Künftig genügt schon ein Fingerzeig - und das Auto gehorcht. Jedenfalls dann, wenn es um die Bedienung der Unterhaltungselektronik geht. BMW hat jetzt auf der CES (Consumer Electronic Show) in Las Vegas ein Konzept vorgestellt, bei dem die Lautstärke des Radios zum Beispiel mit einer kreisförmigen Bewegung des Zeigefingers eingestellt wird. Nach links drehen ist leiser, nach rechts lauter. Erkannt wird die Gestik von einer zentral angebrachten Kamera. Für die Annahme eines Telefonats reicht künftig die Bewegung des Zeigefingers auf die entsprechende Fläche des Displays, nicht mehr das Berühren.
Wem das ankommende Gespräch unwillkommen ist, der wischt es mit einer Handbewegung von links nach rechts einfach weg. Auch die Bedienung des Navigationssystems klappt auf diese Weise. Jedenfalls dann, wenn man dem Computer mitteilen will, dass es nach Hause geht. Man muss nur zwei Finger leicht gespreizt zum Bildschirm bewegen, schon weiß das Navi, dass es nach Hause geht und es nun den besten, staufreien Weg suchen soll.
Das Auto kennt die freien Parkplätze
Warum das Ganze? Antwort: Es geht um Sicherheit. Jedes Mal, wenn der Fahrer oder die Fahrerin auf dem Bildschirm etwas berühren muss, vergeht relativ viel Zeit und man ist im Blindflug unterwegs, ohne dass die Augen auf die Straße gerichtet sind. Dass wird in längstens zwei Jahren vorbei sein, so BMW. Zwar nicht völlig, weil ja auch mit der Gestentechnik der Blick für einen Moment aufs Armaturenbrett gerichtet werden muss. Aber er wird deutlich kürzer und die Fahrt damit sicherer.
Wie kaum ein anderes Produkt wird das Automobil der Zukunft vernetzt sein mit der Internetwelt im weitesten Sinn. Theaterkarten zu ordern vom Fahrersitz aus via Verbindung zum Netz und mit Hilfe einer Displaybedienung, ist fast schon altmodisch. In Zukunft weiß das Auto auch, wo welche Parkplätze frei sind und ob womöglich ein kleiner Umweg zu einem Platz nötig ist.
Notwendig dafür sind vier Laserscanner im Auto, eine Art digitaler Bauplan des Parkhauses mit allen Details und eine Smartwatch, auf die eine Park-App von BMW geladen worden ist. Dann kann die Chose losgehen. BMW hat das in Las Vegas am Beispiel des Elektroautos i3 demonstriert. Die Uhr ist über eine Telefonleitung mit einem zentralen Server verbunden, der beispielsweise den von der Uhr per kurzem Tastendruck gesendeten Befehl "Pick me up" an das Auto weiterleitet. Dann kommt wie von Geisterhand gesteuert das Auto zu seinem Besitzer, der etwa unten am Kassenhäuschen wartet. Oder umgekehrt. Der Fahrer steigt an der Einfahrt aus drückt die entsprechende Fläche auf der Uhr und schon saust das Auto mit bis zu 25 km/h zum ermittelten freien Platz.
Nie wieder Beulen und Kratzer?
Voraussetzung, damit dies alles klappt, ist allerdings, dass die "ParkNow"-Technik von BMW genauestens über das Parkhaus Bescheid weiß. Etwa wo die Rampen sind, wieviel Etagen es gibt, wie das Gebäude innen beschaffen ist und ob es enge Fahrspuren oder weite Kurven hat. Spinnerei? Von wegen. Nach Darstellung von BMW sind in den USA heute bereits mehr als 5000 Parkhäuser digital erfasst und es ist abrufbar, ob es freie Plätze gibt oder nicht. Unwahrscheinlich wäre, dass dieser Trend nicht bald auch nach Deutschland schwappen würde.
Zehn Mal pro Sekunde berechnet ParkNow die jeweils aktuelle Situation, denn es könnte ja sein, dass bei fortschreitender Fahrt inzwischen ein Hindernis aufgetaucht ist, das einen Moment vorher noch nicht vorhanden war. Daraus wird dann eine Art Positionskarte erstellt, mit deren Hilfe das Auto weiß, was möglich ist. Kommt der Wagen am in Frage kommenden Parkplatz an, wird der mit Hilfe der vier eingebauten Laserscanner vermessen, um zu entscheiden, ob das Auto auch wirklich reinpasst. Erst dann rollt es rückwärts oder vorwärts in die Lücke.
Mit Vollgas gegen die Wand
Sogar 100 Mal pro Sekunde berechnet der Computer eines weiteren Systems die Lage neu. Es geht um das Verhindern von Kollisionen kleinerer Art. Aus eigenem Antrieb aber auch nach Gesprächen mit der Versicherungswirtschaft hat BMW eine 360-Grad-Technik entwickelt, die ärgerliche Beulen oder Kratzer verhindert, die bei der Reparatur teuer werden können und die Versicherungsprämien in die Höhe treiben.
Wer künftig eine Kurve in Mauernähe zu eng nimmt oder die Entfernung zu einem Hindernis unterschätzt, dem hilft schon in ein paar Jahren diese Technik. Sie greift immer dann ein und bremst den Wagen bis zum Stillstand, wenn der Fahrer Hindernisse offensichtlich nicht bemerkt. Der stern hat die Probe aufs Exempel in Las Vegas gemacht. Der Rückwärtsgang ist eingelegt. Etwa zehn Meter hinter dem Auto steht ein als Mauer verkleideter Schaumstoffwürfel. Volle Fahrt darauf zu. Kurz vor der angenommenen Berührung bremst der Roboter die Fahrt hart ab.
Nächster Versuch. Das Automatikgetriebe steht auf D, es geht nach vorne. Wieder eine zügige Anfahrt auf einen anderen Würfel. Erneut stoppt der Wagen wenige Zentimeter vorher. Radarsensoren ermöglichen den Rundumblick. Sogar dann, wenn es nur für einen Außenspiegel eng wird. Der Rechner bremst und verhindert Kratzer oder gar einen Abriss. Sobald aber in die Richtung gelenkt wird, in der keine Hindernisse im Weg stehen, hat der allzeit wache Computer vorübergehend Pause.