Fragen und Antworten EU-Parlament stimmt über europaweit geltendes Fahrverbot ab: die Pläne im Detail

Ein Führerschein aus Plastik mit der Kennung Deutschlands
Der Entzug eines Führerscheins könnte künftig in allen EU-Staaten die gleiche Wirkung entfalten Der Verkehrsausschuss im EU-Parlament stimmt über Vorschläge zu europaweit geltenden Fahrverboten ab.
© Sina Schuldt / DPA
Wer derzeit in einem EU-Staat seinen Führerschein verliert, kann trotzdem in einem anderen Land legal Auto fahren. Zukünftig könnte sich das ändern.

Das EU-Parlament stimmt am Dienstag in Straßburg über seine Position zu einem EU-weiten Führerscheinentzug ab. Konkret geht es darum, dass etwa auch in Deutschland ein Fahrverbot gelten soll, wenn in einem anderen EU-Staat ein Fahrverbot ausgesprochen wurde. Bevor die strengeren Vorgaben in Kraft treten können, muss mit den EU-Staaten noch ein Kompromiss gefunden werden.

Worum geht es genau?

Sommer, Urlaubsstimmung und dann möglicherweise zu viel Wein oder zu viel Grappa: Wer sich dann betrunken ans Steuer setzt und erwischt wird, verliert seinen Führerschein. Doch mit welchen Folgen? Bisher sind diese oft überschaubar. Denn: Bisher gilt ein Fahrverbot in der Regel nur in dem EU-Land, in dem es ausgesprochen wurde. Wird gegen einen deutschen Verkehrssünder also zum Beispiel in Italien ein vorübergehendes Fahrverbot verhängt, kann er sich schon hinter dem Brenner wieder ans Steuer setzen und heimfahren. Dies will das EU-Parlament nun ändern.

Wie ist die jetzige Rechtslage beim Fahrverbot?

Nach den geltenden Vorschriften kann ein schweres Straßenverkehrsdelikt, das zum Entzug der Fahrerlaubnis führt, jedoch nicht EU-weit durchgesetzt werden, wenn der Fahrer das Delikt in einem anderen Mitgliedstaat als dem begangen hat, in dem sein Führerschein ausgestellt wurde.

"Ein auferlegtes Fahrverbot gilt derzeit nur in dem Land, in dem es auch ausgesprochen wurde", fasst der ADAC zusammen. So führe ein in Italien verhängtes Fahrverbot von beispielsweise drei Monaten nur dazu, dass man in Italien nicht fahren dürfe – in Deutschland habe es keine Konsequenzen.

Warum soll sich die Rechtslage ändern?

Letztes Jahr verloren auf den Straßen der EU mehr als 20.000 Menschen ihr Leben – die überwiegende Anzahl der Opfer war zu Fuß, mit dem Rad, mit Rollern und mit Motorrädern unterwegs. Ein zentrales Anliegen der neuen Vorschriften ist die Erhöhung der Straßenverkehrssicherheit. Für diese sei es laut EU-Kommissionsvorschlag von entscheidender Bedeutung, dass Personen, die Straßenverkehrsdelikte begangen haben, in allen Mitgliedstaaten zur Rechenschaft gezogen werden.

In ihrem EU-Politikrahmen genannten Paket für die Straßenverkehrssicherheit hat sich die Kommission dem Vorhaben verpflichtet, bis 2050 auf den Straßen der EU das Ziel "Vision null Straßenverkehrstote" zu erreichen und bis 2030 die Anzahl der Toten und Schwerverletzten um 50 Prozent zu senken.

Was soll in Zukunft gelten?

Fahren ohne gültigen Führerschein soll in die Liste der schwerwiegenden Verkehrsverstöße aufgenommen werden – so wie jetzt schon Alkohol am Steuer oder tödliche Verkehrsunfälle. Dadurch werden den Angaben zufolge Informationen zum Entzug des Führerscheins automatisch ausgetauscht. 

Welche Auswirkungen hätte die geplante Neuregelung?

Wem der Führerschein entzogen wurde, dürfte in der gesamten EU nicht mehr hinter das Steuer.

Aus Sicht des ADAC ist die vorgesehene Regeländerung ein richtiger Ansatz. Dies trage zu mehr Sicherheit im Verkehr bei. Bis eine Richtlinie aber in nationales Recht umgesetzt werde, dauere es noch. Zudem seien noch Fragen offen.

Test für Autofahrer: Theoretische Führerscheinprüfung – können Sie diese aktuellen Fragen richtig beantworten?
Theoretische Führerscheinprüfung – können Sie diese aktuellen Fragen richtig beantworten?

Der SPD-Europaabgeordnete Thomas Rudner unterstützt die Regelverschärfung ebenfalls. "Rund 40 Prozent der grenzüberschreitenden Verkehrsverstöße bleiben laut EU-Kommission derzeit ungeahndet", so der Politiker.

Quellen: EU, ADAC, SPD-Europa, mit Nachrichtenagentur DPA.

km