Keiner will jetzt mit Bus und Bahn fahren, also brauchen Räder mehr Platz. Bike-Lanes sind eine einfache Möglichkeit. Man braucht nur etwas Farbe, um einen Teil der Fahrbahn zu markieren und ihn für Radfahrer zu reservieren. Schon vor Corona war es eng auf den Straßen. Die Autos sorgen zuverlässig für Staus und immer mehr Bürger, wollen sich mit dem Rad bewegen. Haupthindernis in Deutschland ist die miserable Infrastruktur, die nach wie vor einseitig auf die Kraftfahrzeuge eingestellt ist. Hier liegen deutsche Städte Jahrzehnte hinter Amsterdam und den skandinavischen Metropolen zurück. Die vermelden dank kluger Verkehrsplanung stolz "Zero" Verkehrstote. Während die Planer allein in Berlin im Jahr 24 tote Fußgänger und 6 getötete Radfahrer zu verantworten haben.
Die Corona-Krise wird das Problem noch verschärfen. Während die Berufstätigen vor Corona in der Rushhour wie die Sardinen zusammengepfercht wurden, zeigt sich nun gähnende Leere in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Viele fahren jetzt lieber Rad, damit sie auch Platz haben, wurden an vielen Stellen zusätzliche Fahrspuren angelegt.
Auch ein schöner Name wurde gefunden: "Pop-up-Bike-Lanes". In Berlin kann man bewundern, wie man es nicht machen kann: Auf Twitter wurde das Bild einer Berliner "Bike-Lane" gezeigt. Komplett zugeparkt, ohne die kleinste Lücke zu lassen. Zuerst wurde in den Kommentaren auf die rücksichtslosen Autofahrer geschimpft, bis sich ein User das Foto genauer ansah, und den Schildbürgerstreich der Berliner Verwaltung entdeckte. Die hatte zwar die Streifen auf die Straße geklebt, aber nicht die Schilder entfernt, die dort das Parken ausdrücklich erlauben. Der Bezirk hat das Kunststück fertiggebracht, die gleiche Fläche als Radweg und als Parkplatz auszuweisen. Das Nachsehen hatten natürlich die Radfahrer.
Weitere Posts zeigen die Halbherzigkeit der ganzen Maßnahme. Auch ohne den Lapsus mit den Parkschildern werden die Bike-Lanes in Berlin offenbar gern ignoriert. Selbst ein Schuttcontainer wurde souverän auf der reservierten Spur abgestellt. Also ein doppeltes Versagen: Sowohl an der Planung wie auch an der Durchsetzung hapert es gewaltig. Um Verhältnisse wie in Kopenhagen oder Oslo zu erreichen, muss die Berliner Verwaltung noch viel lernen.