Ich wurde noch nie zuvor so in Angst und Schrecken versetzt, wenn es darum ging, ein Auto zu mieten. Das liegt nicht daran, dass ich eine schlechte Autofahrerin bin - obwohl meine Familie und Freunde vielleicht etwas anderes sagen würden - oder dass ich in einen Schneesturm hineinfahre. Es liegt daran, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Elektrofahrzeug miete, das ich aufladen muss, anstatt an irgendeiner Tankstelle zu tanken. Und nicht irgendein Elektrofahrzeug, sondern ein Tesla Model S. Ihr wisst schon, das schicke Auto von Elon Musk, das in Deutschland ab 86.800 Euro erhältlich ist. *Schluck*
Es gibt ein Start-up-Unternehmen, UFODrive, das versucht, diese Sorgen abzuschütteln. Das vor 18 Monaten in Luxemburg gegründete Unternehmen vermietet ausschließlich Elektrofahrzeuge und arbeitet nur mit iPhone- und Android-Apps. So kann man das Warten an den Mietschaltern in langen Schlangen überspringen und man wird weder mit einem anderen Auto abgespeist, als dem, das man gebucht hat, noch mit Überraschungsgebühren belastet, wenn man das Fahrzeug zurückgibt. Man sollte sich um nichts anderes außer ums Fahren kümmern müssen - die App verfolgt sogar den Ladezustand des Akkus und leitet einen bei Bedarf zur nächsten Ladestation.
Und genau darum geht es: UFODrive möchte Leute wie mich, davon überzeugen, dass man keine Angst davor haben muss, ein E-Auto zu mieten.
"Über Elektrofahrzeuge herrscht dieses riesige Fehlverständnis, dass sie nicht gut funktionieren und das Aufladen zu lange dauert", sagte Aidan McClean, CEO von UFODrive, in einem Interview im Oktober. "Das stimmt aber nicht ... Wir wollen die Wahrnehmung von Elektroautos dahingehend verändern, dass die Leute, die sie mieten, erkennen, dass es einfacher ist, ein Elektroauto zu mieten, zu fahren und zu erleben als ein ölverbrennendes Auto."
UFODrive ist eines von vielen Transport-Startups, die in den letzten Jahren gegründet wurden, um die Art und Weise zu ändern, wie wir von A nach B gelangen. Uber und Lyft sind zu einem Synonym für Fahrgelegenheiten geworden und zahlreiche Scooter- und Fahrradanbieter - von Bird bis Uber's Jump - haben Städte auf der ganzen Welt sozusagen erobert. Mit Car2Go, DriveNow und ähnlichen Diensten kann man ein Auto im Minutentakt mieten und in Städten wie New York, Berlin und Hamburg irgendwo parken.
Aber UFODrive - sowie andere Unternehmen wie z. B. der Volkswagen Shared-Ride-ServiceMoia – möchte das Fahren auch so umweltfreundlich wie möglich gestalten, indem sie ausschließlich Elektrofahrzeuge einsetzen. Diese Dienstleistungen tauchen auf, während immer mehr Verbraucher - insbesondere in Deutschland, der Heimat von Automobilherstellern wie Volkswagen und BMW - Bedenken wie Nachhaltigkeit in die von ihnen gekauften Dienstleistungen und Produkte einfließen lassen. Dies geschieht auch aufgrund der verstärkten Ängste, die viele hinsichtlich der Klimawandelprobleme haben.
"Teile deine Fahrt mit anderen und hilf auf diese Weise, den Straßenverkehr zu entlasten und die Umwelt zu schonen", erklärt Moia auf einer Website. "Als Ergebnis trägst du persönlich dazu bei, deine Stadt zu einem besseren Lebensraum zu machen."
Aber wie realisierbar ist diese Zukunft? Ich habe einige dieser Dienste ausprobiert, um genau dies herauszufinden.
