: DPA / CNNReuters / NYTimes / CNBC / BBC / McDonald's (Russland-Geschäft) / McDonald's (Mitteilung) / Coca-Cola / Pepsi / Starbucks

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