Livestream Rote Ampel ignoriert: Elon Musk will live zeigen, wie toll Tesla-Software ist – und muss eingreifen

Elon Musk zeigt mit beiden Händen nach rechts und schaut mit großen Augen in die Richtung
Elon Musk wollte seine Software demonstrieren – und erlebte deren Schwachstellen vor einem Millionenpublikum.
© ZUMA Wire / Imago Images
Der Tesla-Autopilot (oder FSD) gerät immer wieder in die Schlagzeilen – denn beim assistierten Fahren mit den Elektroautos kommt es oft zu Unfällen. Auch die amerikanischen Behörden befassen sich längst damit. Tesla-Chef Elon Musk wollte in einem Livestream zeigen, wie sicher seine Autos wirklich sind – und musste eingreifen.

In einem Livestream wollte Tesla-Chef Elon Musk die Fähigkeiten der neuesten Tesla-Software demonstrieren. Das kommende Update ist ein großer Schritt, denn nach mehreren Jahren in der Beta-Phase will Tesla mit der zwölften Version erstmals eine fertige, finale Software abliefern. Aktuell testet der Autohersteller das Paket namens "FSD v12" intern – auch der Chef selbst.

Das Video einer Fahrt mit der Software ist 45 Minuten lang. Musk veröffentlichte die Fahrt auf seinem sozialen Netzwerk X (ehemals Twitter). Offenbar war Musk sich seiner Sache so sicher, dass er die Fahrt als Fahrer filmte, was in Kalifornien bis dato illegal ist – auch am Steuer vermeintlich autonomer Autos. Die Polizei stellt ihm nur deshalb keinen Strafzettel aus, weil sie das Vergehen nicht selbst bemerkt hat. Das bestätigte ein Beamter gegenüber "The Verge".

Elon Musk filmt als Fahrer – und verstößt damit gegen das Gesetz

Das Video ist generell recht anstrengend zu schauen, da die Videoqualität stellenweise unerträglich schlecht ist. Sich ein genaues Bild der Software zu machen, ist so also nur schwerlich möglich. Aber es reicht, um die weitgehend reibungslose Fahrt grob nachvollziehen zu können.

Die wohl auffälligste Stelle findet sich bei Minute 19:58. Nachdem Musk bis dahin recht entspannt durch Kalifornien gefahren wurde, kommt sein Model S an einer herkömmlichen Kreuzung zum Stillstand. Kurz zuvor erklärt Musk noch, dass das Auto sicher an Ampeln und Stoppschildern hält und sich sogar konsequenter an die Regeln hält, als es Menschen tun. Zugegeben – an Stoppschildern rollen die meisten weiter.

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Doch ausgerechnet als Musk und sein Beifahrer über das menschliche Fehlverhalten referieren, passiert es: Obwohl seine Ampel unverändert auf Rot steht und nur die Linksabbiegerspur fahren darf, beginnt sein Model S den Beschleunigungsvorgang. Erst als das Auto schon bei 12 km/h angekommen und ein Stück in die Kreuzung gefahren ist, tritt Musk auf die Bremse. "Oh, Eingriff", lacht er. Wenige Meter vor ihm kreuzen die gegenüberliegenden Linksabbieger, denen sich sein Wagen beinahe in den Weg gestellt hätte.

Der Beifahrer, vermutlich Ashok Elluswamy, Teslas Direktor für Autopilot-Software, sagt, dass "diese Version eine leichte Beeinträchtigung bei Ampeln habe". Die Fahrt geht ohne weitere Vorfälle weiter und endet irgendwo in Kalifornien.

Ampeln und Blaulicht – das alte Problem

Auch wenn ein Großteil der Fahrt – sofern man es erkennen kann – ohne Zwischenfälle läuft, ist die Missinterpretation von Ampeln doch ein großes Problem. Denn es ist nicht das erste Mal, dass sich ein Tesla an einer Kreuzung nicht korrekt verhält. Im Januar berichtete der "New York Times Magazine"-Autor Christopher Cox, wie viele Fehler so ein System eigentlich noch macht – und mit welch seltsamem Vertrauensvorschuss sich Tesla-Fahrer zu Testobjekten machen.

Die Fahrt, die Musk live übertrug, fand außerdem bei idealen Konditionen statt. Ein Härtetest war es also nicht. Auch kam es im Laufe des Videos nicht zu einer Situation, die in Verbindung mit selbstfahrenden Teslas oft zu Unfällen führt – stehende und leuchtende Einsatzfahrzeuge.

Als Level-2-System, also für teilautomatisiertes Fahren, ist der Tesla bereits sehr gut gewappnet. Solange der Fahrer den Verkehr ständig im Blick hat und die ständige Kontrolle über das Fahrzeug hat, kann der Autopilot (oder FSD) die Fahrt deutlich erleichtern. Das Ziel Musks, seine Software endlich mit dem Level-3-Label (hochautomatisiertes Fahren) vermarkten zu können, scheint aber noch nicht erreicht.