An vielen deutschen Flughäfen haben Warnstreiks im öffentlichen Dienst begonnen. Nach Gewerkschaftsangaben waren Frankfurt, München, Düsseldorf, Köln-Bonn, Stuttgart, Hamburg, Hannover, Nürnberg und Dortmund betroffen. Die Arbeit sei wie geplant niedergelegt worden, sagte Verdi-Vertreter Gerold Schaub am Mittwoch am größten deutschen Airport in Frankfurt. Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes und der Gepäckabfertigung hätten sich nach und nach am Treffpunkt gesammelt. An anderen Flughäfen traten Mitarbeiter des Bodenverkehrsdienstes in den Warnstreik, in Hamburg war es die Feuerwehr. Die Lufthansa hatte vorab die Streichung von 142 Flügen angekündigt.
Allein in Frankfurt rechneten die Organisatoren mit 2000 Teilnehmern. Verdi-Chef Frank Bsirske wurde zu einer Kundgebung vor dem Gebäude des Flughafen-Betreibers erwartet. Er hatte mit unbefristeten Streiks gedroht. "Wir fangen erst an", sagte Bsirske der "Neuen Presse" in Hannover. Der bisherige Verlauf der Warnstreiks habe gezeigt, dass die Beschäftigten auch bereit seien, "in einen unbefristeten Arbeitskampf zu gehen, wenn die Arbeitgeber weiter blockieren".
Das bisherige Angebot von Bundesregierung und Kommunen sei "schamlos und ein billiges Täuschungsmanöver". "Wenn man die vorgeschlagene Verlängerung der Arbeitszeit einrechnet, müssten die Arbeitnehmer für die Lohnerhöhung noch Geld mitbringen", erklärte der Gewerkschafter.
Auch der Nahverkehr liegt vielfach lahm
In Hannover waren auch Besucher der Computermesse Cebit von den Arbeitsniederlegungen betroffen. Hier legten rund 200 Beschäftigte um 5.00 Uhr die Arbeit nieder. "Es geht im Moment nichts mehr", sagte ein Verdi-Sprecher. Nicht bestreikt werden hingegen die Flughäfen Bremen, Leipzig und Dresden, weil sie eigene Haustarifverträge haben.
Zum Auftakt der Streiks waren um 2.00 Uhr bereits Bus- und Bahnfahrer in Berlin in einen unbefristeten Warnstreik getreten. Busse, U-Bahnen und Straßenbahnen blieben in der Hauptstadt in den Betriebshöfen, sagte ein Verdi-Sprecher in Berlin. Betroffen sind davon auch Besucher der weltgrößten Reisemesse ITB, die heute in Berlin beginnt. "Wir haben einen Ersatzverkehr eingerichtet, aber es ist wirklich ein Not-Ersatzverkehr. Das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", sagte eine Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). "Wir hoffen, dass der Streik nicht bis Freitag nächster Woche dauert." Die BVG will mit dem Ersatzverkehr Fahrgästen ermöglichen, S-Bahnen zu erreichen, die trotz des Streiks fahren.
In Rheinland-Pfalz legten von etwa 3.00 Uhr an Beschäftigte im Nahverkehr die Arbeit nieder. Nach Angaben von Verdi-Sprecher Jürgen Dehnert kam der öffentliche Nahverkehr in Kaiserslautern und Ludwigshafen nahezu vollständig zum Erliegen. In Trier sei nur die Hälfte der Busse im Einsatz, in Mainz führen etwa 30 Prozent nicht. Dehnert kündigte für den Vormittag erhebliche Behinderungen an, erst am Nachmittag werde sich der Betrieb langsam wieder normalisieren. Auch Beschäftigte von Kliniken und Entsorgerdiensten hätten die Arbeit niedergelegt. Nach Gewerkschaftsangaben wollten sich am Mittwoch insgesamt mehr als 5500 Verdi-Mitglieder an den Warnstreiks in Rheinland-Pfalz beteiligen. Größere Versammlungen und Kundgebungen sind unter anderem in Mainz, Kaiserslautern und Ludwigshafen geplant.
Mit den massiven Warnstreiks an den Flughäfen und im öffentlichen Nahverkehr wollen die Gewerkschaften einen Tag vor dem Beginn der nächsten Verhandlungsrunde in Potsdam den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Verdi und die dbb Tarifunion verlangen für die bundesweit 1,3 Millionen Tarifangestellten des Bundes und der Kommunen acht Prozent mehr Geld, mindestens aber 200 Euro im Monat. Die Arbeitgeber boten bislang fünf Prozent, allerdings verteilt auf zwei Jahre und bei einer Verlängerung der Wochenarbeitszeit.