Interesse an Elektroautos steigt Königswünsche

Mercedes EQE 2022
Mercedes EQE 2022
© press-inform - das Pressebuero
Eine Studie der Unternehmensberatung Deloitte zeigt, dass die Elektromobilität Fahrt aufnimmt. Allerdings ist der Trend noch nicht nachhaltig. Vor allem steigende Strompreise könnten die Attraktivität der Stromer verringern.

Die Strategien der Autobauer lesen sich immer so einfach. Nehmen wir zum Beispiel Mercedes. Spätestens im Jahr 2025 soll jedes zweite Fahrzeug mit dem Stern entweder ein PHEV- oder ein BEV-Modell sein. "Der Weg Richtung Elektromobilität beschleunigt sich bei Mercedes", stellt Daimler-Chef Ola Källenius fast schon euphorisch fest. Oder VW. Europas größter Autobauer entwickelt fast schon einen biblischen Eifer, um bei der Elektromobilität voranzuschreiten. "Bis 2030 wird der weltweite Markt für Elektrofahrzeuge die Verbrenner auch beim Absatz eingeholt haben. E-Autos werden dann deutlich günstiger als Verbrenner sein", prophezeit VW-Chef Herbert Diess. Das kann aber nur gelingen, wenn die Skalierungseffekte groß genug sind.

Ambitionierte Ziele. Die Frage ist nur, ziehen die Kunden mit? Wenn nicht, stehen die polierten Elektromobile wie Blei in den Online- und realen Verkaufsräumen. Und jeder Erstsemesterstudent der Wirtschaftswissenschaften weiß, dass die Preise in den Keller rauschen, wenn die Nachfrage nicht vorhanden ist. Die Unternehmensberatung Deloitte hat weltweit mehr als 26.000 Autofahrer befragt, um herauszufinden, was sich die Autofahrer von der Elektromobilität erwarten. Steht der Durchbruch bevor? Oder laufen Autobauer wie VW, die alles auf die Karte Elektromobilität setzen, Gefahr, Milliarden in den Sand zu setzen. Schließlich ist der Kunde immer noch König.

Die Vertriebsstrategen in Stuttgart, Wolfsburg und Ingolstadt können etwas aufatmen. Laut der Deloitte-Studie würden rund 30 Prozent der Deutschen bei ihrem nächsten Autokauf ein Hybridfahrzeug wählen. Das ist ein Plus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein reinrassiger Stromer wäre immerhin für 15 Prozent die erste Wahl (2021: 9 Prozent). Doch das heißt eben auch, dass die große Mehrheit der Autofahrer dem elektrischen Braten nicht trauen und weiterhin auf einen Verbrennungsmotor als Antrieb beziehungsweise Reichweiten-Sicherheitsnetz setzen. Auf die Frage, welchen Antrieb sie beim nächsten Fahrzeug bevorzugen, setzen 49 Prozent der Deutschen einen Benziner oder Diesel.

Die größten E-Mobilitätsskeptiker kommen aus den USA: Da halten 69 Prozent dem Diesel und vor allem dem Benziner die Treue. Alarmierend ist auch, dass in China 58 Prozent eine ähnliche Einstellung haben. Dazu kommt, dass etwa 41 Prozent der befragten Deutschen ihre Entscheidung, ein Elektrofahrzeug zu kaufen, überdenken, falls der Preis fürs Laden ähnlich hoch läge wie der für fossile Brennstoffe. Bei der aktuellen Strompreisspirale kein undenkbares Szenario. Für 46 Prozent stellt auch die staatliche Förderung einen wichtigen Kaufgrund dar. Kombiniert mit der Tankpreis-Sensibilität der Autofahrer ist der Trend zur Elektromobilität nicht so eindeutig, wie sich das die Automobilhersteller wünschen. Immerhin geben 61 Prozent der Elektromobil-Käufer die Sorge um das Klima als Grund für den Umstieg auf ein Elektroauto an.

Themen wie die Reichweite und die Ladeinfrastruktur treibt die Menschen weiterhin um. Bei der Frage nach der größten Sorge bezüglich der Elektromobilität steht für etwa ein Viertel der Autofahrer die Reichweite an erster Stelle, gefolgt von der Ladeinfrastruktur (14 Prozent). Die Reichweiten-Vorstellungen der Autofahrer sind anspruchsvoll: Die Deutschen erwarten, dass man mit einer Batterieladung mindestens 616 Kilometer weit kommt. Das entspricht in etwa einer Strecke von München bis nach Düsseldorf.

Ebenso interessant wird es, wenn es um das Laden geht: Sage und schreibe 70 Prozent gehen davon aus, dass sie ihr Auto am häufigsten daheim aufladen zu können, 17 Prozent an öffentlichen Ladestationen und 12 Prozent beim Arbeitsplatz. Angesichts der Realitäten der Stromversorgung dürfte es da für einige ein unsanftes Erwachen geben. Deloitte-Experte Dr. Harald Proff stellt klar: "Reichweite, Ladeinfrastruktur und geringere Anschaffungskosten sind unabdingbare Voraussetzungen, um die Elektromobilität massentauglich zu machen. Wenn diese nicht gegeben sind, wird sie trotz der aktuell steigenden Verkaufszahlen in weiten Teilen der Gesellschaft nicht ankommen. Im Hinblick auf das Ziel der EU, ab 2035 keine neuen fossil betriebenen Fahrzeuge mehr zuzulassen, ist es wichtig, dass sowohl die Unternehmen als auch der Staat die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen." BMW-Chef Oliver Zipse stimmt zu. Zwar sei die E-Mobilität im Alltag angekommen, "aber die Ladeinfrastruktur hält nicht Schritt. Sie muss hier in Deutschland und ganz Europa schnell und spürbar ausgebaut werden", so Zipse.

Haben sich die Deutschen einmal für ein Elektromobil entschieden, sitzt das Geld bei einigen lockerer: 44 Prozent der Befragten bereit, für alternative Antriebe draufzuzahlen. Entscheidend ist nur die Frage, wie viel. 31 Prozent sind bereit, 400 bis 2.000 Euro mehr auszugeben, 13 Prozent sogar über 2.000 Euro. Weit weniger tief wollen die Deutschen beim autonomen Fahren oder der Konnektivität in die Tasche greifen. Bei aller Sorge um die Umwelt und das Klima ist das Carsharing noch nicht in Deutschland angekommen, vermutlich liegt das auch an der Corona-Pandemie. Denn laut der Deloitte-Studie bevorzugen zwei Drittel (67 Prozent) das eigene Auto. Stärker ausgeprägt ist der automobile Individualismus nur den USA. Mit weitem Abstand dahinter nutzen die Deutschen den öffentlichen Nahverkehr (15 Prozent) genannt, gefolgt vom Fahrrad (9 Prozent). Interessanterweise kommen Sharing-Modelle sowie Taxi- und Ride-Hailing besetzen auf nur 5 Prozent.

Mit dem Teilen haben es die Deutschen ohnehin nicht so. Lediglich 55 Prozent der Befragten würden persönliche Daten mit einem Hersteller oder Dritten teilen, wenn sie im Gegenzug Informationen zu Staus und alternativen Routen bekämen. Geht es um Updates und Wartungen, sind es 54 Prozent, bei Softwareaktualisierungen über WLAN oder Mobilfunk noch 53 Prozent. Zum Vergleich: In China, Indien und Südostasien liegt die Zustimmung bei diesen und anderen Anwendungsfällen bei deutlich über 70 Prozent

pressinform