Die letzte Meile
Ich bin spät dran zum Abendessen und habe keine Zeit, zu Fuß zu gehen oder mit dem Bus zu fahren. Zeit, Moia auszuprobieren.
Die App fordert mich auf, die Straße zu überqueren, wo mein Fahrer in neun Minuten eintreffen wird. Superpünktlich fährt ein großer goldener Van vor und die Schiebetür öffnet sich. "Shara?", fragt der Fahrer, während ich mich auf einem cremefarbenen Sitz niederlasse und meine Umgebung aufsauge.
Der geräumige Innenraum wird sanft von weißen Lichtern in der Decke beleuchtet, sodass fast das Gefühl entsteht, das Fahrzeug habe kein Dach. Ich lehne mich gegen die breite Kopfstütze zurück, die mein Gesicht von den anderen Mitfahrern im Fahrzeug abschirmt. Ein Monitor vor mir zeigt an, dass ich in 15 Minuten mein Ziel erreichen werde, gleich nachdem wir meinen Mitreisenden abgesetzt und einen anderen abgeholt haben.
In vielerlei Hinsicht ähnelt Moia einem Shared Ride mit Uber Pool oder Lyft Line: Ich rufe ein Fahrzeug über eine App und gebe meinen Abholort und mein Ziel an. Die App sendet mir den angebotenen Preis für die Fahrt, gibt mir eine ungefähre Ankunftszeit und teilt mir mit, wo und wann ich meinen Fahrer treffen soll.
Und hier hören die Ähnlichkeiten auch schon auf. Ganz anders als bei Uber und Lyft, wo die Fahrer unabhängige Vertragspartner sind, sind die Moia-Fahrer bei VW angestellt und die Fahrzeuge wurden speziell entwickelt. Sie haben Platz für jeweils sechs Passagiere, bieten kostenloses WLAN und USB-Ladeanschlüsse - ein Luxus im Vergleich zu den meisten Uber- und Lyft-Fahrten, die normalerweise in den Privatfahrzeugen der Fahrer stattfinden. Die üppigen Einzelsitze geben jedem Mitfahrer ausreichend Platz und die gebogenen Kopfstützen dämpfen Geräusche.
Man mag sich vielleicht eine Fahrt mit fünf anderen Leuten teilen, doch trotzdem fühlt man sich irgendwie allein.
"Die Idee ist, mit einem Privatwagen zu konkurrieren", sagte Moia-Sprecher Christoph Ziegenmeyer. Als VW eine Umfrage während der Moia-Startphase durchführte und Menschen befragte, warum sie ihre eigenen Fahrzeuge fuhren, anstatt die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen, lautete die übliche Antwort, dass ein Auto privaten Raum biete. Also machte sich VW zum Ziel, einen gemeinsamen Raum zu schaffen, der, obwohl man von einer Handvoll anderer Personen umgeben ist, so komfortabel und privat wie möglich ist.
Moia zielt auf "die letzte Meile" ab, diese Strecke zwischen dem Ausgangspunkt und dem Ziel, die nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden kann. Dennoch muss man ein paar Schritte laufen. Man wird nicht an der eigenen Haustür abgeholt oder direkt am Ziel abgesetzt. Man muss zu den von Moia festgelegten Haltestellen laufen, die jeweils jedoch nicht weiter als 250 Meter entfernt sind.
"On-Demand-Mobilitätsdienste sind für den täglichen Gebrauch oft zu teuer, und die aktuellen Fahrgelegenheiten für die gemeinsame Nutzung sind nicht optimal, da der persönliche Bereich beeinträchtigt ist", sagte Brian Solis, ein unabhängiger Digitalanalyst mit seiner eigenen Firma. "Dies schafft eine Gelegenheit für Mitfahrdienste, die sich auf die 'letzte Meile bzw. den letzten Kilometer‘ beschränken."
