Rennauto mit fünf Motoren Mercedes-AMG entwickelt Hypercar mit 1000 PS und Formel-1-Technologie – zum Preis von 2,3 Millionen Euro

Der Mercedes AMG-One in seitlicher Frontansicht auf einer Rennstrecke
Der Mercedes AMG-One soll Höchstleistung von der Rennstrecke auf die Straße bringen
© Mercedes-Benz Group AG
Mit dem Mercedes-AMG One will der deutsche Autobauer ein Hypercar mit Formel-1-Technologie auf die Straße bringen. Das über 1000 PS starke Auto verfügt über einen Verbrennungs- und vier Elektromotoren. Und auch sonst ist jede Menge Technik verbaut.

Mercedes hat nach eigenen Angaben mit dem AMG One "weltweit erstmals modernste und effizienteste Formel-1-Hybrid-Antriebstechnologie von der Rennstrecke [für] die Straße" entwickelt. Dabei wollte der deutsche Autobauer offenbar auf jedes noch so kleine Detail optimieren.

Das Rennauto mit Formel-1-Technologie kombiniert einen Verbrennungsmotor mit vier Elektromotoren. Auf der Welle, welche Abgas- und Verdichterturbine miteinander verbindet, ist ein circa 122 PS starker Elektromotor verbaut. Dieser treibt die Welle des Hightech-Turboladers an und sorgt auf dem Hinterrad für 100.000 Umdrehungen pro Minute. An der Vorderachse sitzen zwei Elektromotoren mit einer Leistung von jeweils 163 PS. Damit verfügt der AMG One über einen vollvariablen Allradantrieb mit hybrid-angetriebener Hinterachse und elektrisch angetriebener Vorderachse. Es lässt sich zwischen sechs Fahrprogrammen wählen – darunter eins zum rein elektrischen Fahren und zwei Rennprogramme, welche nur auf der Rennstrecke erlaubt sind.

Von 0 auf 200 km/h in unter sieben Sekunden

Durch die Arbeit des Elektromotors habe der AMG One ein optimiertes Beschleunigungsvermögen; ein kontinuierlich direktes Ansprechverhalten werde gewährleistet, teilt Mercedes mit. Mit einer Motorleistung von bis zu 1063 PS, sechs Zylindern und einem 800-Volt-System soll das Hypercar aus dem Stand in 2,9 Sekunden eine Geschwindigkeit von 100 km/h erreicht haben – nach insgesamt sieben Sekunden steht das Tachometer demnach auf 200 km/h. Bei einer Geschwindigkeit von gut 350 km/h riegelt das Fahrzeug dann ab.

"Mit dem Mercedes-AMG One haben wir das Limit mehr als ausgereizt. Die immensen technischen Herausforderungen, einen modernen Formel 1-Triebstrang tauglich zu machen für den alltäglichen Straßenbetrieb, haben uns zweifellos an unsere Grenzen gebracht", so Philipp Schiemer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Mercedes-AMG GmbH.

Die größte Herausforderung, das Rennauto tatsächlich straßentauglich zu machen, war die Erfüllung der geltenden Emissionsgesetze, sagte Marco Lochmahr, Projektleiter Entwicklung gegenüber "ntv". "Das meiste Hirnschmalz steckt tatsächlich in dem Abgasnachbehandlungssystem." Lochmahr erklärt: "Neben den Standard-Filtern sind hier exakt vier Heizscheiben verbaut, die die Katalysatoren nach Betätigen des Start-Stopp-Knopfes innerhalb von 50 Sekunden auf 500 Grad Celsius vorheizen, bevor der Verbrenner anspringt." Der Kraftstoffverbrauch liegt demnach bei 8,7 Liter pro 100 Kilometer.

Zu der ausgefeilten Technik gehört auch die Fähigkeit der Rekuperation. So nutzt der elektrische Abgasturbolader überschüssige Energie aus dem Abgasstrom, um elektrische Energie zu erzeugen. Diese fließt entweder in die Batterie, oder wird der elektrischen Vorderachse beziehungsweise der Elektromaschine am Verbrennungsmotor zugeführt. Mercedes gibt an, dass sich bis zu 80 Prozent Energie zurückgewinnen lassen. Das dürfte durchaus von Bedeutung sein, denn die Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 8,4 kWh reicht gerade mal für eine elektrische Reichweite von rund 18 Kilometer. 

Für die Konstruktion des AMG One verwendet Mercedes ein Fahrgestell sowie eine Karosserie aus Carbon, eine aktive Aerodynamik sowie ein sogenanntes Push-Rod-Fahrwerk. Auch ein Aluminium-Gehäuse mit leichtem Getriebedesign sollen neben einer hohen Stabilität Gewicht einsparen. So bringt der etwa 4,76 Meter lange und gerade mal 1,26 Meter hohe AMG One 1695 Kilogramm auf die Waage. Dazu fährt das Rennauto mit speziell entwickelten Reifen: vorne 19 Zoll, hinten 20 Zoll.

Mercedes-AMG One wie Formel-1-Auto gebaut

Auch optisch erinnert das Zweisitzer-Hypercar durchaus an ein Rennauto: Die Front verfügt über große Lufteinlässe an der linken und rechten Seite und flache LED-Scheinwerfer. In den vorderen Radhäusern sind Lüftungsschlitze verbaut, auf dem Dach befindet sich ein aus der Formel 1 abgeleiteter Lufteinlass und der Heckflügel ist zweiteilig ausfahrbar. Die Türen öffnen schräg nach vorn sowie nach oben.

Der Fahrer oder die Fahrerin sowie der Beifahrer oder die Beifahrerin nehmen auf Rennsitzschalen Platz und finden zwei freistehende 10‑Zoll‑Displays im Interieur vor. Die wichtigsten Fahrerdaten werden über dem oben und unten abgeflachten Rennsport-Lenkrad auf die Straße projiziert. Anstatt über Innenspiegel erfolgt die Sicht über einen Bildschirm.

Das Projekt One wurde erstmals auf der IAA 2017 vorgestellt. Mercedes will 275 Exemplare verkaufen, zum Kaufpreis von 2,275 Millionen Euro plus Steuer. Der AMG One wird das erste Mal Ende Juni auf dem Festival of Speed in Goodwood, Großbritannien offiziell in Aktion zu sehen sein.

Quellen: Mercedes, ntv

nk

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