Sieben Milliarden US-Dollar Elon Musk kauft Twitter nicht alleine: Diese Investoren unterstützen seinen Deal, darunter ein saudischer Prinz

Elon Musk in einem feinen Anzug auf der Met-Gala
Elon Musk stemmt den Kauf von Twitter nicht alleine.
© Evan Agostini / Invision / DPA
So ganz alleine will Tesla-Chef und SpaceX-Gründer Elon Musk Twitter dann doch nicht kaufen. Hilfe bei der Finanzierung sucht er sich unter anderem in Katar, Dubai und Saudi-Arabien.

Allmählich nimmt die Twitter-Übernahme durch Elon Musk Form an. Klar ist inzwischen auch: Musk kauft das soziale Netzwerk nicht alleine, sondern hat sich Partner gesucht. In einer Mitteilung an die amerikanische Börsenaufsicht SEC nennt er 18 Investoren, die zusammen mehr als 5,2 Milliarden US-Dollar beisteuern. Darüber hinaus hat es Musk geschafft, den saudischen Prinzen Al-Walid ibn Talal Al Saud von sich zu überzeugen. Dem reichsten Araber rang er das Versprechen ab, seine fast 35 Millionen Twitter-Aktien umzuwandeln und mit dem Gegenwert von rund 1,9 Milliarden US-Dollar in das künftig private Unternehmen einzusteigen.

Das alleine wäre schon eine überraschende Wendung, da der saudische Monarch das Vorhaben Musks noch am 14. April öffentlich kritisiert hatte und ankündigte, das Angebot abzulehnen. Am 5. Mai hieß es dann plötzlich auf Twitter: "Ich freue mich, mit dir gemeinsame Sache zu machen, mein "neuer" Freund Elon Musk. Ich glaube, du wirst ein hervorragender Anführer sein für Twitter und sein großes Potenzial vorantreiben und maximieren. Ich freue mich darauf, unsere 1,9 Milliarden US-Dollar in das "neue" Twitter zu investieren und dich auf dieser spannenden Reise zu begleiten."

Damit bestätigt der Prinz quasi, was "CNBC" parallel durch andere Quellen ebenfalls zu Ohren kam:  Elon Musk soll offenbar nach Abschluss der Übernahme Chef des Unternehmens werden. Ob übergangsweise oder dauerhaft, ist bislang unklar.

Bereits zu Beginn der Verhandlungen hatte Musk seine gröbsten Änderungswünsche für Twitter öffentlich gemacht. Sein wichtigster Punkt war dabei eine Bestärkung der freien Meinungsäußerung. Schaut man aber auf die Liste seiner "neuen Freunde", wirft das Fragen auf. Es folgt ein Blick auf die Geldgeber.

Prinz Alwaleed Bin Talal Alsaud

Walid ist der reichste Araber. Ihm gehörte schon vor Elons Vorhaben ein großes Stück von Twitter, er hält seit 2011 Anteile. Auf eine direkte Frage von Musk, wie man es in Saudi-Arabien, dem Heimatland von Walid mit der Pressefreiheit halte, antwortete der Prinz nicht. Womöglich auch aus Angst, denn dem saudischen Herrscher Mohammed bin Salman wird vorgeworfen, den Mord am Journalisten und Regierungskritiker Jamal Khashoggi befohlen zu haben. Informationen darüber, was zur Aussöhnung der beiden Milliardäre geführt hat, liegen nicht vor.

Larry Ellison

Ellison ist einer der reichsten Menschen der Welt. Er gründete den IT-Konzern Oracle und investierte früh in Tesla-Aktien. Durch den raketenhaften Aufstieg des Elektroauto-Herstellers machte Ellison ein Vermögen – zusätzlich zu dem, was er bereits besaß. Larry Ellison gilt als guter Freund von Musk, in der Vergangenheit besuchten die beiden Firmengründer sich häufig gegenseitig. Der Oracle-Gründer scheint allerdings ein rein finanzielles Interesse an Twitter zu haben, seinen verifizierten Account nutzte er einmalig kurz nach seiner Anmeldung 2012. Seither herrscht Funkstille.

Sequoia Capital

Die amerikanische Risikokapital-Gesellschaft Sequoia ist seit 1972 aus dem Silicon Valley nicht mehr wegzudenken. Das Unternehmen finanzierte in der Vergangenheit mehrere Unternehmen, darunter Atari, Animoca Brands, FireEye, Yahoo, PayPal, Robinhood, Electronic Arts, YouTube, Meebo, Apple, WhatsApp, Instagram und Google.

Vy Capital

Das Unternehmen Vy Capital hat seinen Sitz in Dubai. Gegründet wurde Vy von Alexander Tamash. Bevor er seine eigene Gesellschaft hatte, arbeitete Tamash bei DST, einer Investmentfirma des russischen Oligarchen Juri Borissowitsch Milner, der sich allerdings kritisch über den Ukraine-Krieg geäußert hatte und nicht (mehr) als enger Vertrauter Putins zählt.

Binance & AH Capital Management

Wo Musk ist, muss auch Kryptogeld sein. Dementsprechend wird der Deal auch von Binance, der Krypto-Börse des chinesisch-kanadischer Geschäftsmannes Changpeng Zhao unterstützt. Ebenfalls an Bord sind Andreessen Horowitz sowie Marc Andreessen, beide Urgesteine des Silicon Valleys und große Namen in der Welt der Kryptowährungen.

Qatar Holdings

Qatar Holdings ist eine staatliche Investmentgesellschaft des Emirates Katar. Kontrolliert wird sie unter anderem von der Herrscherfamilie Al Thani und CEO Mansoor bin Ebrahim Al Mahmoud. Meinungs- und Pressefreiheit sind für das Land wichtige Themen, allerdings nicht im Sinne von Musk. Die Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen schätzt die Lage in Katar kritisch ein, auch in Sachen Meinungs- und Versammlungsfreiheit gibt es große Probleme in dem Land, welches Ende 2022 die WM ausrichten wird.

Die restlichen Geldgeber stammen aus den USA oder Kanada, hier dürften vor allem wirtschaftliche Interessen und der Glaube an den Erfolg Twitters unter der Führung von Musk eine Rolle spielen. Auffälligkeiten bei den Vorständen und Gründern gibt es keine, die meisten weisen lange Karrieren bei bekannten Banken und Investmentgesellschaften, etwa Citadel oder Wells Fargo aus.

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Wie aber Musk die wirtschaftlichen Interessen, seine großspurigen Ankündigungen und die Befindlichkeiten seiner Investoren aus Saudi-Arabien, Dubai und Katar vereinen will, bleibt zunächst ein Rätsel. Richard Nieva von "Buzzfeed" schreibt: "Die Finanzierung und die dadurch entstehenden Interessenkonflikte unterstreichen die Schwierigkeiten, die Musk bei der Umsetzung seiner Vision für Twitter haben wird."

Die Suche nach Investoren soll nach Angaben aus dem Schreiben an die Börsenaufsicht noch nicht vorbei sein, demnach schaue Musk nach noch mehr privaten Geldgebern, die ihn beim Kauf von Twitter unterstützen wollen. Darunter zum Beispiel auch Twitters Gründer Jack Dorsey, der sich offenbar noch nicht entschieden hat, ob er den neuen Weg seines ehemaligen Unternehmens mitgehen wird.

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