VW hofft, bis 2025 eine Million Autos aus dem Verkehr zu ziehen, indem Menschen zu Shared Rides ermutigt werden. VW startete Moia erstmals im Juli 2018 in Hannover, gefolgt von Hamburg im April 2019. Der Service ist nur in bestimmten Stadtteilen verfügbar und kann je nach Tag einige Stunden unterbrochen werden (in Hamburg wird er von Donnerstag bis Sonntagmorgen ohne Unterbrechung angeboten, an anderen Tagen jedoch mit Pausen in den frühen Morgenstunden).
Der Fahrpreis, der auf verschiedenen Parametern wie Entfernung, Tag und Uhrzeit basiert, liegt zwischen den Kosten für öffentliche Verkehrsmittel und einem Taxi. Die App informiert vor der Buchung über den kompletten Preis, sodass es keine Überraschungskosten gibt.
"On-Demand-Mobilitätsdienste sind für den täglichen Gebrauch oft zu teuer, und die aktuellen Mitfahrgelegenheiten für die gemeinsame Nutzung sind nicht optimal, da der persönliche Bereich beeinträchtigt ist", sagte Brian Solis, ein unabhängiger Digitalanalyst. "Dies schafft eine Gelegenheit für Fahrgelegenheiten, die sich auf die 'letzte Meile bzw. den letzten Kilometer‘ beschränken."
Ob sich das für Moia und VW auszahlt, bleibt abzuwarten. In den ersten sechs Monaten in Hamburg haben sich 260.000 Kunden bei Moia registriert und es wurden 770.000 Fahrten durchgeführt. Bis November hatte sich die Anzahl der Vans von den ursprünglich von der Stadt zugeteilten 100 verdoppelt und für das nächste Jahr ist eine Erweiterung auf 500 geplant. Und die Zahl der Nutzer nimmt stetig zu, so Ziegenmeyer. Moia will über die derzeitige Hamburger Zone hinaus expandieren, um schließlich die gesamte Stadt abzudecken (Hamburg wird den Antrag im Januar 2021 prüfen).
Moia startet auch einen neuen Versuch in London und ist in Gesprächen mit anderen deutschen und internationalen Städten - einschließlich einiger in Nordamerika, die Ziegenmeyer nicht näher benennen wollte.
Eine Viertelstunde, nachdem ich ins Moia eingestiegen bin, komme ich pünktlich an meinem Ziel an.
Meine erste Fahrt mit Moia verläuft so reibungslos, dass ich bereit bin, es nach dem Dinner noch einmal zu versuchen. Ich starte die Moia-App, bereit für meine Heimfahrt - doch ich muss eine andere Route finden. Die App teilt mir mit: "Sorry, es ist leider kein MOIA verfügbar, das deinen Anforderungen entspricht. Bitte versuche es später noch einmal." Stattdessen springe ich auf einen Scooter und steuere heimwärts.
CleverShuttle
Moia ist nicht das einzige Unternehmen, das die "letzte Meile" des Transports mit gepoolten Fahrten in Elektrofahrzeugen bedienen möchte. In Berlin hat das US-amerikanische Unternehmen Via eine Partnerschaft mit dem öffentlichen Nahverkehrsbetreiber der Stadt für ihren Fahrservice BerlKönig geschlossen. Und die Deutsche Bahn hat in das Berliner Startup CleverShuttle investiert.
Wie auch bei Moia befinden sich bei CleverShuttle alle Autos im eigenen Besitz und die Fahrer sind mit Leistungen wie Krankenversicherung und bezahltem Urlaub in Vollzeit beschäftigt. Doch anders als bei Moia sind die Fahrzeuge nicht speziell für das Unternehmen konzipiert. Stattdessen kauft CleverShuttle Fahrzeuge wie den Nissan Evalia und betreibt sogar Autos mit Wasserstoffbrennstoffzellen wie den Toyota Mirai.
