Chinas Elektroautobauer haben ihren Heimatmarkt zum größten Elektrofahrzeugmarkt der Welt gemacht. Währenddessen verlieren deutsche Autobauer in der Volksrepublik an Boden. Und selbst Elektroauto-Pionier Tesla sitzt längst ernstzunehmende Konkurrenz im Nacken. Indes soll das Erfolgskonzept chinesischer Hersteller nun praktisch auf den europäischen Markt übertragen werden.
Brian Gu, der stellvertretende Vorsitzende und Co-Präsident des chinesischen Elektroauto-Herstellers Xpeng, glaubt jedoch nicht an einen Erfolg der breiten Masse. Stattdessen geht er davon aus, dass nur wenige Autohersteller den globalen Elektroauto-Kampf überleben und im nächsten Jahrzehnt noch existieren werden. "In fünf bis zehn Jahren wird der Markt viel stärker konzentriert sein. Ich denke, die [Zahl] der Marktteilnehmer wird wahrscheinlich auf weniger als zehn auf der globalen Bühne reduziert werden", sagte Gu der "Financial Times".
Europa-Offensive: "Man muss ein Global Player sein"
Damit chinesische Autohersteller unter diesen Zehn sein werden, müssten sie einen jährlichen Absatz von mindestens drei Millionen Fahrzeugen erreichen. Und: "Um zu diesem 'Drei-Millionen-Club' zu gehören, kann man nicht nur in China tätig sein, sondern muss ein Global Player sein. Wir denken, dass in diesem Szenario vielleicht fast die Hälfte des Volumens von außerhalb Chinas kommt", führte Gu gegenüber der "Financial Times" fort.
Im vergangenen Jahr kam selbst Tesla nicht auf diese Zahl; der US-Elektroauto-Hersteller verkaufte 1,3 Million Autos. Deutlich besser positioniert war hingegen Toyota. Der weltgrößte Autobauer aus Japan führte den Absatzmarkt mit 10,5 Millionen verkauften Fahrzeugen an. Aber China holt auf. Die Volksrepublik ist dabei, Japan von der Spitze zu verdrängen und zum weltgrößten Autoexporteur zu werden.
Xpeng führt neue Plattform für kostenärmere Produktion ein
Auch für das erst 2014 als Start-up gegründete Unternehmen Xpeng lief es 2022 noch ziemlich gut. Man verkaufte in China über 120.000 Fahrzeuge, musste im ersten Quartal des laufenden Jahres jedoch einen starken Umsatzeinbruch von fast 50 Prozent hinnehmen. Die enormen Preisreduzierungen bei Tesla zwangen Xpeng dazu, die Preise für drei seiner vier Fahrzeuge um bis zu 13 Prozent zu senken. Mehrere Dutzend andere Autohersteller in China passten ihre Preise daraufhin ebenfalls nach unten an. "Ich denke, dass wir in diesem Jahr mit einer sehr wettbewerbsintensiven Landschaft konfrontiert sind", konstatierte Gu.
Um künftig erheblich kostenärmer produzieren zu können, stellte sein Unternehmen Mitte April eine neue Plattform zur Herstellung von Fahrzeugmodellen vor. So soll bereits das auf der diesjährigen Messe Auto Shanghai neu vorgestellte Elektro-SUV G6 auf dieser Plattform gebaut werden, gab das Unternehmen bekannt.
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Denn so wie viele andere Autohersteller aus China plant auch Xpeng, seine geschäftlichen Aktivitäten in Europa auszuweiten und das laufende Jahrzehnt zu überstehen. Bislang lässt sich aber keineswegs sicher sagen, ob die derzeit so erfolgreichen chinesischen Hersteller ihren Erfolg auch künftig in Europa fortsetzen können, oder ob sie sich – wie damals bei den Verbrenner-Fahrzeugen – letztendlich doch nicht gegen die westlichen Unternehmen behaupten können.
Quellen: Financial Times, Xpeng