In Europa ist der Acura MDX weitgehend unbekannt, weil Honda seine hauseigene Edeltochter Acura gar nichts erst nicht nach Europa reisen lässt. In seiner Heimat USA tritt der Acura MDX als Topmodell des Honda-Konzerns dagegen ohne jede Zurückhaltung gegen Hightech-SUV wie Audi Q7, Mercedes GLE oder BMW X5 / X7 an. Das Design ist typisch Acura und auch mehr als einen Hauch Honda - nur eben in edel. Schmale LED-Augen, markiger Kühlergrill und gefällige Proportionen - kein Wunder, dass der Asia-Amerikaner in den USA seine Freunde findet. Mit einem Einstiegspreis von 47.200 US Dollar für den gut ausgestatteten SUV mit 290 PS starkem V6-Triebwerk ist er nennenswert günstiger als ein BMW X5, der bei knapp 60.000 Dollar startet oder der mindestens 55.000 Dollar teure Mercedes GLE. Das bringt ihm allerhand Kunden, die auf Hightech-Triebwerke und große Innovationen verzichten können.
Mister Nobody

Der Acura MDX lässt es ebenso schick wie bodenständig angehen. Wo die Konkurrenz aufgeladene Sechszylinder, V8-Powerpakete oder Plug-In-Hybriden anbietet, schont der Acura den MDX-Kunden vor Alternativen. Doch der 213 kW / 290 PS starke 3,5-Liter-V6 ist ein ebenso lässiger wie kraftvoller Antreiber im Alltag. Um den optionalen Allradantrieb für 2.000 Dollar extra kommt man nicht umhin, denn sonst wird der 5,04 Meter lange SUV mit stattlicher Leistung und jeder Menge Tatendrang allein über die Vorderachse angetrieben. Das passt nicht und kann auch von der Zehngangautomatik kaum durch feinfühlige Gangwechsel beim Anfahren oder starkem Beschleunigen überspielt werden. Ein kraftvolles Turbotriebwerk oder einen Plug-In-Hybriden bietet Honda bei seinem Topmodell Acura MDX bis auf weiteres nicht an.
Die Fahrwerksabstimmung ist trotz der optionalen 20-Zöller mit breiten 255er Pneus betont komfortabel und so ist der große Acura ein echter Cruiser; einer dem es für Honda-Verhältnisse etwas an Kontakt zur Fahrbahn fehlt, denn sowohl die Servounterstützung der Lenkung ist indirekt und auch das beim Abrollen steht das hohe Komfortniveau im Vordergrund. Daran ändert auch ein Wechsel ins Sportprogramm nichts. Bei flotter Fahrt untersteuert der Allradler ebenso spürbar wie willig. Im echten Gelände hat der Acura MDX dabei nichts zu suchen, denn er ist mit seiner Bodenfreiheit von 18,5 Zentimetern und seinem frontgeneigten Allradantrieb nichts für wochenendliche Offroadgefühle. Daher mimt der MDX eher den Familienkombi mit leicht erhöhter Sitzposition.
Zur komfortablen Abstimmung des 2.050 Kilogramm schweren Fünftürers passt der edle und gut verarbeitete Innenraum mit mächtig Platz für vier oder fünf Personen. Allein die beiden Notsitze, die sich bei Gefallen aus dem Laderaum ausklappen, sind für Erwachsene unzumutbar. Doch wenn das Familienoberhaupt die Kinderschar vom Nachmittagssport aus der Schule holt, dann können die bis zu sieben Insassen Dank des 2,89 Meter langen Radstandes vergleichsweise kommod ihren kurzen Weg nach Hause finden. Praktisch: der mittlere Platz in der zweiten Reihe lässt sich mit ein paar Handgriffen ausbauen und der MDX wird so zu einem Vier- oder Sechssitzer. Das Ladevolumen liegt dabei zwischen 460 und 2.690 Liter. In der Normalbestuhlung für vier bis fünf Personen auf zwei Sitzreihen bietet der MDX mit 1.109 Litern viel Platz hinter der sich allerdings recht langsam elektrisch öffnenden Heckklappe.
Fahrer und Mitreisende freuen sich dabei nicht nur über ein großzügiges Platzangebot, sondern auch eine Komfort- und Sicherheitsausstattung, die kaum Wünsche offenlässt. Nur wenige Acura MDX 3.5 V6 werden in der soliden Basisversion verkauft, denn die Pakete Technology, A-Spec oder Adavance erheben das Premiummodell zu einer echten Luxusversion mit klimatisierten Ledersitzen, zwei 12,3-Zoll-Displays, 10,5-Zoll-Head-Up-Display, WLan und stattlichen neun Lademöglichkeiten für Kleingeräte sowie einer zusätzlichen Smartphone-Ladeschale in der breiten Mittelkonsole. Die Bedienung des Menüs über Touchcontroller oder per Sprache ist nicht so eingängig, wie man es von anderen Marken kennt und auch bei der Darstellung der Menüinhalte ist der Acura nicht so klar und technisch wie manch anderer. Ein paar Knöpfe weniger am Lenkrad oder dem Bereich unter der Klimaautomatik würden den X5-Konkurrenten ebenfalls moderner erscheinen lassen. Sehr gut gelöst dagegen: die zahlreichen Kameraansichten und ein Klasse-Sound, der aus 16 Boxen tönt. Doch wer die Musik runterdreht, hört auch Dank des Dämmglases im Innern nicht mehr als das Säuseln des Fahrtwindes.