Man muss nicht zu einem festgelegten Treffpunkt laufen, sondern wird von CleverShuttle am Ausgangspunkt abgeholt und direkt am Ziel abgesetzt. CleverShuttle verfügt über 1400 Fahrer und betreibt 350 Fahrzeuge. Das Unternehmen würde noch mehr Autos haben, wenn das Landesrecht dies zulassen würde (Deutschland hat strenge Mitfahrgesetze und Vorschriften für Fahrer) - und wenn sie tatsächlich von den Autoherstellern verfügbar wären.
"Es ist schwierig, mehr Elektroautos zu bekommen", sagte CleverShuttle-Sprecher Fabio Adlassnigg. "Jeder will sie jetzt."
Eine CleverShuttle-Fahrt ist eher mit einem Uber-Pool vergleichbar (es gibt keine schicken Deckenleuchten oder Kopfstützen), doch alle Fahrer haben die Auflagen der Bundesregierung für Fahrer erfüllt. Dazu gehören psychologische und medizinische Untersuchungen sowie Sicherheitsüberprüfungen.
Jedes Fahrzeug legt in der Regel zwischen 500 km und 700 km pro Tag zurück und muss drei- bis fünfmal aufgeladen werden, so Adlassnigg. An einer Schnellladestation kann man innerhalb von nur 10 Minuten aufladen.
CleverShuttle wird in Berlin, Dresden, Düsseldorf, Kiel, Leipzig und München angeboten. Doch haben sie sich aus einigen Märkten wegen der Autobeschränkungen auch zurückgezogen.
Nach einjähriger Lizenzverhandlung gab CleverShuttle Frankfurt am Main auf und verließ Stuttgart, weil sie mit ihrer Lizenz nur 10 Autos betreiben durften, was nicht annähernd ausreicht, um einen Gewinn zu erzielen. In Hamburg wurde CleverShuttle "mit offenen Armen empfangen", sagte Adlassnigg. Aber sie konnten nur 50 Autos betreiben, ungefähr die Hälfte von dem, was Moia ursprünglich genehmigt wurde. Dies reichte nicht aus, um mit anderen Beförderungsunternehmen zu konkurrieren, die niedrigere Tarife anboten.
"Uber wird immer der billigere und Uber wird immer der schnellere Anbieter sein", sagte Adlassnigg. "Wir haben uns entschieden, uns auf die besser laufenden Städte zu konzentrieren, in denen der CleverShuttle-Dienst bereits vorhanden war."
CleverShuttle verfolgt keine Pläne, in die USA oder andere umkämpfte Märkte zu gehen, sondern konzentriert sich auf Gebiete wie Österreich, die Schweiz, Marokko und einige asiatische Städte.
Im nächsten Jahr wird CleverShuttle als Option in der DBNavigator-App der Deutschen Bahn erscheinen, die Fahrkarten für deutsche Züge und andere öffentliche Verkehrsmittel verkauft. Passagiere können CleverShuttle-Fahrten Anfang 2020 direkt in der App buchen und ab dem Sommer CleverShuttle-Dienste als Teil ihres Tickets für eine gesamte Reise hinzufügen, die Züge, Busse und andere Transits umfasst.
"Die Idee ist, dass, wenn man ein Ticket bei der Deutschen Bahn bucht, man ein Ticket von Tür zu Tür bucht", sagte Adlassnigg. "Man wird vom CleverShuttle abgeholt, zum Bahnhof gebracht, man steigt in den Zug und wenn man beispielsweise in München ankommt, wartet ein CleverShuttle am Bahnhof. Man muss es nicht buchen bzw. sein Handy rausholen. Man steigt einfach in den CleverShuttle und wird ans Ziel gebracht."

"Autovermietung – nicht von dieser Welt?"
Nach zwei Wochen in Hamburg fahre ich zurück zum Flughafen, um einen Freund abzuholen - und einen Mietwagen. Als ich am Flughafen ankomme, starte ich die UFODrive-App auf meinem Handy.
