Da soll noch jemand sagen, die Amis denken nur in "big is better". Als General Motors im Frühjahr 2007 in New York die drei Mini-Car-Studien Groove, Trax und Beat zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentierte und im folgenden Herbst beim Publikum zu einer Online-Umfrage aufrief, bestand die Gefahr, die SUV-verwöhnten US-Jungs würden nur desinteressiert abwinken. Das Gegenteil war der Fall. Mehr als zwei Millionen Leute beteiligten sich. Die meisten Klicks fielen auf den Beat. "Bitte bauen!" Fast unglaublich, dass Chevrolet das City-Car dann wirklich zu fast 100 Prozent in die Serie umsetzte. Denn gewöhnlich schafft es eine Studie nie 1:1 auf die Straße.
Mit "niedlich" ist es vorbei
Maßgeblichen Einfluss daran hatte Taewon Kim. Der koreanische Designer - er arbeitete zuvor in Italien und war bei Fiat an der Retro-Knutschkugel 500 beteiligt - verpasste dem Chevy-Mini allerdings ein ungewohntes Aussehen. Der Spark geriet extrem kantig und schiebt eine wuchtige Schnauze vor sich her. Warum die riesigen Scheinwerfer bis fast zur A-Säule reichen müssen und eher zu einem Kleinbus passen würden, bleibt Kims Geheimnis. Eine knappe Erklärung liefert Markus Leithe, der Geschäftsführer von Chevrolet Deutschland: "Weg von niedlich und hin zu forsch."
Einstieg bei 8990 Euro
Der Spark fährt im so genannten A-Segment. Hierzu gehören Kleinwagen wie Peugeot 107, Nissan Pixo, Fiat Panda oder Daihatsu Cuore, die sich in den vergangenen Jahren alle wie geschnitten Brot verkauften. Kräftig geholfen hat dabei die deutsche Abwrackprämie. Auch Chevrolet profitierte davon. Mehr als die Hälfte der 2009 verkauften Modelle (immerhin 32.000) trug den Namen Matiz. Im Sommer lassen die Amis das Ex-Daewoo-Erbe auslaufen und setzen große Hoffnungen in den Nachfolger. Besonders beim Preis kann der in Korea produzierte Spark der Konkurrenz in die Suppe spucken. 8990 Euro kostet das Basismodell, "bei besserer Qualität als der Wettbewerb", wie Leithe es formuliert. Doch Billigplastik dominiert auch im Spark, auffällig vor allem an den Türverkleidungen.
Vier statt drei Zylinder
Im Gegensatz zu vielen seiner Konkurrenten werkeln unter der Haube des kleinen Amis nicht drei, sondern vier Zylinder. Einerseits sorgt dies für mehr Laufruhe, andererseits aber leidet darunter die Elastizität. Nur mit fleißiger Schaltarbeit will das 68-PS-Motörchen bei Laune gehalten werden, bleibt dabei aber angenehm zurückhaltend im Ton. Ein leistungsgleicher Dreizylinder wie zum Beispiel im Cuore fährt sich allerdings agiler. Etwas flotter unterwegs ist man im Spark mit dem 1,2-Liter-Aggregat und 82 PS, muss dafür aber schon 11.690 Euro bezahlen.
ESP bleibt Sache des Käufers
Trotz seiner kompakten Abmessungen bietet der Spark ausreichend Platz. Auch hinten müssen sich Erwachsene nicht krümmen. Hinter der Rücksitzbank bleibt ein ordentlicher Kofferraum von 170 Litern. Die Konkurrenz hat hier 30 bis 40 Liter weniger zu bieten. Werden die geteilten Lehnen und Sitzkissen umgeklappt, schluckt der Spark knapp einen Kubikmeter an Gepäck. Unpraktisch ist lediglich das Öffnen der Heckklappe. Dies geht nur per Schlüssel oder vom Fahrerfußraum aus. Eine unnötige Sparmaßnahme. Spendabler zeigte sich Chevrolet bei der Sicherheit. Sechs Airbags und eine Isofix-Kindersitzbefestigung sind serienmäßig an Bord. Der Beifahrerairbag ist abschaltbar. Die Frage, ob der elektronische Schleuderschutz - er heißt bei Chevrolet ESC - notwendig ist oder nicht, muss sich der Spark-Kunde allerdings selbst beantworten. Für alle Versionen kostet die Stabilitätskontrolle 300 Euro.