Wenn die Zentrale von Tchibo etwas zum Kaffeepreis sagt, hört nicht nur der Einzelhandel genau zu. Jetzt ist es wieder so weit: Nach jahrelang eher stabilen oder sogar sinkenden Preisen müssen Deutschlands Kaffeetrinker wohl mehr für ihr Lieblingsgetränk bezahlen. Wichtigster Grund sind schlechte Ernteprognosen des weltweit größten Kaffeeerzeugers Brasilien. Diese treiben seit Monaten die Einkaufspreise für Rohkaffee in die Höhe. Für Arabica-Bohnen beispielsweise ist der Preis aktuell auf dem höchsten Niveau seit vier Jahren.
Tchibo als Deutschlands führender Kaffeeröster reagiert auf die steigenden Einkaufspreise und stimmte am Montag seine Kundschaft auf Preiserhöhungen ein: Zum 14. Juni sollen die Verkaufspreise je nach Sorte und Herkunftsland zwischen 50 und 100 Cent je Pfund steigen.
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"Mal schnell einen Kaffee kochen", so etwas gab es vor der Erfindung der Filterkaffeemaschine eigentlich nicht. Als in den späten Fünfzigern zur Maschine dann noch der vakuumverpackte, gemahlene Kaffee in die Supermärkte kam, war die Automatisierung des Kaffeekochens nicht mehr aufzuhalten. Die Filterkaffeemaschine imitiert das schwallweise Aufbrühen des Kaffeemehls mit der Hand. Das Wasser gelangt in einen Durchlauferhitzer und wird auf 92 bis 94 Grad Celsius erhitzt. Durch den Druck der Dampfblasen schießt das heiße Wasser in einem Steigrohr hoch, das über der Filtertüte endet. Daher das Blubbern und Zischen beim Brühen.
Die Dauer des Brühvorgangs lässt sich bei manchen Maschinen regulieren. Jeder Hersteller pflegt dafür seine eigene fantasievolle Bezeichnung: Aromaschalter, Heißbrühsystem, Flavour-System und einige mehr. Wie sie auch heißen, sie regeln die Kontaktzeit von Wasser und Kaffeemehl. Ein sogenannter Aromaschalter mit den Einstellungen "Schwach", "Kräftig" und "Stark" reguliert die Durchflusszeit des Wassers. Je länger das Wasser die Aromastoffe aus dem Kaffeepulver herauslösen kann, desto stärker wird der Kaffee. Fließt der Kaffee in eine von unten beheizte Glaskanne, ist das empfindliche Aroma nach spätestens zehn Minuten ruiniert. Der Kaffee wird bitter. Systeme mit Thermoskannen halten nicht nur den Kaffee ohne zusätzliche Energie warm, sondern auch das Aroma sehr viel länger.
Geschmack:
Meist milder Kaffee mit feiner Säure.
Für wen geeignet:
Alle, die mehrere Tassen auf einmal benötigen und diese ohne großen Zeitaufwand zubereiten wollen. Was vor allem auch für die Reinigung der Maschine gilt.
Welcher Kaffee geeignet ist:
100%-Arabica-Sorten. Das Filterpapier und der Filterwinkel sind auf diese feine Kaffeesorte abgestimmt.
Tchibo ist hierzulande Marktführer, das Traditionsunternehmen aus Hamburg gilt als einer der wichtigsten Signalgeber für die Verkaufspreise für Kaffee. Der Kaffeeröster hatte zuletzt die Preise zum Jahresbeginn 2017 erhöht, danach aber wegen gesunkener Einkaufspreise mehrfach gesenkt. "Die Preise für Rohkaffees sind in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Dies gilt insbesondere für hochwertige Arabica-Qualitäten", lautet die aktuelle Begründung für die Preiserhöhungen.
Nach Tchibo könnte auch Aldi die Preise für Kaffee anheben
Tchibo verkauft seine Produkte über eigene Filialen und Depots unmittelbar an Endverbraucher und kann deshalb auch die Endpreise festlegen. Andere Kaffeeröster liefern ihre Produkte an den Lebensmittel-Einzelhandel, der seinerseits die Endpreise festlegt. Als wichtiger Taktgeber gilt hier Aldi. Der Discounter betreibt eigene Röstereien.
