In einer Umfrage der Stiftung gaben 84 Prozent der E-Bike-Besitzer an, mehr Rad zu fahren, seitdem sie ein Pedelec nutzen. 54 Prozent waren sicher, dass das Radfahren so mehr Spaß mache. Nachdem das letzte Mal Trekkingräder mit Diamantrahmen getestet wurden, waren nun Räder mit einem abgeflachten Einstieg an der Reihe. Das oberer Rahmenrohr ist dann deutlich abgeflacht. Es handelt sich aber nicht um sogenannte Tiefeinsteiger, deren Rahmen einen noch niedrigeren Einstieg erlaubt.
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Der flachere Einstieg hat mehrere Vorteile. Er entschärft die Gefahren beim Auf- und Absteigen und ermöglicht auch ungelenkeren Personen, aufs Rad zu kommen. Große Vorteile bringt der bequeme Einsteiger auch, wenn statt der Gepäckträger ein Kindersitz oder ein Korb montiert ist. Nachteil kann Instabilität bei bestimmten Fahrsituationen sein. Die getesteten Modelle werden übrigens meist auch mit Diamantrahmen angeboten.
Test der Mittelklasse
Zwölf Modelle befanden sich im Test. Die Preise liegen zwischen 2150 und 3500 Euro. Das umfasst die Einsteigerklasse und reicht bis zum normalen Mittelmaß. In dieser Preisklasse haben die Räder allerdings meist nicht den stärksten Motor, den größten Akku und die zupackendsten Bremsen. Wer Spitzenkomponenten haben will, muss tiefer in die Tasche greifen.
Nur vier Modelle von den zwölf schnitten mit der Note Gut ab. Bei den Fahreigenschaften überzeugten immerhin zehn der zwölf Pedelecs. Hier stimmt also die Geometrie des Rahmens, nur einzelne Komponenten führten zu schlechteren Noten. Dazu unten mehr.
Favorit der Tester war das KTM Macina Tour: Es ist sehr wendig, sehr robust und mit und ohne Gepäck sehr fahrstabil; es kostet 2900 Euro. Es ist das einzige Rad mit insgesamt sehr guten Fahreigenschaften. Nicht nur die Gabel ist gefedert, sondern auch die Sattelstütze. Gemessen an dem Preis bietet das KTM ein exzellentes Paket ab – es hat auch den besten und teuersten Motor von Bosch, den CX 2020, an Bord.
Für 3000 Euro gibt es das Stevens E-Courier PT5. Hier erwähnen die Tester die recht sportliche Sitzposition. Durch die Nabenschaltung kombiniert mit dem Motor Bosch Active Line Plus schwächelt das Rad bergauf. Das Pegasus Premio Evo 10 Lite bietet wiederum den "CX 2020"-Motor und kostet 3100 Euro. Nachteil: Das kleine Ladegerät benötigt sehr lange. Das Raleigh Kent 9 (Motor: Bosch Perfomance Line) kostet nur 2800 Euro. Durch den breiten Lenker fährt es sich sportlich und "wirklich gut". Mit viel Gepäck wird das Rad jedoch instabil.
Reichweite
Beim Test auf Mallorca lag die Praxisreichweite bei etwa 100 Kilometern, auf dem Prüfstand reichte es nur für 55. Die Werte decken sich auch mit unseren Erfahrungen. Wenn man sich mit voller Motorpower und wenig Eigenleistung kutschieren lassen will, bricht die Reichweite deutlich ein. Die Tester machen auf das Ladegerät aufmerksam. Die meisten Käufer schenken dem keine Beachtung. Ladegeräte mit zwei Ampere benötigen bis zu sieben Stunden für einmal Volltanken, Geräte mit vier Ampere nur die Hälfte. Unsere Meinung: Achten Sie unbedingt auf ein starkes Ladegerät, auch wenn sie normalerweise über Nacht Strom tanken und dann genügend Zeit vorhanden ist. Früher oder später vergisst man das und ist dann froh, in absehbarer Zeit wieder starten zu können.
Aber es gab auch weniger schöne Dinge im Text. Einige Räder fielen durch giftige Weichmacher auf. Und zwei Rädern fielen beim Brandschutztest durch, das Ladegerät von Shimano versagte im Hitzetest. Bei anderen E-Bikes zeigten sich nach dem Test feine Risse– auch beim teuersten Rad von der Edelmarke Flyer.