Die App macht sofort große Versprechungen. "Wir sind die fortschrittlichste Autovermietung", wird mir mitgeteilt. "Keine Schlüsselübergabe, kein Papierkram, keine Warteschlangen." Die Preise für die vollelektrische Fahrzeugflotte beginnen beim Nissan Leaf bei 69 Euro pro Tag und reichen bis 159 Euro für den Jaguar I-Pace. Der Preis beinhaltet Versicherung, 350 Freikilometer und Aufladekosten.
Ich habe mich vor meiner Ankunft für den Service angemeldet, wobei ich mein Gesicht, meinem Reisepass und meinen Führerschein scannen musste. Laut McClean erfolgen ungefähr 15% der UFODrive-Buchungen weniger als eine Stunde vor der Anmietung, doch ich habe mein Auto eine Woche im Voraus gebucht, um sicherzustellen, dass ich das gewünschte Modell bekomme: das Tesla Model S für 149 Euro pro Tag.
Vorab schickt UFODrive mir Tipps zum Bedienen und Laden von Elektrofahrzeugen per E-Mail, damit alles so klar wie möglich ist. Wenn etwas mit dem Tesla passiert, muss ich eine Gebühr von 1.000 Euro zahlen. Ich entscheide mich, für die 24,00 Euro-pro-Tag-Zusatzversicherung. (Offenlegung: UFODrive gab dem Autor einen Code für zwei kostenlose Miettage, um den Dienst zu testen.) Gefahrene Entfernungen von mehr als 350 km erhöhen den Preis. Die zusätzlichen Kilometer kann ich, wenn ich meine Route kenne, entweder im Voraus buchen oder später bezahlen, je nachdem, wie weit ich fahre.
Das Auto kann ich auf einem Parkplatz am Flughafen abholen. Der UFODrive-Bereich mit seinem glänzenden schwarzen Teslas ist leicht zu erkennen. Die App zeigt mir das Autokennzeichen meines Autos an und führt mich durch eine Schadensbestandsprüfung. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wie ich das Ding aufschließen kann. Ohne Schlüssel drücke ich einen Knopf in der App, um das Auto zu öffnen. Dann setze ich mich ans Steuer und versuche, die deutsche Sprache auf dem Armaturenbrett zu entschlüsseln. Zum Glück finde ich heraus, wie ich es in Englisch ändern kann.
Dann mache ich mich auf den Weg Richtung Hamburger Innenstadt.
Seit der Inbetriebnahme im Mai 2018 hat UFODrive über den ersten Standort in Luxemburg hinaus auf die Flughäfen in Brüssel, Hamburg und Köln-Bonn, expandiert. Sie sind auch in den Stadtzentren in Brüssel, Dublin, Paris, Wien und in den Niederlanden in Amsterdam, Den Haag und Rotterdam vertreten.
Bis Ende dieses Jahres dürfte UFODrive in acht Ländern an rund 16 Standorten vertreten sein, so McClean. Das Unternehmen plant, im nächsten Jahr Mittel für die Erweiterung auf mindestens 30 Standorte zu beschaffen, darunter drei mögliche US-amerikanische Städte. McClean verriet nicht, welche Städte, nur so viel, dass sie wahrscheinlich an der West- und Ostküste liegen werden, wo eine Infrastruktur zum Laden von Fahrzeugen vorhanden ist.
"Unsere Vision ist es, uns so schnell wie möglich auszubreiten", sagte McClean. "Der Plan ist es, alles so einfach wie möglich zu gestalten, damit die Leute nur UFO fahren wollen."
Für mich als E-Auto-Neuling war die größte Sorge, dass mir mitten im Nirgendwo die Energie ausgeht, ohne dass eine Ladestation in Sicht ist. UFODrive versucht, diese Bedenken auszuräumen. Die App verfügt über eine integrierte Chat-Support-Funktion, und UFODrive zeichnet die Leistung des Autos und der Batterie in Echtzeit auf. Bei einer Akkuleistung von 30% und bei 10%, wird jeweils eine Warnmitteilung mit einer Wegbeschreibung zur nächstgelegenen Schnellladestation gesendet.