Die Konkurrenz von Tchibo äußert sich denn auch schmallippiger: "Wir haben aufgrund gestiegener Gesamtkosten im Kaffeeeinkauf unsere Fabrikabgabepreise ebenfalls erhöht", teilte ein Sprecher von Jacobs Douwe Egberts (JDE) auf Anfrage lediglich mit. Eine Sprecherin des Kaffeerösters Dallmayr in München bekundete Verständnis für "jeden Kaufmann, der steigende Kosten weitergibt", will sich zu eigenen künftigen Abgabepreisen aber öffentlich nicht äußern. "Wir sind von der sehr deutlichen, aktuellen Kostensteigerung bei Kaffee natürlich ganz massiv betroffen", berichtete die Dallmayr-Sprecherin. Hinzu kämen höhere Kosten bei Seefrachten, Verpackungsmaterialien, Versandlogistik und der Verpackungsentsorgung.
Durst auf Kaffee wächst – Konsum erholt sich nach dem Corona-Krisenjahr
Die Internationale Kaffee-Organisation ICO berichtete zuletzt in ihrem April-Marktbericht von einer Preisrally inmitten eines erwarteten Produktionsrückgangs. Als zusätzlichen Preistreiber macht die ICO Zeichen für eine wirtschaftliche Erholung nach dem Corona-Rezessionsjahr 2020 aus, die sich auf die Entwicklung des Kaffeeverbrauchs auswirke: "Die negativen Auswirkungen auf den Kaffeekonsum, die im Kaffeejahr 2019/20 (bis Ende September) mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie auftraten, klingen ab, und der Konsum kehrt wieder zu seinem normalen Trend zurück."
Der aus mehreren Kaffeesorten zusammengesetzte ICO-Preisindex kletterte allein im April um 1,4 Prozent auf durchschnittlich 122,3 US-Cent je Pfund (454 Gramm) – ein Plus von zwölf Prozent gegenüber April 2020. "Dieses Niveau steht für den sechsten Monat in Folge mit einem Anstieg und den höchsten monatlichen Durchschnitt seit über dreieinhalb Jahren", so die ICO. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lagen die Einfuhrpreise für Rohkaffee zuletzt im April fast zwölf Prozent über dem Vorjahresniveau.
Für die hochwertige Sorte Arabica berichtet Rohstoffanalystin Michaela Helbing-Kuhl von der Commerzbank sogar von einem Vier-Jahres-Hoch. Arabica wird aktuell in New York mit rund 164 Cent pro Pfund gehandelt, Anfang des Jahres waren es noch unter 130 Cent.
Die Arabica-Hausse bringt die Analystin vor allem mit Ernteprognosen aus Brasilien in Verbindung. Die jüngste Schätzung der dortigen Prognosebehörde Conab zur Ernte des dortigen Erntejahres 2021/22 liege zwar mit 48,8 Millionen Sack (je 60 kg) im oberen Bereich früherer Schätzungen, liege damit aber rund 23 Prozent unter dem rekordhohen Vorjahr mit 63 Millionen Sack. "Preisstützend wirken auch die Proteste in Kolumbien. Die Straßen- und Hafenblockaden führen zu möglicherweise wochenlangen Verzögerungen bei der Verladung von Kaffee – in Kolumbien weit überwiegend der Sorte Arabica."
Deutsche trinken im Schnitt 168 Liter Kaffee pro Jahr
Kaffee ist mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 168 Litern jährlich das beliebteste Getränk in Deutschland, noch vor Mineralwasser und Bier – Tendenz steigend. Zwar wurde zuletzt in der Coronapandemie nicht mehr so viel Kaffee außer Haus in Coffee-Shops, Cafés oder Bäckereien getrunken. Diesen Effekt haben die Verbraucher in Deutschland aber zu Hause mehr als wett gemacht. Der deutsche Kaffeeverband berichtete unlängst von einem elf-prozentigen Plus beim Kaffeekonsum daheim, während der Konsum außerhalb der eigenen vier Wände um 23 Prozent eingebrochen sei.
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