Die ganze Welt klagt über die SUV-Seuche, doch in Deutschland sind die größten und auch begehrtesten Fahrzeuge nach wie vor die Busse. Allesamt Abkömmlinge des legendären VW-Bulli, auch wenn die heutige Generation nur noch wenig mit dem Urahnen gemeinsam hat. "Multivan" nennt sich die edle Variante des VW-Transporters, berühmt für die Vielseitigkeit der Innenausstattung und die Preisliste, die sich weit von den Niederungen eines Handwerkerbusses entfernt hat.
Mit der neuen Generation - T7 – steht ein Bruch der Transporter-Geschichte bevor: Erstmals sind nicht die Diesel-Motoren das Maß der Dinge. Sondern der Plug-in Hybrid, der E-Antrieb und Benzinmotor verbindet. Als Reisefahrzeug empfiehlt sich der Multivan derzeit noch nicht als reines E-Auto. VW nimmt an, dass sich mehr als 40 Prozent der T7-Fahrer den Hybriden in die Garage stellen werden.
Bye, bye Diesel
Er kombiniert einen 150 PS Benziner mit einem 115 PS Elektromotor. Die Systemleistung beträgt 218 PS, bei einem maximalen Drehmoment von 350 Newtonmetern. Trotz aller Bemühungen bei den Gewichtseinsparungen bringt der T7 gut 2,1 Tonnen auf die Waage, die Leistung wird also auch benötigt. In 11,6 Sekunden ist der Wagen von null auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 190 km/h. Reizt man die Leistung aus, macht sich der Benziner deutlich bemerkbar.
Wie zu erwarten fährt sich der Multivan wie ein großer Pkw, das Fahrwerk kommt mit 2,1 Tonnen Lebendgewicht gut zurecht. Gewöhnungsbedürftig ist die hohe Rekuperationsleistung in der Stufe Sport. Geht der Fuß vom Gas, wird spürbar verzögert. Wie bei den anderen VWs lässt sich der 10 Zoll großen Touchscreen weitgehend konfigurieren. Das ansehnliche Cockpit kommt ohne Mitteltunnel aus, da die Hebel des Doppelkupplungsgetriebes und der elektronischen Parkbremse nach oben gewandert sind.
Fahrzeug für den Eigenstrom
Laut Norm benötigt der Multivan 1,4 l eHybrid nur 1,5 Liter pro 100 Kilometer. Auf der Testfahrt, die mit vollen Akkus gestartet wurde, wurden es 5,6 l/100 km. Rein elektrisch soll man rund 50 Kilometer weit kommen, bei uns waren es 39 km, wobei wir auch auf Landstraßen und Autobahnen unterwegs waren. Die Höchstgeschwindigkeit liegt dann bei 130 km/h und auch die Beschleunigung war durchaus ausreichend.
Die Reichweiten entsprechen den Anforderungen der Käufer. Die Strecken, die alltags zurückgelegt werden, lassen sich rein elektrisch bewegen. Bei größeren Distanzen hilft der Verbrenner. Die Energiespeicher sind an einer Wallbox mit 360 Volt und 3,6 kW in drei Stunden und 40 Minuten wieder gefüllt, man kann den Wagen aber auch an der Steckdose mit 230 Volt und 2,3 kW Wechselstrom aufladen. Dann dauert es fünf Stunden. Über Nacht oder während der Arbeitszeit ist der 10,4-kWh-Akku wieder voll.
Private Kunden können den Hybriden mit einer Solaranlage auf dem Carport und einem Speichersystem kombinieren, dann fahren sie mit billigem Eigenstrom. Hier passt der Hybrid mit einem kleinen Akku ausgezeichnet, da eine heimische Solaranlage kaum genug Strom liefert, um ein 100-kWh-System zu füllen.
Deutlich größerer Innenraum
Beim Multivan geht es vorrangig ums Drinnen. Und hier ist die siebte Generation gewachsen. In der Länge um fast sieben Zentimeter (69 Millimeter) auf nun 4,973 Meter und in der Breite auf 1,941 Meter - plus 3,7 Zentimeter. Mit 1,907 Meter ist der T7 4,7 Zentimeter niedriger, dadurch er jetzt deutlich stämmiger aus. Wichtig für den Innenraum ist der Radstand und der ist um ganze 12,4 Zentimeter gewachsen. Anders übrigens die Langversion. Sie ist mit 5,173 Meter 13,1 Zentimeter kürzer als bisher und bietet nur den gleichen Radstand wie der Vorgänger.
Sitzbänke gibt es nicht mehr, sie wurden durch Sessel ersetzt. Die Stühle der zweiten Reihe lassen wie bisher um 180 Grad drehen. Das Gestühl kann wie bei den Vorgängern auf einem Schienensystem in der Fahrgastzelle einfach hin und her geschoben werden. Bei den Sesseln wurden 29 Kilogramm gespart, der einzelne Sitz wurde also etwa 5 Kilo leichter, das hilft beim Ein- und Ausbau. Durch das Verschieben der Sitze und die Ausbau-Option lässt sich der Innenraum sehr flexibel nutzen. Das ist der Grund für den Erfolg des Multivan-Konzeptes. Das lässt sich Volkswagen auch gut bezahlen, der Hybrid-Bulli kostet mindestens 57.173,55 Euro und ist ab Mitte November zu haben.