Fahreigenschaften
Die Fahreigenschaften muss jeder Interessent vor dem Kauf selbst überprüfen. Im Test schneiden Räder mit leicht sportlicher Haltung, breitem Lenker, geringem Vorlauf des Vorderrades und nur minimaler Überhöhung des Lenkers sicher gut ab. Doch diese optimale Fahrposition empfinden viele Gelegenheitsradler als unbequem.
Lässt man das Rad später mit einem schmaleren Lenker und höherem Vorbau individuell anpassen, haben die Fahreigenschaften nichts mehr mit dem getesteten Rad gemein. Und "bequem" ist bei Rädern ein dehnbarer Begriff. Auf den Fotos wirken die Tester recht sportlich, wenn jemand eher untrainiert ist und unter Übergewicht leidet, wird er ganz andere Haltungen als entspannt empfinden.
Warum starke Motoren besser sind
Wer in einem Terrain wie Mallorca unterwegs ist, dem würden wir von dem zweit platzierten Rad, dem Stevens E-Courier PT5, glatt abraten. Bei Steigungen über zehn Prozent sind die Nabenschaltung und der verbaute Active Line Motor von Bosch unbrauchbar. Auch den Rat der Tester, auf einen drehmomentstarken Motor zu verzichten, wenn man vorwiegend im flachen Gelände unterwegs ist, können wir nicht nachvollziehen. Wenn man das ganze Jahr im flachen Ostfriesland lebt und nur im Urlaub in den Alpen ist, möchte man gerade dann dort die Steigungen hochkommen.
Grundsätzlich kommen die getesteten Räder bei hohen Steigungen an ihre Grenzen. Weil es keine Mountainbikes sind, wird man es erleben, dass die Unterstützung des Motors bei hohen Steigungen und geringen Geschwindigkeiten abstirbt. Vor einem Kauf sollte man das Rad immer auf der steilsten Strecke testen, die man fahren will, sonst wird man trotz Motor am Berg schieben müssen. Dazu muss man nicht den Alpenhochkamp erklimmen, in Hamburg am Elbhang sieht man jeden Tag enttäuschte E-Bikefahrer, die ihr schweres Rad die Steigung hochschieben.
Auf die Ausstattung kommt es an
Ein Interessent sollte auch bedenken, dass der Test nur Aussagekraft für die exakte Spezifikation des getesteten Bikes besitzt. Das Stevens E-Courier gibt es nicht nur mit dem schlappen Active-Line-Motor, sondern auch mit kräftigem Antrieb. Die Tester gehen etwas locker darüber hinweg, dass sie eben nur jeweils eine Ausstattungsvariante getestet hatten.
Der Name wie KTM Macina Tour, Pegasus Premio Evo, oder Raleigh Kent sagt nur etwas über die Rahmenform aus – und die konnte bei den Fahreigenschaften fast immer überzeugen. Als Kunde kann man dagegen meist entscheiden, welchen Motor und welche Schaltung man für sein Rad haben will. Die Wahl von Motor und Schaltung verändert die Charakteristik eines Rades enorm. Oder, ob es Kette oder Riemen sein soll.
Dringender Rat: Achten sich nicht nur auf den Namen des Modells, sondern schauen Sie sich die Spezifikation genau an - entscheidend sind die kryptischen Kürzel hinter den Namen. Nur ein Beispiel. Zwei Modelle fielen wegen des Shimano-Ladegeräts durch. Ein Rad davon gibt es auch in der Boschausstattung mit Boschladegerät. Mit dem anderen Motor wäre dieser Durchfaller vermutlich in der Spitzengruppe gelandet. Gut platzierte Räder wären sicher mit "mangelhaft" bewertet worden, wenn die Tester die Shimano-Ausstattung im Katalog angekreuzt hätten.
Im Test waren übrigens ausschließlich Räder mit im Rahmen integriertem Akku und der Standard-Kapazität von 500 bis 540 Wattstunden. Besonders wichtig ist den Kunden die Kapazität des Akkus, erfuhren die Tester bei ihrer Umfrage. Es war kein Rad mit dem neuen stärkeren Bosch-Akku im Test vertreten, obwohl die getesteten Modelle mit ihm angeboten werden.
Den ganzen Test können Sie gegen Gebühr hier einsehen. Hier geht es zum E-Bike Test von STERN.de.
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