So soll es zumindest funktionieren.
E-Auto Probleme
Zeit für eine Spazierfahrt. Ich beschließe, die norddeutsche Stadt Wismar an der Ostseeküste zu besuchen, in der einige meiner Vorfahren im 19. Jahrhundert lebten. Wismar ist ungefähr 130 km von Hamburg entfernt bzw. eineinhalb Autostunden.
Anstatt die beste Route nach Wismar zu planen und nach Ladestationen Ausschau zu halten, steige ich einfach in den Tesla und tue so, als würde ich ein normales Auto fahren. Ich gehe davon aus, dass die UFODrive-App mich benachrichtigt, wenn der Akkustand niedrig ist, und mich zu einer Ladestation leitet, wenn ich eine brauche. Womit ich nicht rechne, ist, dass ich keinen Empfang habe und keine Warnungen erhalte. Zu allem Übel, gibt es in Wismar und Umgebung keine Tesla-Schnellladestationen.
Obwohl der Tesla mir versichert, dass ich es ohne Probleme nach Wismar schaffe, werde ich es ohne Aufladen nicht zurück nach Hamburg schaffen. Ungefähr eine halbe Stunde vor Wismar, werde ich langsam nervös. Mein Akku zeigt deutlich unter 50% an. Ich dachte, ich hätte schon längst eine Warnung erhalten sollen (UFODrive teilte mir anfangs mit, dass ich eine Warnung bei 50% erhalten würde, aber vor Kurzem wurde das System so geändert, dass es dem Fahrer erst bei 30% einen Warnton gibt).
Ich bin ja schon gestresst, wenn der Akku meines Handys gegen Mittag unter 60% liegt. Bei spätestens 30% such ich nach einem Ladegerät. Im Falle eines Autoakkus sind meine Sorgen noch viel schlimmer. Dafür gibt es tatsächlich einen Ausdruck - Reichweiten-Angst. Was ist, wenn mir mitten im Nirgendwo die Energie ausgeht? Laut UFODrive ist dies bei den 5000 Anmietungen, die seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2018 getätigt wurden, noch nie vorgekommen. Das Unternehmen sagt, es hätte jemanden zu mir geschickt, wenn ich in Schwierigkeiten geraten wäre.
Aber ich möchte nicht die Erste sein, die liegenbleibt. Mein Mitfahrer sucht im Tesla-GPS nach Schnellladestationen und normalen Ladestationen, aber es wird nichts angezeigt. Die Stationen, die auf Google Maps und Teslas Website auf meinem Handy angezeigt werden, gehören alle zu Hotels und sind nur für Gäste. Die nächstgelegene Schnellladestation ist eine Stunde entfernt - und zwar in die entgegengesetzte Richtung.
Erst später erfahre ich, dass in der UFODrive-App sowohl die Schnellladestationen als auch die langsameren Ladestationen, auf die ich zugreifen kann, angezeigt werden. Doch da ich gefahren bin, habe ich nicht auf die App geguckt. Dennoch ist diese Information nicht ganz korrekt. Mindestens eine der beiden angezeigten Ladestationen in Wismar ist nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Unternehmen gab an, dass seine Ladestations-Karte mit einem Echtzeit-Feed von Daten verknüpft ist, der eine Überprüfung der Verfügbarkeit beinhaltet. Das ist jedoch von Land zu Land unterschiedlich, und es wird immer noch daran gearbeitet, die Daten in Deutschland bestmöglich zu erfassen.
Ungefähr 30 km vor Wismar bei einem Akkustand von 25% muss ich eine Entscheidung treffen: Weiter zum geplanten Ziel oder abbrechen und zu einer Ladestation fahren. Ich befürchte, dass, obwohl ich sicherlich ankommen würde, ich später keine Möglichkeit mehr habe, nach Hamburg zurückzufahren. Deshalb gebe ich auf und nehme einen Umweg von einer Stunde in Kauf, um zur Schnellladestation am AlpinCenter, einer Sportanlage mit Skihalle am Rande von Wittenburg zu fahren.
