Rallye Dresden-Dakar-Banjul Kilometerfressen und wilde Tiere

Von Andrea Voigt-Neumeyer
Die Fahrer sind mit ihren uralten Gebrauchtwagen in der Westsahara angekommen - jetzt heißt es ausruhen und reparieren. Die nächste Etappe wird hart: Es geht offroad durch die Wüste und über Sahelpisten, fernab von jeder Zivilisation.

Nach mehr als 5000 Kilometern ist die Rallye Dresden-Dakar-Banjul im Süden der Westsahara angekommen. In Dahkla legen die 22 Teilnehmer der Charity-Tour einen Tag Pause ein: Zeit, um die uralten Gebrauchtwagen zu checken, die Ersatzkanister zu füllen und Reparaturen durchzuführen. Die Rallye Dresden-Dakar-Banjul ist kein sportlicher Wettbewerb, sondern eine Charity-Tour: Die Einsatzfahrzeuge - uralte, aber TÜV-geprüfte Gebrauchtwagen - werden bei Zielankunft in Gambia für karitative Einrichtungen versteigert. Bis jedoch die am 3. März in Dresden gestarteten Teams voraussichtlich am 22. März in Banjul eintreffen, liegen die härtesten Etappen noch vor ihnen: Ab der Grenze Mauretaniens folgen weitere knapp 3000 Kilometer, davon 700 Kilometer Offroad durch die Wüste und über Sahelpisten - fernab von Dörfern, Tankstellen und Autowerkstätten.

Noch sind alle 22 Teilnehmer mit uralten Golfs, ausgedienten Bussen und verbeulten Kombis dabei - einige mit mehreren Reparaturpausen. Die "Bazis" aus Bayern haben fast täglich an ihrem roten Transporter geschraubt: Das ausgediente Feuerwehrauto dekorierte noch bis vor wenigen Wochen einen Garten in Bayern bis es von Michael Pointner und Werner Hummer für die Rallye "entdeckt" und wiederbelebt wurde. "Wir wollen es bis Gambia schaffen", hofft Hummel.

Viele kleine Reparaturen in der Wüste

In Dahkla, einer Kleinstadt im von Marokko besetzen Gebiet der Westsahara, suchte er wie die anderen Teilnehmer kleine Reparaturwerkstätten auf, um das alte Schrottauto checken zu lassen, kleine Reparaturen durchzuführen und die Unterböden ihrer Autos mit Blechen verstärken zu lassen. Auf der Fahrt über europäische und nordafrikanische Asphaltstraßen gab es erste kleine Schwierigkeiten: Das Team "Traders on the road" - die Energiehändler Stian Froiland und Lars Elliesen - mussten bereits in Südfrankreich eine ungeplante Pause einlegen: Wasserpumpe defekt. Das Teil wurde in einer spanischen Werkstatt getauscht, mit einem Tag Verspätung folgten die "Traders" mit ihrem 15 Jahre alten Fiat Ducato und trafen in Marokko wieder auf die restliche Gruppe. Wenige Tage später der nächste Defekt: Eine Dichtung am Thermostat war kaputt. Da ein passendes Teil nicht aufzutreiben war, reparierten hilfsbereite Mitstreiter den Schaden mit einem Tetrapack.

"Unterwegs muss man einfach improvisieren", weiß Holger Leipnitz, einer der Organisatoren. Er fährt das Schlussfahrzeug und hat vielerlei Erfahrung mit unkonventionellen Reparaturmethoden. "Wir haben auch schon aus Coladosen Kupplungsbeläge gebaut", lacht er. "Lada-Freund" Gunter Jäckel rollte in Marokko die letzten 30 Kilometer der 500 Kilometer langen Tagesetappe mit seinem Lada 2106/2107, Baujahr 1978, nach Agadir im dritten Gang - Kupplungsschaden. Wenige Tage später ereilte ihn ein Defekt am Verteilergestänge.

Das Auto mit dem Schraubenzieher starten

"Glücklicherweise wenige Meter vor dem Campingplatz in Dhakla, so dass ich am Abend Hilfe bekam", erzählt der ehemalige Seemann, der sich besonders auf die Sanddünen Mauretaniens freut. "Die kenne ich aus meiner Zeit als Seemann und wollte sie gerne an Land sehen." Bis dahin hat er jedoch weitere Hürden zu überstehen. "Ich habe mir leider den einzigen Zündschlüssel abgebrochen und versuche das Auto nun mit dem Rest des Schlüssels oder einem Schraubenzieher zu starten."

Den harten Wüstenetappen fiebern auch die "Wüstenfüchse" aus Sachsen entgegen, die sich sogar mit Survival-Ratgebern auf die sandigen Etappen vorbereitet haben. Nun warten Chemieklo, Solardusche mit Duschkabine, Klokabine und Überlebensfolie auf den ersten Einsatz. Die Etappen auf den menschenleeren Straßen Marokkos nutzte das Trio aus Sachsen für einige Cross-Golf-Einlagen. Noch in den Städten Nordmarokkos komplettierten die Outdoor-Rookies ihre Ausrüstung. "Wir haben zum Beispiel Zelte nachgekauft, weil unsere in Deutschland gekauften Zelte, die wir vorher nicht aufgebaut hatten, zu klein waren", berichtet "Wüstenfuchs" Andreas Preuss, im "richtigen" Leben Gastronom in Dresden.

Kilometerfressen von morgens bis abends

Für die meisten Teilnehmer bestehen die Rallye-Tage aus Kilometerfressen. "Zeit, abends zu relaxen, zu lesen oder Besichtigungen zu machen, haben wir nicht", erzählt Britta Marx vom Journalisten-Team "Drive for Kids". "Eigentlich sitzen wir von morgens bis abends im Auto. Vor allem versuchen wir, bei Tageslicht im Etappenziel anzukommen, denn die Fahrt auf afrikanischen Straßen in der Dunkelheit ist mit Gegenverkehr, unbeleuchteten Autos, Radfahrern auf dem Standstreifen und Tieren auf der Fahrbahn extrem anstrengend und gefährlich. Nach der Fahrt müssen wir Zelte aufbauen, essen kochen - und dann ist der Tag auch schon zu Ende."

Begeistert von der ersten Hälfte der Rallye ist der Golf-Fahrer Olaf Brunnert. "Ich habe diese Tour bereits im vergangenen Jahr gemacht und wollte unbedingt ein zweites Mal dabei sein. Dieses Mal habe ich die grandiosen Landschaften in Marokko, die schöne Steilküste und die menschenleere Wüste in der Westsahara noch mehr genossen."

Nasse Strümpfe zum kühlen der Getränke

Am Mittwochmorgen heiß es für die Teams: Volltanken, Wasser einkaufen, Proviant auffüllen. Ab jetzt führt die Route quer durch die Wüste. Vor allem eine Herausforderung für Lada-Freund Gunter Jäckel, aber auch den Opel-Fahrer Bodo Steguweit: Beide unternehmen die Tour allein und müssen sich neben das Fahren auch auf das Navigieren konzentrieren. In Dahkla gaben die Organisatoren der Gruppe letzte Tipps vor den Tagen fernab der Zivilisation: "Viel Trinken, mindestens drei Liter pro Tag", so Holger Leipnitz. "Wer übrigens gekühlte Getränke will, sollte seine Dosen in einem nassen Strumpf am Auto befestigen - durch den Fahrtwind bleiben sie kühl."

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