Auto-Service Vierlinge mit großer Klappe

Diese Großraumlimousinen sind baugleich, doch in Design, Preis und Ausstattung teilweise sehr verschieden. Eine Kaufberatung.

Gar keine Frage: Großraumlimousinen, auch Vans genannt, sind äußerst beliebt. Es soll sogar Singles geben, die gern mit einem dieser rollenden Einzimmerapartments durch die Gegend fahren. Vor allem mit dem Marktführer VW Sharan und seinem engsten Verfolger, dem nahezu baugleichen Ford Galaxy. Um dagegenhalten zu können, haben sich PSA (Peugeot und Citroen) sowie Fiat (mit Tochter Lancia) auch zu einer Koproduktion entschlossen und bieten gleich vier Autos an, die in einem gemeinsamen Werk in Nordfrankreich hergestellt werden.

GemeinsametechnischeDatenMotorenHubraum (Liter)Leistung (kW/PS)Höchstge- schwindigkeit0-100 km/hVerbrauch l/100 km
Benziner 2.0100 kW/136 PS185 km/h12,2 Sek.9,1
2.2116 kW/158 PS196 km/h11,6 Sek.9,7
3.0150 kW/204 PS205 km/h11,0 Sek.11,5
Diesel 2.079 kW/107 PS174 km/h14,6 Sek.7,2
2.294 kW/128 PS182 km/h13,6 Sek.

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Identisches Konzept

Identisch ist bei allen Modellen das Konzept einer Familienkutsche mit bis zu acht (serienmäßig fünf) Sitzplätzen und hinteren Schiebetüren. Ferner das Sicherheitspaket mit sechs Airbags sowie den aktiven Unfallverhütern Antiblockiersystem, Notbremsassistent und Schleuderverhinderer ESP. Zum Mindestumfang der Ausstattung gehören ein Bordcomputer, ein Radio mit CD-Spieler sowie eine einfache Klimaanlage ohne automatische Temperatursteuerung. Die Unterschiede zwischen Citroen C8, Fiat Ulysse, Lancia Phedra und Peugeot 807 liegen in den Designs ihrer Schnauzen und Rückansichten sowie in ihren Ausstattungspaketen. Und natürlich bei den Preisen.

Unterschiedliche Ausstattung

Spätestens da wird's unübersichtlich. Für die Franzosen gibt es jeweils drei Ausstattungsniveaus (Citroen C8: X, SX und Exclusive; Peugeot 807: Esplanade, Tendance und Platinum), beim Fiat sogar vier (Ulysse, Dynamic, Emotion und Admiral). Die Lancia-Interessenten haben's da leichter, denn sie müssen sich nur zwischen zwei Paketen (Executive und Emblema) entscheiden.

Reichhaltiger Lancia

Und die sind besonders reichhaltig. Schon ab Werk kommt der Lancia Phedra beispielsweise mit Sitzbezügen aus Alcantara, einem synthetischen Wildleder. Dazu gibt's Alufelgen, drehbare Vordersitze, vier elektrische Fensterheber, Regensensor, Tempomat, Navigationssystem und eine Klimaautomatik, die sowohl für Fahrer und Beifahrer als auch die hinteren Sitzreihen getrennt regelbar ist. Für diesen Luxus muss der Lancia-Käufer beim günstigsten Phedra mit Zweiliter-Benzinmotor 29350 Euro hinblättern, das sind 4.670 Euro mehr als für das billigste Modell dieser Baureihe, den Fiat Ulysse in der Basisversion (24.680 Euro).

Lancia und Fiat beim gleichen Händler

Letzterer wiederum ist allerdings nur dann attraktiv, wenn der Kunde ohnehin nicht vorhat, die Ausstattungsliste zu studieren. Sonst wird er ganz schnell feststellen, dass die praktischen Kleinigkeiten, die für Familienvans wie geschaffen sind (Schublade unter dem Beifahrersitz, Klapptische an den Lehnen der Vordersitze, herausnehmbarer Abfallbehälter, Gepäcknetz für den Kofferraum), weder für die Basisversion noch für die nächsthöhere (Dynamic) zu haben sind. Nicht mal gegen Aufpreis. Wer diese Dinge für unverzichtbar hält, muss 27.180 Euro für die Emotion-Variante hinlegen. Stehen immer noch Extras auf der Wunschliste, erreicht der Preis für den Fiat schnell Lancia-Regionen. Dann entscheidet am besten der Design-Geschmack. Nichts leichter als das: Meist werden beide Konzernmarken beim selben Händler angeboten.

Günstiger Einstiegs-Fiat

Dafür bietet der Fiat wegen seines niedrigen Basispreises die günstigste Möglichkeit in diesem Vergleich, an ein Auto mit sieben Sitzplätzen (25.430 Euro) oder gar acht (25 470 Euro) zu kommen. Die Preisunterschiede zum entsprechend ausgerüsteten Citroen oder Peugeot betragen zwischen 435 und 500 Euro. Da ist selbst der Fiat mit dem Paket Dynamic noch günstiger. Und neben den zusätzlichen Sitzen ist auch die Klimaautomatik drin. Vorteil für die Franzosen: Für sie stehen alle fünf Motoren zur Auswahl. Im Programm von Fiat und Lancia fehlt der 2,2-Liter-Benziner mit 158 PS. Außerdem sind bei Citroen und Peugeot beide Dieselvarianten mit einem Rußpartikelfilter bestückt. Bei den Italienern gibt es diesen Abgasreiniger nur für den größeren der beiden Selbstzünder. Ob mit oder ohne ist allerdings nur eine Sache des persönlichen Gewissens. Denn die Schadstoffklasse Euro 3 gilt für alle Diesel-Vans.

Diesel-Alternative

Wer viel unterwegs ist (ab jährlich etwa 15.000 Kilometer), sollte über einen Diesel nachdenken. Denn wegen des hohen Gewichts und des großen Luftwiderstands eines Vans macht sich der Verbrauchsvorteil gegenüber einem Benziner besonders deutlich bemerkbar. Er beträgt schon nach der Norm zwischen anderthalb und zwei Liter auf 100 Kilometer und ist in der Praxis eher noch größer. Wegen ihres kräftigen Durchzugs fahren sich die Diesel obendrein sehr entspannt.

Der V6-Benziner mit drei Liter Hubraum, der ebenfalls von allen vier Marken angeboten wird, ist dagegen nur etwas für Leute mit dickem Geldbeutel. Denn erstens gibt's ihn nur in Kombination mit den jeweils teureren Ausstattungsvarianten, und zweitens schluckt er von allen Motoren am meisten Sprit.

Fazit

Für die höheren Basispreise gegenüber Fiat (570 Euro beim Peugeot, 580 Euro beim Citroen) gibt's bei den beiden Franzosen deutlicher abgegrenzte Ausstattungsniveaus, die freiere Auswahl an Extras und eine Motorvariante mehr. Der Lancia spielt in einer höheren Liga. Auch im Preis.

Frank Warrings

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