Erst als ich in die Nähe von Wittenburg komme, wird mir von UFODrive mitgeteilt, dass ich so schnell wie möglich aufladen muss. Als ich endlich ankomme, zeigt mein Akku 20% an. Der Tesla schätzt, dass es 40 Minuten dauern wird, bis das Auto zu 80% aufgeladen ist. Eine Stunde lang schaue ich Kindern beim Skifahren auf einer Indoor-Strecke zu, bevor ich mich wieder in den Tesla setze und nach Hamburg zurückfahre. Jetzt fahre ich auf keinen Fall mehr nach Wismar.
Auf in die Zukunft
UFODrive plant, einige der Probleme, auf die ich gestoßen bin, in zukünftigen Updates zu beheben. Die App wird ständig optimiert, um mehr Funktionen und eine reibungslosere Benutzererfahrung zu ermöglichen. Im Moment werden Auflade-Warnungen nur über die App und nicht über das Dashboard gesendet. Laut UFODrive wird in Kürze die Möglichkeit eingeführt werden können, die Adresse einer Ladestation vom Handy an die Autonavigationssysteme zu senden.
Es wird auch daran gearbeitet, einen automatisierten Routenplaner in die App zu integrieren, der die beste Route auf Grundlage der Ladestationsstandorte ermittelt. Wäre das bereits verfügbar gewesen, hätte mich die Karte über Wittenburg nach Wismar geschickt und mich noch vor meiner Ankunft am Zielort aufladen lassen.
"Man würde sein Ziel eingeben und die App würde die beste Route auf Grundlage der aktuellen Position, dem Batteriestand, dem Autotyp, dem Wetter usw., vorschlagen", sagt Stephen Morrissey, Chief Development Officer von UFODrive.
Genauso wie beim Akkustand, stehe ich auch ständig unter Stress, wenn ich mich frage, ob mein Handy ein LTE-Signal hat, welches ich brauche, um den Tesla aufzuschließen und zu starten. Dies gilt insbesondere in großen Parkhäusern oder auf dem Land, wo der Empfang bestenfalls löchrig ist.
Einmal habe ich mit dem Handy eines Freundes einen Hotspot geschaltet, um den Tesla aufzuschließen und zu starten. UFODrive sagt, wenn jemand keinen Empfang hat, kann er sich an das Support-Team wenden, welches das Auto per Fernbedienung öffnen kann. Das in den Autos installierte Bluetooth ermöglicht es, das Auto aufzuschließen, selbst wenn der Empfang schwach ist bzw. es gar keinen Empfang gibt. Man wird automatisch mit Bluetooth verbunden, sobald man auf das gemietete Fahrzeug zugreift.
Das Unternehmen sagt, ich sei wahrscheinlich zu keinem Zeitpunkt wirklich gefährdet gewesen, ausgesperrt zu werden. Aber sag das mal meinem Blutdruck, wenn ich spät in der Nacht im Regen an einem abgelegenen Bauernhof stehe und auf mein Handy starre, das keinen Empfang hat.
Dies mag die Zukunft sein, doch wir sind dafür noch nicht bereit. Beziehungsweise bin zumindest ich nicht bereit, damit zu fahren. Doch für eine Mitfahrgelegenheit im Elektrofahrzeug bin ich jederzeit zu haben.
Dieser Artikel wurde im Rahmen des Austauschprogramms der Close-Up-Journalisten des Goethe-Instituts und der Wunderbar Together - The Year of German-American Friendship, verfasst. Weitere Informationen finden Sie unter www.goethe.de/nahaufnahme sowie unter #GoetheCloseUp und #WunderbarTogether.