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Trotz Geldmangels "Ich lasse es gerne Staub sammeln" Ex-Twitter-Mitarbeiter bleiben auf nicht abgeholten Arbeits-Laptops sitzen

Twitter-Chef Elon Musk
Seit der Übernahme durch Elon Musk kommt Twitter nicht aus den Schlagzeilen
© AFP
Mit Massenentlassungen und drastischen Sparmaßnahmen will Elon Musk Twitter profitabel machen. Selbst die Büroausstattung wurde teilweise verscherbelt. Umso verwunderter sind viele Ex-Mitarbeiter: Sie haben immer noch ihre Premium-Hardware zuhause.

Seit seiner Übernahme von Twitter ist Elon Musk zum Chefsparer geworden. Unter seiner Führung braucht das Unternehmen noch dringender Geld als zuvor - während die Einnahmen wegbrechen (hier erfahren Sie mehr). Selbst der Bankrott steht öffentlich im Raum. Die Maßnahmen werden entsprechend immer verzweifelter. Doch eigentlich sehr offensichtliche Geldquellen scheint man einfach zu ignorieren.

Das Unternehmen macht demnach keinerlei Bemühungen, die Notebooks von aus Kostengründen entlassenen Mitarbeitern einzusammeln. Das berichten mehrere ehemalige Mitarbeiter gegenüber "Wired". Eric Frohnhoff ist einer von ihnen. Er machte Schlagzeilen, als er sich auf eine öffentliche Diskussion mit Musk einließ - und danach prompt entlassen wurde (hier erfahren Sie mehr). Das war im November. Doch sein Firmen-Notebook wollte niemand von ihm wiederhaben.

Was ist mit den Notebooks

Dabei würde sich das durchaus lohnen. Bei dem Notebook handelt es sich um ein Macbook Pro mit M1 Pro-Chip. Den Nachfolger hat Apple erst letzte Woche in den Handel gebracht (hier finden Sie unseren Test). Als wiederaufbereitetes Gerät bringt selbst Frohnhoffs Modell noch fast 1300 Euro, neu kostet es mindestens 1800 Euro. Bei dem ehemaligen Twitter-Entwickler steht es nun im Schrank. "Ich lasse es gerne hier gerne staub sammeln", freut er sich gegenüber "Wired".

Dabei könnte Twitter das Geld gut gebrauchen. Seit der Übernahme muss der Konzern keine Geschäftsberichte mehr vorlegen, nach Angaben von "The Information" sollen die Einnahmen des Konzerns im letzten Quartal 2022 im Rahmen des allgemeinen Werbecrashs und dem Trubel um Musks Übernahme aber um fast 40 Prozent eingebrochen sein. Gleichzeitig erhöhte der Kauf die finanziellen Verpflichtungen des Konzerns: Weil Musk einen Teil der Kaufsumme als Kredit aufnahm, muss Twitter jedes Jahr eine Milliarde Dollar an Zinsen zahlen. Für ein Unternehmen, das auch in seinen besten Jahren nur Einnahmen um sechs Milliarden Dollar mit einem kleinen Gewinn schaffte, ist das eine echte Herausforderung.

Musk setzt deshalb nicht nur auf sein umstrittenes Abo Twitter Blue, sondern vor allem auf eisernes Sparen. Knapp drei Viertel der Belegschaft setzte Musk vor die Tür, will den Kurznachrichtendienst mit einem kleinen Team aus "Hardcore"-Mitarbeitern weiterführen. Im Vergleich zu den übrigen Maßnahmen wirkt das fast vernünftig. Twitter weigerte sich rund um den Globus Rechnungen und Mieten zu bezahlen (hier erfahren Sie mehr), prellte seine Gläubiger so um Millionen. Und: Der Konzern verkaufte, was nicht niet- und nagelfest war. Neben Bürostühlen wurde sogar Kleinkram wie Tastaturen zu Geld gemacht.

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Angst vor der Nachfrage

Dass Twitter nun seine Laptops nicht zurückzuwollen scheint, verwundert da. Dabei kommt es durchaus vor. In Firmen wie Airbnb hatte man etwa entlassenen Mitarbeitern die Geräte als Teil der Abfindung überlassen. Viele der betroffenen Twitter-Mitarbeirter fragen allerdings lieber nicht nach. Weil Musk vielen ehemaligen Mitarbeitern noch ihre Abfindungspakete schuldet, fürchten sie etwa, mit den nicht zurückgegebenen Notebooks einen Teil ihrer Ansprüche verlieren zu können, klagen sie gegenüber "Wired".

Nach Angaben eines weiteren Ex-Angestellten könnte nun aber Bewegung in die Sache kommen. Im Rahmen einer Umfrage soll Twitter bei einigen der Entlassenen nach dem Verbleib von Firmengegenständen wie Zugangskarten, Ladegeräten und Firmen-Smartphones gefragt haben. Und eine Adresse für die Rückgabe genannt haben. Tastaturen, Mäuse sowie Bildschirme und die zugehöreigen Kabel seien aber explizit von der Rückgabe ausgeschlossen. Eine Geräte-Art kommt in der Umfrage aber nicht vor: Laptops.

Quellen: Wired, The Guardian, The Information

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