Citroen DS3 Racing Für die wildesten Gefühle

In den letzten Jahren ist das Programm beim Rallyeweltweister Citroen immer langweiliger geworden. Jetzt kommt eine Adrenalinmaschine. Der DS3 Racing ist ein Rabiator, aber erstmal ausverkauft.

Stell Dir vor, einer ist Rallye-Weltmeister und keiner merkt’s. Für Citroen ist das nichts Neues. Seit Jahren fährt Sebastian Loeb mit einem C4 WRC die Konkurrenz in Grund und Boden. Doch Citroen schlägt daraus keinen nennenswerten Werbeerfolg, da entsprechende Straßenversionen fehlen und das alte Serienmodell des C4 ziemlich müde auftrat. Doch WRC-Seriensieger Loeb steigt in der kommenden Saison auf den neuen DS3 um und Citroen ist aus dem Märchenschlaf erwacht. Ein dezenter Auftritt sieht anders aus. Das Publikum an der Flanierpromenade von Nizza reißt erschrocken die Augen auf, als der DS3 Racing um die Ecken fegt. Schwarzer Lack, orangefarbenes Dach und martialische Felgen gepaart mit einer mutigen Kriegsbemalung rundum zeigen, dass der DS3 Racing nichts für jedermann ist. 50 Fahrzeuge waren in diesem Jahr für den deutschen Markt geplant. Sie waren an einem Tag ausverkauft. Nächstes Jahr kommen 350 zu uns - rund 200 Stück sind bereits vorab weg. Da scheint Citroen den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben. Denn auch in Ländern wie Frankreich, Großbritannien und der Schweiz laufen die neuen DS3-Racing-Modelle prächtig. Die Franzosen hatten nach automobilen Legenden wie DS, CX oder 2CV jahrzehntelang in erster Linie durch wilde Extravaganzen von sich reden gemacht.

Nur mit krasser Optik zu bekommen

Auf Plattform von C3 / DS3 hat Citroen einen echten Straßenrenner kreiert. 152 KW/ 207 PS und 275 Nm Drehmoment ab 2.000 Touren – der Fronttriebler geht forsch zur Sache. 0 auf 100 km/h in 6,5 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 235 km/h können sich fahren lassen. Solch sportliche Ambitionen hat man aus dem Hause Citroen noch nie vernommen. Dabei hält sich der DS3 Racing trotz der Leistungsspritze von 156 auf 207 PS akustisch überraschend stark zurück. Das leichte Röhren ist nur bei hohen Drehzahlen im Hintergrund zu vernehmen. Stattdessen lässt sich der DS3 trotz sportlichster Namensgebung durch die Turboaufladung mit 2,2 bar Ladedruck überaus schaltfaul im Alltag bewegen. Das drehfreudige 1,6-Liter-Triebwerk befeuert in ähnlicher Ausgestaltung unter anderem Mini Cooper S und den Peugeot 207 RC. Trotz allen Tatendrangs soll sich der Durst mit 6,4 Litern Super auf 100 Kilometern im Rahmen halten. Eine Start-Stopp-Automatik bleibt ebenso außen vor wie weitere Effizienzmaßnahmen.

Die scharfe Optik macht den 3,96 Meter langen DS3 Racing zu einem echten Aufreißer. Der Kunde hat für 29.900 Euro eine überschaubare Wahl. Entweder der Lack in schwarz-orange oder weiß-grau – entweder Kriegsbemalung oder nicht. Der Innenraum des DS3 Racing ist eine kraftvolle Orgie in schwarz und orange. Das übersichtliche und gut bedienbare Armaturenbrett sticht mit seinem großen Paneel schmerzhaft ins Auge und man ist versucht, die aufgeklebten DS3-Schriftzüge einfach abzuknibbeln. Doch der Rest passt – abgesehen von den veralteten Bediensatelliten für Tempomat und Radio hinter dem Steuer. Die Schalensitze mit Alcantara-Einsätzen sind bequem und geben perfekten Seitenhalt. Allein die Seitenwangen sind zu weich für lange Strecken oder eine scharfe Gangart. Der Laderaum fasst zwischen 285 und 980 Liter. Nett anzuschauen: die zahlreichen Karbonelemente sehen zwar aus die nachgemacht – sind aber echt.

DSG gibt es leider nicht

Der rund 1,2 Tonnen schwere Viersitzer gefällt nicht nur durch den hungrigen Vierzylinder, sondern insbesondere durch das ausgewogene Fahrwerk. Das ist erwartet straff, aber keineswegs zu hart. Die um zwei Zentimeter verbreiterte Spur macht sich dabei nicht nur optisch angenehm bemerkbar. Zusammen mit dem um 15 Millimeter tiefer gelegten Sportfahrwerk stimmt das Paket auch bei strammer Gangart. In schnellen Kehren hat der Franzose jedoch Probleme, seine Leistung artgerecht auf den Boden zu bekommen. Ein Allradantrieb oder zumindest ein Sperrdifferenzial bleiben außen vor. Sonst ging es noch dynamischer. Immerhin: wer es auf der Rennstrecke fliegen lassen möchte, kann das ESP abschalten und Sebastian Loeb spielen. Nicht überzeugen kann dagegen die manuelle Handschaltung des DS3 Racing. Sie will präzise und mit Gefühl bewegt werden. Es gibt bessere ihrer Art.

Stefan Grundhoff/Press-Inform