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E-Bike im Test Trenoli Tanaro Sportivo – bärenstark wie ein Mountainbike und doch bequem

Die Kette verläuft geschüztzt, der Akku ist im Rahmen integriert.
Die Kette verläuft geschüztzt, der Akku ist im Rahmen integriert.
© stern
Wenn Funktion wichtiger ist als ein ungewöhnliches Design, sollte man sich dieses Rad ansehen. Es hat die Power eines Mountainbikes und fährt sich dabei ganz locker.

Gern wird über sogenannte Design-Räder berichtet – optische Kunstwerke, die für hippe Citybewohner gedacht sind. Die meisten Kunden sind allerdings mit einem konventionell gestalteten Rad weit besser aufgehoben, weil hier die Funktionalität stimmt. Das "Trenoli Tanaro Sportivo" zeigt, wie man durch geschickte Gestaltung auch so ein sehr individuelles Rad bauen kann, das vieles anders macht als die Konkurrenz.

Was die Idee hinter diesem Rad? Das Tanaro Sportivo kombiniert einen Rahmen, der sehr gemütlich beherrscht werden kann, mit einer kraftvollen Bosch-Ausstattung, wie sonst nur in E-Mountainbikes verbaut wird. Man hat also vom Rahmen her gesehen ein Rad für die Stadt und auch für Touren, dabei aber einen kraftvollen Motor, einen großen Akku und ein leistungsstarkes Display. Man kann es auch so formulieren: Warum sollte jemand, der gern aufrecht auf einem Rad mit Gepäckträger, Schmutzfängern und Lichtanlage fährt, sich bei der E-Technik mit der zweiten oder dritten Wahl begnügen?

Mountainbike-Motor

Das Bike wird durch den Performance Line Mittelmotor angetrieben, er liefert bis zu 65 Nm. Die CX-Variante ist noch stärker, aber dieses mehr an Drehmoment macht nur Sinn in einem echten Mountainbike, mit dem steile Trails bezwungen werden. Im Vergleich zum CX ist der normale Performance Line Motor deutlich leiser, auch dann, wenn Leistung abgefordert wird. Dazu wird der stärkste Bosch-Akku mit 625 Wh verbaut. Wie heute üblich ist der Akku im Rahmen untergebracht. Die Reichweite des Pakets liegt bei etwa 65 Kilometern, wenn der Motor auf der Höchststufe läuft und man sich selbst faul zurückhält. Fährt man langsamer und nutzt weniger Unterstützung, kann die Reichweite deutlich über 100 Kilometer betragen.

Mehr geht derzeit nicht, es sei denn, ein zweiter Akku kommt mit auf die Reise. Die meisten Kunden schätzen den großen Akku übrigens nicht deswegen, weil sie immer so lange Strecken fahren. Sie lieben es aber, ihr Rad seltener aufzuladen. Die Kraft des Motors wird per Kette und 10 Gang Shimano XT Schaltung auf das Hinterrad gebracht. Anders geht es auch nicht, die bezahlbaren Nebenschaltungen vertragen so viel Drehmoment nicht. Der Akku kann entnommen werden, einfacher ist es freilich, den Motor im eingebauten Zustand aufzuladen.

In dem System-Träger lassen sich Taschen und Körbe einfach einklicken.
In dem System-Träger lassen sich Taschen und Körbe einfach einklicken.
© stern

Der Bosch-Motor ist bekannt und nicht ohne Grund Marktführer. Mit ihm hat das Rad mehr als genug Kraft. Die eigentliche Besonderheit ist es, dass der Mountainbikeantrieb mit einem bequemen Rahmen kombiniert wird. An dem fallen mehrere Dinge auf. Zu empfehlen ist das Rad mit dem tieferen Einstieg. Es verfügt über ein abgesenktes Oberrohr, der Rahmen bleibt so auch unter Belastung steif. Doch Auf- und Absteigen und ein Ampelhalt sind bequemer als bei einem hohen Oberrohr. Auffällig ist die hohe Position des Lenkers. Sie überragt den Sattel deutlich. Dadurch sitzt man sehr aufrecht und nur leicht vornübergebeugt. Viele Fahrer lieben diese Position und rüsten ihre Räder nachträglich mit einer Verlängerung des Steuerrohres um und haben dann meist das Problem, dass Bremsleitungen und Schaltzüge nicht mehr lang genug sind. Hier ist das alles gleich richtig eingebaut. Wir fanden die Position sehr angenehm.

Man sollte beim Kauf darauf achten, den richtigen Mix von eigenem Körperbau und Fahrradgröße zu ermitteln. Durch die vergleichsweise breiten Reifen (55 Millimeter Schwalbe Marathon E-Plus) läuft das Rad gut und sicher – auch auf Feldwegen und rauem Grund. Aber auch mit dicken Gummis und starken Motor wird das Rad nicht zur MTB-Bergziege. Wieso? Ab etwa 13 bis 15 Prozent Steigung muss das Gewicht des Fahrers beim Mountainbike nach vorn über den Lenker gebracht werden, um noch Haftung auf dem Boden zu erzeugen. So eine Haltung – auf den Pedalen stehend nach vorn gelehnt – ist bei dem gemütlichen Rahmen nicht drin. Darum ist irgendwann Schluss, wenn die Steigung zu stark wird.

Kontrolle durch MTB-Lenker

Obwohl man auf dem Rad sehr gemütlich sitzt und es die großen Reifen hat, ist es erstaunlich wendig und agil. Das liegt an der vergleichsweisen steilen Gabel und dem geraden Sport-Lenker (Ergotec Low Riser 720 mm). Man hat so eine gute und direkte Kontrolle über das Rad.

Beim Display wurde das Sahnestück von Bosch gewählt, die Kiox-Anzeige. Sie kann man mit der Smartphone-App verbinden. Die einfachen Displays zeigen die Grundfunktionen eines Rades an, wie Geschwindigkeit, Unterstützungsstufe, Reichweite, Status des Lichtes. Kiox ist dagegen ein ausgewachsener Bike- und Trainingscomputer mit fast unendlichen Funktionen, die hier nicht alle aufgezählt werden können. Unsere Meinung: Die einen werden es lieben und den Computer voll nutzen. Die anderen werden alles einmal ausprobieren und dann nur einen Teil der Funktionen nutzen.

Alltagsrad mit viel Power 

Das Rad kostet angemessene 3649 Euro – die hochklassige Ausstattung macht sich beim Preis natürlich bemerkbar. Bei einer bekannteren Marke wäre die gleiche Ausstattung noch teurer.

Unser Fazit: Das Trenoli Tanaro Sportivo hält, was es verspricht. Es ist ein sehr sportliches, kraftvolles Rad mit den Vorzügen der gemütlichen Haltung eines City-Bikes. Mit ihm ist man für Touren und auch für Pfade gerüstet. Es ist auch die richtige Wahl, wenn man in einer Gegend mit Steigungen lebt. Warum? Das Tanaro Sportivo ist gewiss kein richtiges Mountainbike, doch auf gedeckter Fahrbahn wird es einen (fast) jede Steigung heraufbringen. Ein Rad mit Tourenbike-Motor steigt dagegen schon bei Steigungen um zehn Prozent aus. Das führt dazu, dass man sein E-Bike dann schon das Hamburger Elbufer hinaufschieben muss – das passiert einem mit dem Tanaro Sportivo nicht.

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