Es gab Zeiten, da hätte wohl nur ein verwirrter Straßenköter seine Duftmarke an einem Cadillac-Reifen hinterlassen - so schlecht war das Image. Der Versuch der General-Motors-Manager, ihre lieblos entwickelten und schlampig gebauten Autos gegen Luxus aus Deutschland und Qualität aus Japan schon irgendwie loszuwerden, ging gründlich daneben. Doch sogar Amerikaner sind offenbar lernfähig, sonst hätte sich die holländische Kroymans Corporation, ein Vertriebsriese mit mehr als 2600 Mitarbeitern, nicht entschlossen, für Cadillac ein Comeback auf dem europäischen Markt zu starten. "Als wir den Vertrag unterzeichneten, kannten wir das Modellprogramm der nächsten zehn Jahre", sagt Gerard Jansen, bei Kroymans Chef von Cadillac. Und Peter Aberle, sein deutscher Geschäftsführer, sieht in dem neuen Allrad-Modell SRX "ein Auto, das von vornherein für den internationalen Markt konzipiert wurde". Es muss also auch den hohen Ansprüchen der Deutschen genügen. "Von der Qualität her ist das der beste Cadillac, der je gebaut wurde", sagt Aberle. Ob das zutrifft, klärt der stern-Fahrbericht.
Technische Daten
Motoren
3,6-Liter-V6 mit 190 kW/258 PS oder 4,6-Liter-V8 mit 239 kW/325 PS Fahrleistungen
0-100 km/h: 8,1 (V6) bzw. 7,4 Sekunden (V8) Spitze: 201 km/h (V6) bzw. 225 km/h (V8)
Verbrauch
14 Liter Super bleifrei (V8) Abmessungen und Gewicht
4,95/1,84/1,72 Meter (L/B/H), Kofferraum min./max: 238/1968 Liter; Gewicht V6/V8: 1960/2015 Kilogramm
Preis
ab 43.950 Euro, V8 ab 58.950 Euro
Glanz & Gloria: kantig. Zur neuen Designsprache von Cadillac gehört eine scharf geschnittene Silhouette, die Autos dieser Marke wieder unverwechselbar macht. Rundungen gibt es nicht, stattdessen dominieren glatte Flächen und streng gekniffene Blechfalze, die an eine frisch geplättete Generalsuniform erinnern. Lametta ist ebenfalls reichlich vorhanden: Ein von Chrom umrandeter Kühlergrill sowie glitzernde Scheinwerfer - jeweils im XXL-Format - verstärken den edlen, fast protzigen Eindruck. Im Innenraum herrscht dagegen Sachlichkeit. Nur die etwas zu stark glänzenden Oberflächen des Armaturenbretts und der Türverkleidungen wirken billiger als bei der Konkurrenz, und auch das nur in der Höhe verstellbare Lenkrad erinnert an US-Autos vergangener Generationen. Die Verarbeitung ist gut: Während der Testfahrt klapperte der SRX noch nicht mal auf Kopfsteinpflaster.
Gas & Spass:
super. Der V8-Motor des SRX ist nicht etwa ein Überbleibsel aus der Zeit blubbernder Hubraumriesen, sondern ein modernes Sporttriebwerk. Drehfreudig und kraftvoll geht es zur Sache, doch Sparsamkeit im Verbrauch sollte deswegen niemand erwarten. Porsche Cayenne-Fahrer müssen an der Zapfsäule freilich ähnlich leiden.
Gleiten & Geniessen: überraschend. Ebenso wenig wie der Antrieb gehört das Fahrwerk in die Kategorie Alteisen. Es stellt vielmehr einen gelungenen Kompromiss aus Sportlichkeit und Komfort dar und sorgt selbst auf kurvenreichen Landstraßen nicht für Angstschweiß.
Drum & Dran:
reichlich. Der Preis von 58950 Euro für den Achtzylinder-SRX liegt auf den ersten Blick nur wenig unter dem der direkten Konkurrenten wie Porsche Cayenne S (61512 Euro) oder Mercedes ML 500 (61306 Euro), doch die Aufpreisliste des Amischlittens ist erstens kurz, und zweitens finden sich dort Extras, die es anderswo gar nicht gibt: das riesige Glasdach etwa oder die dritte Bank für Kinder, die aus dem SRX einen Siebensitzer macht. Außerdem im Angebot ist eine Sechszylinder-Version ab 43950 Euro.
Fazit:
Wurde höchste Zeit für diese Image-Politur.